Warum wir das bedingungslose Grundeinkommen brauchen

Ein weiterer Auszug aus dem Buch "Sonst knallt's - Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen"

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Die am Dienstag erschienene Bertelsmann Studie hat es abermals unterstrichen: Altersarmut wird sich in Zukunft in Deutschland massiv ausbreiten. Die Gründe hierfür sind zahlreich:

Millionen von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen (in Deutschland arbeiten 8,7 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor - das sind fast 25% aller Arbeitnehmer), die Digitalisierung und die Industrie 4.0, zudem der historische Niedrigzins der EZB, welcher eine nachhaltige Altersvorsorge fast unmöglich macht und uns bei steigender Inflation schleichend enteignet. Hinzukommen die kontinuierlich steigenden Preise für Immobilien und die damit verbundenen Mietpreissteigerungen in vielen Regionen des Landes und die bei weitem nicht so stark steigenden Löhne. All diese Zutaten kreieren eine tickende Zeitbombe an die sich die Politik (noch) nicht herantraut.

Da man sich heute, anders als zu Urzeiten nicht mit den wichtigsten Dingen des Lebens selbst versorgen kann, sondern Geld zum Überleben braucht, ist das Bedingungslose Grundeinkommen ein Menschenrecht. Humanitäre Gründe zählen in Politik und Wirtschaft anscheinend wenig, deswegen wird offensichtlich eher die Abschaffung der Arbeitsplätze durch die Industrie 4.0 und die Digitalisierung das Argument für die Einführung des BGE liefern. Mittlerweile gewinnt das Thema an Dynamik. In Schleswig-Holstein will sich nun die neue Jamaika-Koalition mit dem Thema Grundeinkommen befassen. In Deutschland wäre dies der erste große Versuch einer Regierung

Etwas Neues muss her, wir fordern eine Steuerrevolution, ein neues Geldsystem und ein bedingungsloses Grundeinkommen und verweisen auf Albert Einstein: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."

Grundeinkommen schafft Gleichgewicht am "Arbeitsmarkt"

Es gibt vier mögliche Gründe, weshalb Frauen und Männer erwerbstätig sein möchten:

  1. Sie erkennen einen Sinn im Ziel und Zweck eines bestimmten Unternehmens oder Projekts;
  2. Sie haben Freude an ihrer Tätigkeit;
  3. Sie haben Freude an der Zusammenarbeit mit andern Menschen, an sozialen Kontakten, an Anerkennung, Renommee oder Status;
  4. Geld.

In Wirklichkeit müsste es doch so sein: Je sinnloser oder übler ich ein Unternehmen finde; je anstrengender, würdeloser oder langweiliger eine Arbeit ist; je weniger ich meine Kolleginnen und Kollegen ausstehen kann; je geringer die Aussicht auf Anerkennung für meine Arbeit ist - desto mehr sollte ich den Lohnzettel im Blick haben. Kurzum: Je unattraktiver eine Arbeit, desto höher müsste im Grunde das "Schmerzensgeld" sein.

Warum das meist nicht so ist? Ganz einfach: Es gibt kein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Vor allem für Menschen mit weniger guten beruflichen Qualifikationen führt das dazu, dass sie praktisch nicht Nein sagen können. Nein zu physisch sehr anstrengenden, schmutzigen oder ekligen Arbeiten. Nein zu extrem monotonen Tätigkeiten. Nein zu schlecht geführten Unternehmen oder zu Vorgesetzten, von denen sie unwürdig behandelt werden. Nein zu Unternehmen, die ihre Kunden lediglich übers Ohr hauen wollen.

Genau darum - weil hier nur eine Seite Nein sagen kann - ist der "Arbeitsmarkt" kein Markt. Was ist das Wesensmerkmal von Märkten? Genau: Sie müssen nicht jeden Mist kaufen. Sie können als Kunde jederzeit Nein sagen ... Doch Arbeitnehmer müssen aus ökonomischem Zwang etwas machen, um so das Existenzminimum zu sichern. Erst ein BGE würde daher echtes Gleichgewicht am Arbeitsmarkt herstellen.

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