Studie: Informatik & Co. gelten bei jungen Frauen als zu wenig kreativ

Eine europaweite Umfrage unter Mädchen und Frauen zwischen 11 und 30 Jahren hat ergeben, dass sich vor allem Kreative für die sogenannten MINT-Fächer interessieren. Ab 15 setze sich bei vielen aber die Meinung durch, Informatik sei dröge.

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Eine Frau und drei Mädchen

Danielle Letayf von #Builtbygirls mit It-Nachwuchs Jennifer Wang, Zeinab Rashed und Caitlin Stanton.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Je kreativer Mädchen und junge Frauen sind, desto eher interessieren sie sich in der Schule und eventuell auch an der Universität für die Fächergruppen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Schon ab 15 Jahren lässt die Vorliebe für diesen Bereich aber deutlich nach, erreicht mit 18 einen Tiefpunkt und zieht erst mit 29 Jahren wieder an. In den Altersgruppen dazwischen gelten Informatik & Co. als dröge und werden nicht mit dem Anspruch verknüpft, zu kreativen Lösungen beizutragen. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die das US-Marktforschungsinstitut KRC Research im Auftrag von Microsoft unter 11.500 Mädchen und jungen Frauen im Alter von 11 bis 30 Jahren in zwölf europäischen Ländern durchgeführt hat.

Laut den am Freitag veröffentlichten Ergebnissen der Studie zur Geschlechterkluft im naturwissenschaftlich-technischen Sektor können sich die Befragten vor allem eine Karriere in MINT-Berufen vorstellen, wenn sie sich selbst als besonders ideenreich einschätzen. Genau jede zweite Befragte, die eine entsprechende Beschäftigung anstrebt, empfindet sich selbst als "sehr" oder sogar "extrem kreativ". Bei den anderen Teilnehmern liegt die Quote bei 45,4 Prozent.

Als wichtigsten begeisternden Faktor für MINT nannten die qualitativ und quantitativ Befragten in den untersuchten Ländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Italien, Irland, Niederlande, Polen, Russland, Tschechien und Slowakei weibliche Rollenvorbilder wie die Radioaktivitätsforscherin Marie Curie oder die Programmiererin Ada Lovelace. An zweiter Stelle stehen praktische Erfahrungen während der Ausbildung, die eine kreative Beschäftigung etwa über Experimente oder Feldversuche mit den Fächern ermöglichen. 39 Prozent der Teilnehmer beklagen aber, dass das Angebot hier zu gering sei.

Die Rolle von Mentoren in der Schule ist ebenfalls entscheidend. Hier erreicht Russland die höchsten Werte: 60 Prozent der befragten Mädchen zwischen 11 und 18 Jahren erklärten, dass ihre Lehrer ständig über einschlägige wissenschaftliche Themen redeten und sie ermunterten, ein Studium im MINT-Bereich zu verfolgen. In Deutschland unterstützten diese Aussage nur rund 35 Prozent. Russische Jugendliche gaben auch zu 55 Prozent an, dass sie passende Vorbilder in dem Sektor haben, während es hierzulande nur 32 Prozent waren. Insgesamt sind laut OECD-Zahlen in 35 europäischen Ländern unter den Informatikabsolventen weniger als eine von fünf weiblich. Hierzulande ging der Anteil der Studienanfängerinnen in diesem Fach gerade zurück.

"Es zählt zu den wichtigsten Aufgaben von Bildungseinrichtungen, Politik und Wirtschaft, das vorhandene Interesse junger Mädchen an Mathematik, Physik oder Informatik besser zu fördern", folgert Astrid Aupperle, die bei Microsoft Deutschland den Bereich gesellschaftliches Engagement leitet, aus den Resultaten. Derzeit seien nur 30 Prozent der in Europa beschäftigten IT-Fachkräfte weiblich. "Deshalb müssen wir stärker verdeutlichen, wie kreativ Coden ist", fordert Aupperle. "Ein Programmierer, der mit Zahlen Apps entwickelt, erschafft genauso Aufregendes, wie ein Autor, der mit Wörtern einen Roman schreibt."

Microsoft will mit gutem Beispiel vorangehen und bietet mit der Initiative Code your Life" im Rahmen der weltweit stattfindenden Computer Science Education Week zahlreiche Aktivitäten rund ums Programmieren an. Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren sollen dabei vom 3. bis 9. Dezember "die Facetten der Computer-Wissenschaft für sich entdecken" können. (vbr)