Die Bundeswehr auf dem "neuen digitalen Gefechtsfeld"

Das neue Kommando "Cyber- und Informationsraum" formiert sich. 2021 will man die volle Einsatzbereitschaft melden.

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Cyber-Kämpfer

(Bild: dpa, Dover Zahal/IDF)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers
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Schritt für Schritt stellt sich die Bundeswehr auf die Herausforderung ein, auch auf dem "neuen digitalen Gefechtsfeld" antreten zu können. Auf einer vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und dem Anwenderforum für Fernmeldetechnik, Computer, Elektronik und Automatisierung veranstalteten Tagung in der IT-Stadt Koblenz wurde deutlich, wie umfangreich das Cyber-Projekt ist.

Zwar freute sich die Staatssekretärin Katrin Suder zur Eröffnung, wie schnell man das Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoCIR) gestemmt habe, doch die militärische "Full Operational Capability" wird man erst 2021 erreiche, wie es Generalleutnant Ludwig Leinhos, Kommandeur des KdoCIR ausführte. Die fünfte Dimension der Kampfführung will mit Geduld erobert werden.

Im ersten Schritt werden sich die in Bonn, Berlin und München ansässigen Cyberkrieger der Bundeswehr am erweiterten "Cyber-Abwehrzentrum Plus" beteiligen, das in der nächsten Legislaturperiode vom Bundestag beschlossen werden soll. Gleichzeitig werden neue Ausbildungswege zum Cyberkämpfer erprobt: Die ersten 31 Spezialisten haben in einem Pilotprojekt zum 3.7.21017 ihren Dienst angetreten und sollen am 1.7.2019 in den "Wirkbetrieb" gelangen.

Bereits jetzt stehen rund 200 IT-Spezialisten als Reservisten oder Freiwillige ohne Wehrdiensterfahrung bereit, die Bundeswehr im Cyberraum zu unterstützen. Mit 11 neuen Professuren für Cybersicherheit hat das KdoCIR an der Bundeswehr-Universität München den Grundstein für Spitzenforschung in der IT-Wehrtechnik gelegt, hinzu kommt das Forschungszentrum Code, wo etwa untersucht wird, wie Kommandos im Gefechtsfeld durch die Blockchain-Technologie abgesichert werden können.

Doch die Cyberfähigkeiten der Bundeswehr gehen erheblich weiter als in der Verteidigung gegenüber erfolgreich erkannten und einem Staat zugeordneten Cyberattacken. Während in Koblenz Staatssekretärin Suder auftrat, war ihre Ministerin Ursula von der Leyen in Tallinn unterwegs, wo die Europäische Cyberübung "EU CYBRID 2017" gestartet wurde.

Weil dort in den elektronischen Kampfszenarien Blau gegen Rot antritt und unverkennbar eine russischer Angriff simuliert wird (wie er mutmaßlich auf den Bundestag erfolgte), ist die Linke ungehalten und spricht von einem digitalen Feldzug gegen linke Politik und den russischen Cy-Bären.

In Koblenz machte unterdessen Brigadegeneral Christian Leitges am Beispiel des künftigen Mehrzweckkampfschiffes 180 deutlich, welch wichtige Rolle die "Cyberresilienz" im Cyberraum hat. So ein Schiff, das 20 bis 30 Jahre durchhalten muss, muss mit all seinen Systemen gegen Cyberattacken aller Art gerüstet sein.

Nicht auszudenken, wenn sich in Stuxnet-Manier ein Schadprogramm über die Belüftungstechnik in die Kampf- oder Antriebstechnik von MKS 180 vorarbeitet. Die größte Gefahr sah Leitgas in Tailored Access Operations, bei denen Schadsoftware gezielt eingebracht wird. Dazu zeigte er das TAO-Bild der NSA aus den Snowden-Files, womit sich auch die Bundeswehr als Nutznießer der NSA-Enthüllungen entpuppte. (jk)