Serienstart von Star Trek Discovery: Wo schon ganz viele zuvor gewesen sind

In den USA startet die neue Star-Trek-Serie Discovery am Sonntag; in Deutschland ist die Prequel-Serie zu Captain Kirks Abenteuern ab Montag auf Netflix zu sehen. Vieles zum Setting von Discovery wirft allerdings noch Fragen auf.

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Serienstart für Star Trek: Discovery

Jason Isaacs als Discovery-Captain Gabriel Lorca

(Bild: Netflix / Jan Thijs)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
Inhaltsverzeichnis

Am heutigen Sonntag läuft in den USA die erste Folge der neuen Sci-Fi-Serie Star Trek: Discovery an. Am morgigen Montag wird diese Folge in Europa dann bei Netflix veröffentlicht.

Mit Discovery kommt Star Trek zum ersten Mal in über zehn Jahren zurück auf den Fernsehschirm. Davor waren Trekkies vom Start von The Next Generation (TNG) im Jahr 1987 bis zum unrühmlichen Ende von Star Trek: Enterprise (ENT) 2005 durchgehend mit frischen Trek-Folgen versorgt worden.

Sonequa Martin-Green als Michael Burnham

(Bild: Netflix / Jan Thijs)

Die erste Staffel von Discovery soll 15 Folgen beinhalten, also signifikant weniger als alle anderen Trek-Serien zuvor. Sie ist in zwei Kapitel unterteilt. Das erste dieser Kapitel soll im November enden und die erste Folge des zweiten Kapitels wird im Januar 2018 anlaufen.

Discovery spielt etwa zehn Jahre vor der ersten Star-Trek-Serie mit Captain James Tiberius "Jim" Kirk (TOS) und somit nach den Ereignissen von ENT. Diese Serie hatte mit der Gründung der Föderation der Planeten durch Captain Jonathan Archer geendet.

Discovery folgt, soviel ist bereits bekannt, den Abenteuern der Schiffe U.S.S. Shenzhou (NCC-1227) und U.S.S. Discovery (NCC-1031). Die Föderation befindet sich im Kalten Krieg mit den Klingonen und Hauptfigur Michael Burnham (der weibliche erste Offizier der Shenzhou, gespielt von Sonequa Martin-Green) wird Zeuge von Ereignissen, welche das zerbrechliche Equilibrium der beiden Mächte empfindlich stören.

Klingonen in der Originalserie, in Star Trek: Enterprise und in Star Trek: Discovery

(Bild: Netflix)

Das Aussehen und die Kultur der Klingonen wurden für die Serie zum dritten Mal in der 50-jährigen Geschichte von Star Trek neu entworfen. Sie liegen dabei laut den Produzenten näher an den ursprünglichen Konzepten, die im Vorfeld von TOS entwickelt wurden. Die neue Serie soll an vielen Punkten von der klingonischen Sprache Gebrauch machen und die Kultur dieser ikonischen Aliens weiter beleuchten. Schaut man sich die Trailer zu Discovery an, haben diese Klingonen fast nichts mehr mit der offensichtlichen Nazi/Sowjet-Metapher der Kirk-Serie zu tun. Und auch Klingone Worf aus TNG würde seine Landsleute wahrscheinlich kaum erkennen.

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Ob Discovery in derselben Zeitlinie wie die anderen Fernsehserien spielt, ist unklar. Diese Zeitlinie wird von den Star-Trek-Produzenten und von Fans als "Prime Timeline" bezeichnet. Das steht im Kontrast zur Zeitlinie des Paralleluniversums der J. J. Abrams Filme, der "Kelvin Timeline" – benannt nach der U.S.S. Kelvin, die im ersten dieser Filme zerstört wird.

Die Ausrüstung der Sternenflotte in Discovery erinnert doch stark an J. J. Abrams Star-Trek-Filme

(Bild: Netflix / Jan Thijs)

Obwohl die neue Fernsehserie im Design der Uniformen und Sets sehr stark an die Abrams-Filme erinnert, haben die Produzenten immer wieder betont, dass Discovery nicht Teil der Kelvin Timeline ist. Andererseits ist es schwer vorstellbar, wie das in Trailern und auf Vorschau-Bildern gezeigte sowohl visuell als auch thematisch in die Zeit zwischen den Missionen der beiden Enterprise-Versionen NX-1 und NCC-1701 passt. Vor allem, da die letzte Staffel von Star Trek: Enterprise ganz bewusst optische Anknüpfungspunkte zur Kirk-Era eingeführt hatte.

