RoboCup-Weltmeisterschaft: Der schwer durchschaubare Wettbewerb der Rettungsroboter

Die Roboter in der Rescue Robot League werden mit immer neuen Aufgaben konfrontiert. In diesem Jahr ist etwa das Szenario "Curb" erst kurz vor dem Turnier zum Aufgabenkatalog hinzugekommen.

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RoboCup-Weltmeisterschaft: Der schwer durchschaubare Wettbewerb der Rettungsroboter

(Bild: heise online / Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske

Die Rescue Robot League zählt beim RoboCup zu den Wettbewerben, die für Zuschauer am schwersten nachzuvollziehen sind. Die generelle Idee ist klar: Roboter sollen in einer nachgestellten Katastrophenumgebung die Rettungsarbeiten unterstützen. Aber wie die Leistung im einzelnen gemessen wird, ist dann doch einigermaßen schwer zu verstehen. Bei der RoboCup-Weltmeisterschaft in Nagoya hat uns jetzt Johannes Pellenz, einer der Organisatoren der Liga, während einer Führung durch die Arena den Wettbewerb genauer erklärt.

Die RoboCup Rescue Robot League entwickelt sich in enger Abstimmung mit dem US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST). Ein Ziel ist es, die Leistung von Robotern mithilfe von Standardtestmethoden messbar zu machen. Deswegen bietet die Rescue Arena auch keine naturalistische Nachbildung einer Katastrophe, sondern unterteilt sich in mehrere Bereiche, in denen unterschiedliche Fähigkeiten von Robotern auf reproduzierbare Weise getestet und quantifiziert werden können.

RoboCup-WM 2017: Rescue Robot League (14 Bilder)

Johannes Pellenz erläutert den Tagesplan der Rescue Robot League, der zeigt, wann welches Team für welchen Test vorgesehen ist. Das sieht schon recht kompliziert aus …
(Bild: heise online / Hans-Arthur Marsiske)

Im Turnier in Nagoya sind das 21 Einzeltests, bei denen es etwa um Mobilität, die Erstellung von Umgebungskarten oder Manipulation geht. Daneben bietet eine RoboCup-WM auch immer die Gelegenheit, Ideen für neue Tests zu sammeln und auszuprobieren. So kommen ständig neue Aufgaben hinzu, manchmal auch recht kurzfristig. Das Regelwerk dieser Liga sei "eine einzige Katastrophe", sagt Pellenz – was ja irgendwie passt, schließlich gibt es bei einem realen Unglück auch keine festen Regeln.

In diesem Jahr sei etwa das Szenario "Curb" erst kurz vor dem Turnier zum Aufgabenkatalog hinzugekommen. Hierbei müssen die Roboter einen etwa zehn Zentimeter hohen Balken überwinden, auch wenn sie ihn nur schräg ansteuern können. In der Realität entspricht das hohen Bordsteinen. Andere Aufgaben sind schon länger etabliert, etwa die Erstellung genauer Umgebungskarten auf unebenem Untergrund: Hier besteht die Herausforderung darin, die ständigen Schwankungen des Roboters auszugleichen, um die Sensordaten vergleichbar zu machen.

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Natürlich beeinflussen auch Erfahrungen mit realen Katastrophen die Gestaltung des Wettbewerbs. So hat das Unglück im Atomkraftwerk von Fukushima gezeigt, dass es nicht ausreicht, wenn ein Roboter Treppen bewältigen kann – was für sich schon schwierig genug ist. Aber häufig sind Treppen nach einer Katastrophe durch Hindernisse blockiert, die entweder überwunden oder weggeräumt werden müssen. Entsprechend findet sich in der Rescue Arena jetzt auch eine Treppe, deren Stufen durch Holzbalken versperrt sind – genau definiert in Größe und Winkel, sodass die Anforderungen exakt reproduziert werden können.

Es finden immer mehrere Einzeltests gleichzeitig in der Arena statt. Dabei sind die Leistungen der Teams von außen nur bedingt zu beurteilen. Schließlich geht es nicht nur darum, wie gut sich der Roboter bewegt, sondern vor allem um die Daten, die er an den Operator übermittelt oder selbst aufbereitet. Das alles wird mit einem komplizierten Punktesystem erfasst und bewertet, das sich selbst in ständiger Entwicklung befindet. Die Sieger in dieser Liga mögen für die Zuschauer daher nicht so klar zu erkennen sein wie bei den Fußballligen. Der potenzielle Nutzen des Wettbewerbs ist dafür umso deutlicher. (anw)