Kinderklinik Kiel: Roboter Zora soll mit Star Wars Kinderaugen zum Leuchten bringen

In der Kieler Kinderklinik arbeiten nun auch humanoide Roboter. Sie motivieren, zeigen Fitnessübungen und unterhalten mit Star-Wars-Geschichten und Tanzeinlagen.

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Kinderklinik Kiel: Roboter Zora soll mit Star Wars Kinderaugen zum Leuchten bringen

(Bild: consyst.nl)

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  • dpa

Als nach eigenen Angaben erstes deutsches Kinderkrankenhaus setzt die Kieler Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II humanoide Roboter ein. "Das gibt es bisher noch nicht in deutschen Krankenhäusern", sagt der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Jens Scholz.

Die Roboter heißen "Zora" und sollen junge Patienten zu Fitnessübungen motivieren, an die Einnahme von Medikamenten erinnern und sie auch mit Star-War-Erzählungen oder Tanzeinlagen unterhalten. Ein Ersatz für Pfleger sind sie aber nicht. Etwa 30 Übungen beherrscht die Maschine, ihre Stimme klingt freundlich. Die Anweisungen des humanoiden Roboters sind präzise: "Linkes Bein strecken", sagt die 59 Zentimeter große Maschine und macht die Übung vor.

Zunächst kommen beide Roboter am Standort Kiel zum Einsatz, einer von beiden soll künftig in Lübeck genutzt werden. "Die Roboter sollen unsere Therapie unterstützen, aber keine Physiotherapie übernehmen", sagt Stefanie Fimm. Die leitende Physiotherapeutin des UKSH sieht in ihren neuen Kollegen eine "gute Motivationsunterstützung" bei der Behandlung der Kinder und verspricht sich einen leichteren Zugang zu ihnen. Die Roboter sollten vor allem als Belohnung der Patienten nach der Physiotherapie zum Einsatz kommen.

Dann tanzt der 4,5 Kilogramm schwere Roboter beispielsweise den "Gangnam Style". Freude bei kleinen Patienten dürfte auch Zoras Vorführung der Star-Wars-Geschichte auslösen, inklusive geschmeidiger Lichtschwert-Bewegungen samt passender Klanguntermalung. Fimm hofft auf "ganz viel Freude" der Patienten. Da Zora neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch, Japanisch und Niederländisch spricht, kann er auch ausländische Kinder behandeln. Arabisch und Türkisch sollen folgen.

Klinikdirektor Ulrich Stephani tritt Befürchtungen entgegen, der menschliche Faktor werde damit abgeschafft. "Es ist ja nicht so, dass wir zu viel Pflege in den Krankenhäusern haben", sagt er. Als "absurd" bezeichnet er Gedanken, Roboter könnten als Ersatz für Pfleger agieren.

Mit 35.700 Euro hat die Förderstiftung des Klinikums die beiden Roboter finanziert. Das niederländische Akronym steht für "Zorg Ouderen Revalidatie en Animatie" und steht für Altenpflege, Rehabilitation und Animation. Nach Angaben des UKSH sind weltweit bereits 400 Exemplare im Einsatz.

Pflegeroboter sind seit Jahren ein wichtiges Forschungsthema. Beispielsweise entwickelte das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie "Alias", um ältere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen und zu Aktivität und Kommunikation zu motivieren. Forscher der Hochschule Ravensburg-Weingarten bauten Assistenzroboter "Marvin", um körperlich eingeschränkten Menschen das Leben zu erleichtern. Noch stärker setzen die Japaner auf Robotik in der Pflege. Auch in Kiel sind bereits Roboter im Einsatz. Alle zwei Wochen unterhält Roboter "Emma" die Demenz-Wohngruppe der Diakonie Altholstein mit bekannten Schlagern. Für Roboter "Zora" ist bereits eine weitere Aufgabe im Rahmen eines Autismusprojekts geplant. (mfi)