Disney ändert Strategie, plant eigene Streaming-Dienste

Der Walt-Disney-Konzern kündigt Netflix die Freundschaft. Ab 2019 sollen neue Disney- und Pixar-Filme nur noch im neuen, konzerneigenen Streamingdienst laufen. Bereits 2018 kommt ein Sport-Service.

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Torbogen mit Aufschrift "Walt Disney"

Einfahrt zum Disney-Filmstudio in in Burbank, Kalifornien.

(Bild: Coolcaesar CC BY-SA 4.0)

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Disneys Konzernchef Bob Iger stellte die neue Strategie vor.

(Bild: Angela George CC BY-SA 3.0)

Die Walt Disney Company setzt zukünftig auf direkte Geschäftsbeziehungen mit Verbrauchern. Diese neue Strategie hat der Konzern Dienstagabend nach US-Börsenschluss vorgestellt. Disney möchte selbst Streamingdienste betreiben und übernimmt dafür die Mehrheit an der Streamingfirma BAMTech. Sie ab wird Ende 2019 einen Disney-Streamingservice anbieten. Nur noch dort sollen US-Kunden neue Filme der Walt-Disney-Studios Pixar und Disney streamen können, nachdem sie im Kino gelaufen sind.

Derzeit sind solche Produktionen auf Netflix zu sehen. Dessen Aktienkurs fiel im nachbörslichen Handel nach Disneys Ankündigung um drei Prozent, obwohl Netflix zuvor selbst neue Initiativen bekanntgegeben hatte. Allerdings müssen Netflix-Abonnenten 2019 nicht völlig auf Disney-Inhalte verzichten. Die Verträge für bestimmte TV-Produktionen Disneys dürften noch etwas länger laufen.

Gleichzeitig möchte Walt Disney Geld in die Hand nehmen, um zusätzliche Filme und TV-Produktionen sowie kürzere Videos herzustellen. Sie können dann ebenfalls über den eigenen Abodienst gestreamt werden. Wie die Produktionen der Walt-Disney-Studios Marvel und Lucasfilm (Star Wars) vermarktet werden sollen, hat der Konzern nach eigenen Angaben noch nicht entschieden.

Werbesujet für den britischen Streamingdienst Disneylife

(Bild: Disneylife)

Der neue Disney-Streamingdienst soll nicht nur in den USA, sondern auch in einer Reihe anderer Länder angeboten werden. Zu Details hält sich Walt Disney noch bedeckt. Je nach Land wurden die Streamingrechte für Filme und TV-Sendungen an unterschiedliche Abnehmer für unterschiedliche lange Laufzeiten vergeben. Auch das ist ein Grund, in zusätzliche Produktionen zu investieren: Sie wurden noch nicht verkauft und können sofort exklusiv selbst vermarktet werden. In Großbritannien betreibt der Konzern bereits einen eigenen Streamingdienst namens Disneylife.

Bereits Anfang 2018 wird BAMTech einen Streamingdienst für Sportübertragungen unter der Marke ESPN auf den US-Markt bringen. Zusätzlich zu dem, was in den USA in ESPN-TV-Kanälen gezeigt wird, sollen online mehr als 10.000 weitere Sportereignisse pro Jahr übertragen werden. Der Fokus wird auf den großen US-Ligen für Baseball (MLB), Eishockey (NHL) und Fußball (MLS) sowie Universitätssport und den Grand-Slam-Tennisturnieren liegen. Für NFL-Football hat Disney aber offenbar keine Streamingrechte.

In Kooperation mit Discovery hat BAMTech einen Europa-Ableger namens BAMTech Europe geschaffen. Ab 2018 wird BAMTech Europe das Sportstreaming der Discovery-Tochter Eurosport betreiben. Deren Online-Angebot soll dabei erweitert werden.

BAMTech gehörte ursprünglich der US-Baseballliga MLB. Vergangenes Jahr erwarb Disney ein Drittel und zahlte dafür eine Milliarde US-Dollar. Nun übernimmt Disney weitere 42 Prozent und gibt dafür 1,58 Milliarden Dollar hin. Die restlichen 25 Prozent halten die MLB und die Eishockeyliga NHL.

Im dritten Quartal des Finanzjahres 2017 (bis 1. Juli) hat Disney weniger Geld verdient als im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Betriebsgewinn ist um zehn Prozent auf vier Milliarden US-Dollar gefallen, der Reingewinn um neun Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar. Der Quartalsumsatz ist mit 14,2 Milliarden Dollar fast gleich hoch wie ein Jahr zuvor.

Davon kommen 5,9 Milliarden Dollar aus dem TV-Geschäft, 4,9 Milliarden aus Themenparks und Hotels, 2,4 Milliarden aus dem Studiogeschäft und 1,1 Milliarden aus dem Devotionalienhandel und Computerspielen. Einzig Themenparks und Hotels konnten sowohl Umsatz (+12%) als auch Betriebsgewinn (+18%) steigern. Bei Devotionalien und Computerspielen hatte Disney den Sparstift angesetzt, so dass zumindest in diesem Quartal der Betriebsgewinn um zwölf Prozent höher ausgefallen ist. TV-Geschäft (-22%) und Studios (-17%) erwirtschafteten indes einen deutlich geringeren Betriebsgewinn. (ds)