Im Vorfeld der Veröffentlichung der neuen Serie gab es viele Gerüchte über kreative Auseinandersetzungen zwischen Produzenten und Studio. Discovery wurde als erste Serie explizit für den neuen Streaming-Dienst CBS All Access produziert. Die Pilotfolge wird in den USA ganz normal im Fernsehen ausgestrahlt, für den Rest der Serie müssen Fans dann auf den Bezahldienst All Access umsteigen. Als Showrunner hatte CBS zunächst Brian Fuller (Pushing Daisies, Hannibal, American Gods) engagiert, der die grobe Hintergrundgeschichte der neuen Serie entwickelt hat.

Fuller, der seine Fernsehkarriere mit dem Schreiben von Deep-Space-Nine- und Voyager-Folgen begann, hatte wohl zuerst eine Anthologieserie im Sinn, bei der jede Folge andere Figuren und andere Zeitpunkte innerhalb der Star-Trek-Geschichte darstellen sollte. CBS lehnte das ab und so wurde die Idee eines Prequels zur Kirk-Serie geboren.

Rainn Wilson spielt Harry Mudd, der vielen Fans aus TOS ein Begriff sein dürfte

(Bild: Netflix / Michael Gibson)

Was folgte, war laut Berichten von Szene-Kennern das, was man in Hollywood gerne als Produktionshölle (oder Production Hell) bezeichnet. Gerüchten zufolge wollte Fuller komplexe Storylines mit sehr allegorischen Bestandteilen, die stark an vorangegangene Trek-Serien erinnert hätten. Die CBS-Bosse hingegen verlangten eine moderne Art des Story-Tellings, das eher an Ronald D. Moores Battlestar-Galactica-Reboot oder The Expanse erinnert.

Sicher ist nur, dass CBS sich in den Auseinandersetzungen durchsetzen konnte und Fuller das Produktionsteam verlassen musste. CBS spricht ihm zwar nach wie vor einen großen Teil der kreativen Arbeit an der Serie zu, Fuller stellte aber bereits letztes Jahr klar, dass er nicht mehr aktiv an Discovery mitwirkt. Auch nach Fullers Ausscheiden gab es aber wohl weitere kreative Differenzen am Set.

Außerdem halten sich hartnäckig Gerüchte, dass CBS an einer weiteren Star-Trek-Serie arbeitet, vielleicht auch weil man intern zweifelt, dass Discovery Erfolg haben wird. Nicht nur die aufgewühlte Produktionshistorie der Serie wirft dabei Fragen auf, sondern auch die Veröffentlichung über den Bezahldienst All Access. Die Befürchtung, die im Raum zu stehen scheint, ist, dass Discovery nicht attraktiv genug sein könnte, um Fernsehzuschauer in großen Mengen als All-Access-Abonnenten zu gewinnen. Paramount war mit Enterprise bereits in den 2000ern daran gescheitert, dem eigenen kostenpflichtigen Sender UPN mit einer Exklusivserie mehr Zuschauer zu verschaffen.

Die zweite Serie, die sich angeblich in der Planungsphase befindet, wird demnach von Nicholas Meyer entwickelt, dem bei Trekkies generell hoch angesehenen Regisseur des zweiten Star-Trek-Films "Der Zorn des Khan". Angeblich soll diese hypothetische Serie viel mehr dem klassischen Star Trek der TOS-Ära ähneln als Discovery. Ob diese Gerüchte stimmen, steht allerdings in den Sternen.

Captain Georgiou (Michelle Yeoh) und Commander Burnham (Sonequa Martin-Green) von der U.S.S. Shenzhou

(Bild: Netflix / Jan Thijs)

Star Trek: Discovery erscheint in Deutschland exklusiv beim Streaming-Dienst Netflix. Synchron mit der Veröffentlichung neuer Folgen in den USA erscheint auch hierzulande jede Woche eine neue Folge. Die Staffel wird also nicht, wie bei anderen Netflix-Exklusivserien eigentlich üblich, als Ganzes freigeschaltet.

Ob die Serie sich dabei an ein Star-Trek-typisches Muster von in sich abgeschlossenen Folgen hält, oder ob Discovery wie viele andere moderne Serien eine staffelübergreifende Geschichte erzählt, die viele Zuschauer wohl lieber am Stück konsumieren würden, ist ungewiss. Die relative Kürze der ersten Staffel deutet aber klar auf letztere Möglichkeit hin. (fab)