Ryzen Mobile: AMDs großer Schritt zurück in den Notebook-Markt

AMD hat die ersten Notebook-Prozessoren der Ryzen-Baureihe vorgestellt: Ryzen 7 2700U und Ryzen 5 2500U sollen auf Augenhöhe mit Intels Vierkerner der achten Core-i-Generation agieren.

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Ryzen Mobile: AMDs großer Schritt zurück in den Notebook-Markt

(Bild: AMD)

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Von
  • Florian Müssig

Nachdem AMD mit den Ryzen-CPUs seit Anfang des Jahres frischen Wind in den Desktop-PC-Markt gebracht hat, folgt nun der nächste Schritt im Mobil-Segment: Die unter dem Codenamen Raven Ridge entwickelten Kombiprozessoren mit Ryzen-CPU und integrierter Vega-GPU greifen Intel im Notebook-Markt an. Anders als früher erwähnte AMD den bisher verwendeten Marketingbegriff APU, der eine arg schwache CPU-Leistung hinter einer höheren GPU-Performance verschleiern sollte, nur noch in Fußnoten seiner Präsentation: Raven Ridge heißt offiziell Ryzen Processor with Radeon Graphics.

Die-Shot einer Raven-Ridge-CPU mit vier Ryzen-Kernen (links Mitte) und Vega-GPU (rechts)

(Bild: AMD)

Auch bei den von AMD gezeigten Benchmarks – eigene Messungen konnten wir mangels Hardware noch nicht vornehmen – wurden keine obskuren Sonderfälle präsentiert, sondern klassische CPU-Benchmarks wie Cinebench R15. AMDs Zahlen haben es in sich: Der Ryzen 7 2700U soll auf einer AMD-Referenzplattform über 700 Cinebench-Punkte schaffen. Zum Vergleich: Wir haben Intels Vierkern Core i5-8250U in einem 15,6-Zoll-Notebook mit 550 Punkten gemessen; in flachen 13,3-Zöllern sollte der Prozessor wegen kleinerer Kühllösungen bei rund 500 Punkten landen. Dass das Kühlsystem bei allen Leistungsmessungen von Notebooks der entscheidende Faktor ist, erkennt auch AMD an: Lässt man den Cinebench R15 in einer Schleife laufen, was Notebook und Kühler insgesamt aufheizt, sollen je nach Kühllösung nur noch 448 bis 553 Punkte drin sein.

Freilich hat sich AMD nicht auf die CPU-Leistung allein beschränkt: Die integrierte GPU mit Vega-Architektur soll die schnellste ihrer Art sein und im 3DMark Timespy über 900 Punkte erzielen, was über das Doppelte von Intels aktueller HD 620 wäre. Allerdings gilt der 3DMark-Wert nur für das Topmodell Ryzen 7 2700U: Die GPU des Ryzen 5 2500U enthält nur 8 statt 10 Shadereinheiten, die zudem mit geringerem Takt laufen. Abseits der 3D-Leistung unterscheiden sie sich nicht: Beide dekodieren aktuelle Video-Codecs inklusive H.265/HEVC und VP9 vollständig in Hardware; für H.264 und H.265 ist auch ein Hardware-Encoder an Bord. Ebenso sind Freesync, HDR oder beides zusammen möglich.

AMDs Ryzen-Prozessoren für Notebooks
Prozessormodell Kerne / Threads CPU-Takt L3-Cache GPU GPU-Takt
Ryzen 7 2700U 4 / 8 2,2 GHz (Turbo bis 3,8 GHz) 4 MByte 10 Vega-CUs bis 1,3 GHz
Ryzen 5 2500U 4 / 8 2,0 GHz (Turbo bis 3,6 GHz) 4 MByte 8 Vega-CUs bis 1,1 GHz

Wir sind gespannt, wie sich erste Notebooks mit Ryzen-Prozessor bei uns im Labor schlagen werden. So oder so ist allerdings klar, dass AMD einen ernstzunehmenden Konkurrenten zu Intels achter Core-i-Generation auf den Markt bringt, der denselben Leistungbereich abdeckt und auch dieselben Notebook-Bauformen erlaubt: Beide haben nominal 15 Watt TDP (Thermal Design Power), die sich je nach Gerätedesign mittels cTDP (configurable TDP) auf bis zu 25 Watt erhöhen oder auf bis zu 9 (AMD) respektive 10 Watt (Intel) absenken lässt.

Bei den Turbo- und Stromsparfunktionen hat AMD ebenfalls gleichgezogen: Die Turbofunktion Precision Boost 2 erhöht den Prozessortakt je nach Anzahl der abzuarbeitenden Threads; bei guten Kühllösungen respektive geringen Chiptemperaturen legt der "Super-Turbo" mXFR (Mobile XFR) noch eine Schippe obendrauf. Der gesamte Chip wird über einen Spannungsregler versorgt, eine feinere Regelung erfolgt dann direkt auf dem Die je nach Funktionseinheit. Unbenutzte CPU- oder GPU-Einheiten werden mittels Power Gating vollständig abgeschaltet.

Raven Ridge: Die komplette AMD-Präsentation (54 Bilder)

(Bild: AMD)

In den USA sollen noch vor Weihnachten drei Notebooks mit den neuen Ryzen-Prozessoren auf den Markt kommen, die allesamt im mittleren bis höheren Preissegment angesiedelt sind: Lenovo bringt den 13,3-Zöller IdeaPad 720s, Acer und HP die 15,6-Zöller Swift 3 beziehungsweise Envy x360 auf den Markt. Während HP Deutschland auf Nachfrage noch nicht mitteilen konnte, ob es das Ryzen-bestückte Envy x360 auch hierzulande geben wird, wollen Acer und Lenovo ihre Ryzen-Notebooks in Deutschland verkaufen. Das Acer Swift 3 soll es ab Ende Dezember zu Preisen ab 800 Euro geben. Lenovo Deutschland konnte noch keinen Preis nennen, plant den hiesigen Marktstart aber auch erst für Februar 2018. (mue)