Nach Charlottesville: Intel-Chef verlässt Berater-Gremium der Trump-Regierung

Nach dem gewalttätigen Aufmarsch von rassistischen Gruppen in Virginia und dem Tod einer Gegendemonstrantin reagiert die Tech-Branche auf die Ereignisse. Mehrere Hoster wollen ihre Geschäftsbedingungen gegen Nazi-Gruppen nun strikter durchsetzen.

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Nach Charlottesville: Intel-Chef verlässt Berater-Gremium der Trump-Regierung

Rechtsradikale während "Unite the Right" in Charlottesville, Virginia

(Bild: Unicorn Riot)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Nach dem mutmaßlichen rechtsradikalen Anschlag in Charlottesville, bei der eine Gegendemonstrantin getötet wurde, ziehen mehrere US-Konzerne Konsequenzen. Intel-Chef Brian Krzanich zog sich nun aus Protest aus dem American Manufacturing Council zurück, das die Regierung von Donald J. Trump in Fragen um die produzierende Industrie berät.

In einem Blogartikel begründet Krzanich seinen Rückzug: "Ich habe mich heute an alle Führer in Washington gewandt, die Rassisten und ihresgleichen zu verurteilen, die durch Charlottesville marschiert sind und gewalttätig wurden." Doch viele in Washington seien eher damit beschäftigt, jeden anzugreifen, der nicht ihrer Meinung sei. "Wir sollten aber diejenigen ehren, die für Gleichheit und amerikanische Werte eingestanden haben – und sie nicht attackieren", schreibt Krzanich.

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Krzanich reagierte nun offenbar auf die Statements des US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte zuerst nur sehr vage die Gewalt "auf allen Seiten" verurteilt. Erst zwei Tage nach den Gewaltausbrüchen trat der Präsident mit einem Statement vor die Presse, in dem er rassistische Gruppen wie den Ku-Klux-Klan ausdrücklich verurteilte.

[Update 15.8.2017 10:18] Intel-Chef Krzanich war vor der Präsidentschaftswahl schon als Trump-Unterstützer in Erscheinung getreten, hatte aber ein Spendensammel-Dinner für Trump nach Protesten innerhalb Intels wieder abgesagt. Damals hatte er schließlich erklärt, man wolle mit beiden Präsidentschaftskandidaten in einen offen Dialog über wichtige Themen für die Hightech-Industrie treten. Kurz nach der Amtseinführung Trumps hatte Krzanich bei einem Treffen mit dem neun US-Präsidenten angekündigt, 7 Milliarden US-Dollar in die Fertigstellung der Fab 42 in den USA zu investieren.[/Update]

Vor Krzanich hatten sich bereits der Vorstandsvorsitzenden des Pharmakonzerns Merck, Ken Frazier, und der Chef des Sportartikelherstellers Under Armour, Kevin Plank, wegen der Reaktion der US-Regierung auf den Anschlag in Charlottessville aus dem Regierungs-Gremium zurückgezogen. Zunächst hatte der US-Präsident die Kritik nicht akzeptiert – stattdessen beschimpfte er Frazier auf Twitter.

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Auch andere Firmen regieren auf die Ereignisse in Charlottesville. So hat sich nach GoDaddy auch Google geweigert, die Neonazi-Website "The Daily Stormer" zu hosten. "Wir haben uns entschlossen, die Registrierung der Website bei Google Domains zu stornieren, weil sie gegen unsere Geschäftsbedingungen verstößt", erklärte der Konzern gegenüber US-Medien.

Auch das Unternehmen Discord, das Kommunikationsdienste für Gamer bereitstellt, zieht Konsequenzen. So hat das Unternehmen einen öffentlichen Server gesperrt, der mit Altright.com assoziiert gewesen sei, dazu verschiedene Nutzeraccounts. "Unsere Nutzungsbedingungen verbieten ausdrücklich Belästigungen, Drohungen und Aufrufe zur Gewalt", erklärt der Unternehmenschef Jason Citron.

Auch Crowdfunding-Anbieter wollen nicht mit den rechtsradikalen Gruppen assoziiert werden. So meldet die Nachrichtenagentur Reuters, dass GoFundMe bereits mehrere Spendenkampagnen gestoppt habe, die Geld für den mutmaßlichen Täter sammeln wollten, der mit seinem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gerast war und so eine Frau getötet und 19 weitere Menschen verletzt hatte. Die Website wird häufig benutzt, wenn Menschen in finanzielle Notlagen geraten. Auch die Konkurrenten Kickstarter und IndieGoGo wollen kein Geld für den Attentäter sammeln.

Die bisher unbekannte Website RootBocks, die dennoch eine Sammelaktion für den Organisator der rechtsradikalen Aufmarschs ausrichtete, bekam ebenfalls Ärger mit ihrem Hoster. Das Unternehmen teilte auf Twitter mit, das es bereits einen neuen Provider gefunden habe und seine Daten derzeit auf einen neuen Server übertrage. (jk)