Notfall-Robotik: Punktgenauer Abwurf eines medizinischen Hilfspakets und andere Erfolge

Ein polnischer Flugroboter begeisterte mit seiner Präzision, ein studentisches Team konnte seinen Roboter weit in ein Gebäude manövrieren. Andere Teilnehmer hatten unter anderem mit den Funkverbindungen zu kämpfen.

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Notfall-Robotik: Polnischem Roboter gelingt punktgenauer Abwurf eines medizinischen Hilfspakets

Bis zum Maschinenraum schaffte es dieser Roboter

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 4 Min.
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  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Am zweiten Tag des Roboterwettbewerbs ERL Emergency in Piombino war auf dem Wettbewerbsgelände von den heftigen Regenfällen des Vorabends nicht mehr viel zu bemerken. So konnte wie vorgesehen die Zusammenarbeit von Boden- und Luftrobotern erprobt werden. Wie am ersten Tag, als Boden- und Unterwasserroboter kooperieren sollten, waren es wieder vor allem die Bodenroboter, die den Teams Punkte einbrachten.

Es begann allerdings verhalten und dauerte eine Weile, bis die ersten Roboter in Bewegung kamen. Wie so oft erwies es sich als schwierig, eine stabile Funkverbindung herzustellen. "Bei Rettungseinsätzen ist immer die Kommunikation das Problem", seufzte jemand. "Egal, ob Roboter dabei sind oder nicht."

Aber die Einbindung von Robotern macht die Angelegenheit offensichtlich nicht leichter. So konnte das Team von der ETH Zürich nur einen von zwei Bodenrobotern in Gang setzen, der aber nur einige Meter am Strand zurücklegte. Der Flugroboter hob zwar ab und flog ein wenig hin und her, konnte aber keine brauchbaren Daten übermitteln. Für das Team war das besonders enttäuschend, da es über keinen Unterwasserroboter verfügt und daher am weiteren Wettbewerb nicht mehr teilnehmen kann.

ERL Emergency: Punktgenauer Abwurf eines medizinischen Hilfspakets und andere Erfolge (10 Bilder)

Der Flugroboter der ETH Zürich ist schon in der Luft, aber der kettengetriebene Bodenroboter will noch nicht so recht — und dabei blieb es dann leider auch. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Für den dritten Tag steht die Wasser-Luft-Kooperation auf dem Programm und bei der anschließenden "Grand Challenge" müssen alle drei Domänen (Boden, Wasser, Luft) abgedeckt werden. Um die Enttäuschung etwas abzufedern, konnte das Team am Abend außer Konkurrenz noch einige Tests durchführen.

Bebot, das andere Schweizer Team, mühte sich ebenfalls eine halbe Stunde vergeblich ab, den Kontakt zum Roboter aufzubauen. Dann stellte sich allerdings heraus, dass die Ursache dafür eine Kamerastation war, die in der Zwischenzeit neben dem Kontrollzelt errichtet worden war und mit ihrem WLAN erheblich störte. Bebot wurde daher ein zweiter Start eingeräumt, der aber erst am dritten Wettbewerbstag erfolgen kann.

Vor Bebot hatte Team Telerob für das erste Highlight des Tages gesorgt. Gewohnt souverän fuhr der Bodenroboter Telemax ins Zielgebiet, fand mehrere "potenziell interessante Objekte" wie etwa Farbtafeln, die Gebäudeschäden symbolisieren, und drang ins Gebäude vor, wo er einen durch eine Schaufensterpuppe dargestellten vermissten Arbeiter fand. Was nicht klappte, war die Kooperation mit dem fliegenden Roboter. Die Drohne des Instituto Superior de Engenhario do Porto flog zwar mal kurz in die Nähe des Gebäudes, konnte aber ansonsten nichts zum Erfolg der Mission beitragen. Das Erste-Hilfe-Paket, das eigentlich abgeworfen werden sollte, hatte sie gar nicht erst an Bord genommen.

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Die erste und einzige erfolgreiche Kooperation gelang erst dem Team Raptors. Nachdem der sechsrädrige Bodenroboter vor dem Gebäude angekommen war und einen Repeater für die Funkverbindung abgesetzt hatte, startete der Flugroboter und warf ein Erste-Hilfe-Paket ab. Es landete so dicht beim Roboter, dass der Operator Mühe hatte, es zu finden. "Wir dachten erst, es wäre zu weit entfernt abgeworfen worden", sagte ein Teammitglied hinterher. Schließlich gelang es, das Paket zu greifen und ins Innere des Gebäudes zu fahren, wo es bei der dort deponierten Puppe abgelegt werden sollte. Das klappte nur deswegen nicht, weil der Roboter zu breit war, um durch einen schmalen Durchgang zu passen.

Unterdessen war der Flugroboter mit einem zweiten Erste-Hilfe-Set zurückgekehrt, um es bei einem weiteren, vor dem Gebäude platzierten Opfer abzuwerfen. Die Puppe war jedoch an einer Stelle am Rande des für die Flugroboter erlaubten Gebiets abgelegt worden, sodass sie praktisch unerreichbar war. Der Auftritt der Raptors war aber auch so beeindruckend genug.

Bemerkenswert war auch die Leistung des Teams ENSTA Bretagne, das zwar keine Unterstützung aus der Luft bekam und von zwei Bodenrobotern nur einen zum Laufen brachte. Dieser aber drang im Gebäude bis in den Maschinenraum vor und kam damit weiter als an den vorangegangenen Tagen. Das überwiegend aus Studenten bestehende Team hat sich von Tag zu Tag gesteigert und dürfte, wenn die strahlenden Gesichter nicht täuschen, hochmotiviert in den weiteren Wettbewerb gehen. (kbe)