Produktlebensdauer: EU-Parlament gegen "Software-Obsoleszenz"

Die EU-Abgeordneten fordern in einem Bericht, dass für grundlegende Computerprogramme ein "angemessener Nutzungszeitraum" mit einer Update-Garantie festgelegt wird. Wichtige Software-Aktualisierungen sollen auch wieder rückgängig gemacht werden können.

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Produktlebensdauer: EU-Parlament gegen "Software-Obsoleszenz"

(Bild: Eduardo Woo, CC BY-SA 2.0)

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Das EU-Parlament hat am Dienstag eine Entschließung verabschiedet, in dem es sich für eine "längere Lebensdauer für Produkte" einsetzt. Es verlangt darin etwa Maßnahmen gegen die "geplante Obsoleszenz". Damit wollen sie verhindern, dass Hersteller bewusst Schwachstellen in ein Gerät oder ein Produkt einbauen, um deren Lebensdauer zu verkürzen. Da der Nachweis für derlei Praktiken oft schwierig zu erbringen ist, drängen die EU-Abgeordneten die Kommission dazu, ein unabhängiges System entwickeln zu lassen, um Betrugsfälle festzustellen. Der Berichterstatter Pascal Durand von den Grünen begrüßte das Votum, "denn wir dürfen die ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen einer solchen Wegwerfgesellschaft nicht länger ignorieren".

Für den Softwarebereich regen die Volksvertreter an, dass Lieferanten und Hersteller mehr Transparenz walten lassen. Sie sollen in Verträgen einen Mindestzeitraum angeben, in dem für Betriebssysteme Sicherheitsupdates bereitgestellt werden. Auch ein "angemessener Nutzungszeitraum" sei festzulegen. Dies müsse auch für eingebettete Systeme gelten, wobei die Produzenten hier zusätzlich Kompatibilitätsinformationen mitliefern sollten. Neue grundlegende Software habe generell "mit der vorausgehenden Generation" zusammenzuspielen. Ferner rufen die Parlamentarier nach einer Möglichkeit, "essenzielle Software-Aktualisierungen" wieder rückgängig zu machen.

Die Abgeordneten fordern generell Mindeststandards für langlebigere Produkte und deren "Widerstandsfähigkeit", die mithilfe europäischer Normungsorganisationen festgelegt werden könnten. Geräte oder Software sollen ihnen zufolge modular gebaut werden, damit sie leicht repariert und nachgerüstet werden können. Derzeit haben etwa Smartphones laut EU-Angaben eine durchschnittliche Lebensdauer von ein bis zwei Jahren. Auch bessere Informationen über die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und eine aktive Förderung "zirkulärer Wirtschaftsmodelle" etwa über Steueranreize hält das Parlament für nötig. Es weist darauf hin, "dass durch die Stärkung des Grundsatzes der erweiterten Herstellerverantwortung und die Festlegung entsprechender Mindestanforderungen Anreize für eine nachhaltigere Produktgestaltung geschaffen werden können". (mho)