E-Health: Ada liefert Diagnosevorschlag in wenigen Minuten

Das Berliner Start-up Ada Health bietet Kranken diagnostische Funktionen per Smartphone-App an. Aber auch Ärzte kann die Anwendung unterstützen.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Doktor Google hat im Gesundheitswesen keinen guten Ruf. Diagnose-Apps wie Ada könnten da eine Alternative sein. Bereits 1,5 Millionen Nutzer zählt die Anwendung eines Berliner Start-ups, seit die englischsprachige Version im vorigen Jahr auf den Markt gekommen ist.

"Ada kann eine Anamnese auf Basis der vom Nutzer angegebenen Informationen vornehmen und liefert einen Diagnosevorschlag", berichtete Marketingchef Marvin Rottenberg jetzt beim "Innovators Summit Digital Health" in Berlin. Damit bietet sich die App, die seit Oktober 2017 auch auf Deutsch für iOS sowie Android erhältlich ist, zunächst als Entscheidungshilfe für Patienten an. Erkrankte erfahren, ob der Weg zum Arzt sinnvoll ist und auch, ob sie einen Facharzt aufsuchen sollten.

Doch nicht nur Privatleute können von der Smartphone-Applikation, die das Team um die Gründer Daniel Nathrath, Claire Novorol und Martin Hirsch ausgearbeitet hat, profitieren. Ada könne auch Ärzte sowohl bei der Beurteilung der Krankheit als auch bei der Wahl der geeigneten Therapie unterstützen, sagte Rottenberg: "Inzwischen kann Ada 1500 Krankheitsbilder und 200 seltene Krankheiten erkennen." Das seien mehr Krankheitsbilder, als ein Arzt in der Regel beherrsche.

Die Analyse geschieht über einen KI-gesteuerten Fragenkatalog, den Ada im Chat mit dem Nutzer durchgeht. Sechs Jahre hat die Entwicklung gedauert. Derzeit unternimmt Ada gemeinsam mit der AOK in Deutschland eine Akzeptanzstudie, an der 500 Patienten und 50 Ärzte teilnehmen. Bei dem Unternehmen bereits vorhanden ist unter anderem eine umfassende Datenbank mit etwa zwei Millionen individualisierten Symptombewertungen. Die App kann damit auch systematisch jene Fragen aufgreifen, an die ein Arzt vielleicht gerade nicht denken würde.

In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover optimiert die Ada-Mannschaft zudem das Wissen der App auf dem Gebiet der Seltenen Erkrankungen. Erste Validierungstests verliefen erfolgreich, eine Studie soll in Kürze veröffentlicht werden. In der Regel dauerte die Diagnose seltener Krankheiten in dieser Untersuchung sieben Jahre, berichtete Rottenberg auf dem TR-Gesundheitskongress. "Ada hat es in 3,5 Minuten geschafft." Das gilt allerdings nicht generell für Diagnosestellungen zu seltenen Erkrankungen im Allgemeinen, so Ada Health.

Grundsätzlich geht es in den westlichen Industrienationen nicht darum, den Arzt zu ersetzen. Ohnehin darf die App hierzulande keine Diagnosen stellen, sondern nur Empfehlungen geben. Daher helfe Ada den Medizinern eher, "auf Nummer sicher zu gehen", betonte Rottenberg. So gebe die App bei der Analyse der Symptome an, was die wahrscheinlichste Krankheit sei. Zugleich aber weise sie darauf hin, welche Krankheit am besten zu den Symptomen passe. Denn die wahrscheinlichste Krankheit ist dem Marketingchef zufolge nicht immer die richtige Diagnose.

Dass der App mit bereits 1,5 Millionen Anwendern ein großes Potenzial bescheinigt wird, zeigt auch die jüngste Finanzierungsrunde. Rund 40 Millionen Euro erhielt das Unternehmen von Investoren. Das Geld will das Start-up unter anderem nutzen, um auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Aber auch jener Milliarde Menschen ohne Zugang zu einem Arzt könne Ada helfen, glaubt Rottenberg. In Entwicklungsländern könnten all jene, denen die Kosten für einen Arztbesuch zu hoch seien, in Zusammenarbeit mit einem Apotheker und der App das richtige Medikament erhalten.

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