BKA-Chef: Deutsche Fingerabdrücke kommen nach Schengen

Als erstes Land Europas will Deutschland seine Fingerabdruck-Datenbank AFIS an das SIS II anschließen, verkündete BKA-Präsident Münch auf der Herbsttagung seiner Behörde.

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AFIS: Deutsche Fingerabdrücke kommen nach Schengen

BKA-Präsident Holger Münch

(Bild: bka.de)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

BKA-Präsident Holger Münch hat zum Abschluss der Herbsttagung seiner Behörde angekündigt, dass Deutschland als erstes europäisches Land seine Fingerabdruck-Datenbank AFIS an das Schengener Informationssystem SIS II anschließt. "Bisher können wir dort nur nach Personennamen fahnden. Die Fahndung allein mittels Fingerabdruck muss dringend modernisiert werden". Unter Frankreichs Federführung arbeite Deutschland an einem neuen Abfragesystem mit, das den Abruf von Fingerabdrücken und weiteren Biometrie-Daten nach dem Prümer Vertrag über ganz Europa hinweg vereinfache.

Zuvor hatte Münch in seiner Keynote zur "Polizei 2020" ein Plädoyer für einheitliche Schnittstellen und IT-Standards gehalten. Die aktuelle Situation sei sehr unbefriedigend. Wer beim BKA Verbrechensmuster erkannt habe und Daten aus den Bundesländern zusammenführen möchte, müsse zunächst eine Errichtungsanordnung beantragen. "Dann fordern wir die Daten aus den Ländern an. Die Länder versenden ihre Daten auf unterschiedlichen Wegen, beispielsweise per Excel-Tabelle oder im Outlook-Format." Das BKA habe keine Befugnis, die Länderpolizeien zu einem einheitlichen Datenaustauschformat zu verpflichten. Gerade deshalb sei das Projekt "Polizei 2020" so wichtig.

Der BKA-Chef zeigte sich froh, dass es mittlerweile keinen Widerstand der Länder zur Frage mehr gibt, ein einheitliches System mit einem Standard einzurichten. Zudem hat das BKA mit den Chefs der Landeskriminalämter eine SIENA-Verwaltungsvereinbarung abgeschlossen, damit die Länder direkt mit Europol, EU-Staaten und anderen an SIENA angeschlossene Drittstaaten austauschen können.

Dennoch hatte Münch zum Abschluss auch Kritik parat. Er verwies auf ein BKA-Projekt, mit dem zum Jahre 2018 die länderübergreifende Kommunikation der Spezialeinheiten mit sicheren mobilen Endgeräten und mit einer eigens vom BKA entwickelten App sichergestellt werden soll. Von der Idee bis zur Einführung seien fünf Jahre vergangen. Die behördlichen Vergabeprozessen müssten dringend gestrafft werden, wenn "Polizei 2020" zeitgerecht umgesetzt werden soll. Münch forderte die Zuhörer auf, den Nerds zuzuhören und ihr Motto zu übernehmen: "Machen ist wie wollen, nur krasser." (anw)