Telekom-Konkurrenten: Für Glasfaser soll "Open Access vor Regulierung" gelten

Der Netzbetreiberverband Breko skizziert seine Vorstellungen für den Übergang vom Kupfer- ins Glasfaserzeitalter. Es soll weniger reguliert werden, aber die Bundesnetzagentur spielt trotzdem eine wichtige Rolle.

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Ausbau

Netze bauen kostet Geld. Um den Ausbau mit Glasfaser voranzutreiben, setzt die Branche auf Kooperation – was eine neue Rolle für die Regulierungsbehörde bedeutet.

(Bild: dpa, Guido Kirchner)

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Die Telekom-Konkurrenten wollen den dringen notwendigen Glasfaserausbau gemeinschaftlich angehen – und wo es sich anbietet auch zusammen mit dem Ex-Monopolisten. Die Idee der für alle Diensteanbieter offenen Netze soll vor allem zur Auslastung der Infrastruktur und schnelleren Amortisierung der Investitionen beitragen. Auch das geht nicht ohne Regeln – und der Übergang von den Kupferanschlussleitungen zur Glasfaser will regulatorisch begleitet werden. Wie das in Zukunft aussehen kann, hat der Breko in einem Strategiepapier skizziert, das der Netzbetreiberverband am Donnerstag auf seiner Jahresversammlung in Berlin vorgestellt hat.

"Wir brauchen bis 2025 flächendeckend Glasfaser", sagt Breko-Chef Stephan Albers. Das ist ein ambitioniertes Ziel, das wissen auch die Netzbetreiber. "Aber es ist wichtig, das Ziel jetzt zu formulieren." Und die Spielregeln dafür festzulegen: Denn mit dem Abschied vom Kupferkabel – bisher der Flaschenhals und in der Regel unter Kontrolle der Telekom – muss sich auch die Regulierung dem neuen Markt anpassen.

"Der Glasfasermarkt hat eine andere Struktur", sagt Breko-Regulierungsexperte Benedikt Kind. Der Markt ist geprägt von kleineren, regionalen Anbietern. Das müsse ein künftiges Regulierungsregime berücksichtigen. "Alles das, was wir heute im Kupfer haben, würden wir bei der Glasfaser nicht sehen", sagt Kind. Der Ansatz der Vorab-Regulierung, dem die Bundesnetzagentur bei den Vorprodukten für den TAL-Zugang bisher folgt, dürfe nicht einfach ins Glasfaserzeitalter übertragen werden.

Der Vorschlag des Breko: Wer ein Open-Access-Netz baut, seine Infrastruktur also für Dritte öffnet, ist aus der Regulierung raus. Der Betreiber hat damit die Wahl: öffnet er sein Netz für andere, verhandelt er die Konditionen dafür mit dem Vertragspartner selbst. Der Breko schließt die Telekom dabei ausdrücklich mit ein – erste Kooperationen, auch mit den Bonnern, gibt es schon jetzt.

Der Bundesnetzagentur kommt in diesem Modell die Rolle des Schiedsrichters zu, der im Streitfall moderiert und auch entscheiden kann. Für geschlossene Netze müsste die Regulierungsbehörde weiterhin Zugangsmodelle vorgeben. Eine vollständige Deregulierung darf es aus Sicht der Verbands jedoch nicht geben. Der Breko spricht von einer "sichernden Regulierung", die nur noch dort eingreift, wo es nötig wird.

Für den Schritt vom Kupfer- auf das Glaszeitalter wünschen sich die Telekom-Wettbewerber einen "fairen Übergang". Das heißt unter anderem, die Zugangsmöglichkeiten zum Kupfernetz der Telekom sollen erhalten bleiben, solange sie benötigt werden. Die Preise sollten nicht steigen, wenn wegen des Umzugs zur Glasfaser die Nachfrage sinkt. Bisher berechnet die Bundesnetzagentur die Zugangsentgelte auch auf Grundlage angenommener Kosten für den Neubau der genutzten Infrastruktur. Bei weniger Wettbewerbern, die einen TAL-Zugang benötigen, würde diese Umlage die Preise steigen lassen.

„Für die künftige Glasfaserwelt gilt die Devise: Open Access vor Regulierung", fasst Albers den Breko-Vorschlag zusammen. „Regulierung setzt dann nur noch die unverzichtbaren Leitplanken“ – und greift ein, wenn Verhandlungen scheitern. "Und bitte nur noch FTTH/B fördern" – und nicht, wie zuletzt, auch den Ausbau von Vectoring oder Nachfolgetechniken wie Super Vectoring und G.fast. Wenn die gescheiterten Sondierungen für eine Jamaika-Koalition ein Maßstab sind, bleibt das ein heißen Eisen: Die drei Partner hatten sich in ihrem Papier nicht zu einem klaren Bekenntnis zur FTTH-Förderung durchringen können. (vbr)