Umfrage: Mehrheit gegen Gesichtserkennung für Werbezwecke

Kunden möchten nicht, dass in Geschäften ihre Gesichter automatisch erfasst und ausgewertet werden, um etwa Werbung zu personalisieren. Das hat eine aktuelle Umfrage nach ersten derartigen Tests ergeben.

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Umfrage: Mehrheit gegen Gesichtserkennung für Werbezwecke
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Die Mehrheit der deutschen Internetnutzer lehnt eine Gesichtserkennung in deutschen Geschäften – etwa zum Zwecke von zielgerichteten Marketing – ab. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Marktwächter-Teams Digitale Welt in der Verbraucherzentrale NRW.

Demnach sind 78 Prozent der Befragten dagegen, dass derartige Gesichtsaufzeichnungen für zielgruppenspezifische Werbung genutzt wird. Mit 71 Prozent nur unwesentlich wenige Befragte wenden sich auch gegen die Auswertung solcher Daten auch für zielgruppengerechte Rabatte. Die Analyse von Gesichtsausdrücken für die Verbesserung von Werbespots wird demnach am weitesten abgelehnt (83 Prozent), die Kritik ist jeweils unter den über 60-Jährigen am verbreitetsten.

Im Frühjahr war bekannt geworden, dass sowohl die Deutsche Post als auch die Supermarktkette Real mit Werbedisplays experimentieren, die die angezeigten Inhalte dank Gesichtserkennung an die Zuschauer anpassen sollen. Bei den Zielpersonen löst das aber Ängste vor einem Verlust der Kontrolle über private Daten aus, wie die Verbraucherzentrale nun ermittelt hat. Lediglich 24 Prozent der Befragten haben Vertrauen, dass derart gesammelte Daten nicht mit anderen Unternehmen geteilt werden. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) würden seltener oder gar nicht mehr in Geschäften einkaufen gehen, in denen solch eine Technik eingesetzt wird. "Verbraucher sind also grundsätzlich auch dazu bereit, Konsequenzen zu ziehen, wenn sie eine Gefahr für ihre Privatsphäre sehen", bilanziert Ricarda Moll von der Verbraucherzentrale NRW.

Aber die Ablehnung von Gesichtserkennung beschränkt sich nicht nur auf die Offline-Welt: 90 Prozent der Nutzer von sozialen Netzwerken lehnen demnach einen Einsatz der Technik ab, etwa wenn die für Vorschläge von Freunden genutzt wird. Am geringsten ist der Widerstand lediglich bei privaten Einsätzen: Eine Mehrheit von 56 Prozent wäre demnach damit einverstanden, wenn beispielsweise eine Überwachungskamera an der Haustür einer Privatwohnung Gesichter analysiert. Über die Akzeptanz staatlicher Überwachungsmaßnahmen, wie sie in Berlin getestet wird, sagt die Befragung aber nichts aus. (mho)