Seven – The Days Long Gone angespielt: Schleichend durch die Endzeit

Schleichen, kämpfen, klettern. Seven: The Days Long Gone von Fool’s Theory überrascht mit einem cleveren Mix aus Schleichabenteuer, Action-Rollenspiel und Parkour-Akrobatik. Ein tolles Konzept, dem es aber am Feinschliff fehlt.

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Seven – The Days Long Gone angespielt: Schleichend durch die Endzeit

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Seven: The Days Long Gone schickt den Spieler in eine düstere Zukunft. Ein bisschen Fallout, ein bisschen Borderlands und dazu noch ein großer Happen Thief im Diablo-Look machen aus dem Debüt der polnischen Entwickler einen spannenden Genremix für frustresistente Abenteurer.

Das habe ich nun davon. Da wollte ich nur mal eben ein Artefakt stehlen und schon lande ich hier auf der Gefängnisinsel Peh. Aber anstatt hinter Gittern zu versauern, darf ich mich nahezu frei bewegen und sogar meinem Diebesberuf nachgehen. Aufträge gibt es genug: ein bisschen Ware schmuggeln, unliebsame Konkurrenten ausschalten oder wertvolle Dokumente stehlen. Allerdings darf ich mich von den Technomagiern nicht erwischen lassen, die mit wachsamen Augen jeden unserer Schritte beobachten. Damit könnte ich leben, aber jetzt schlüpft dieser Dämon in mein Gehirn und scheint ganz andere Pläne mit mir zu haben.

Schon dieses Hintergrundszenario macht deutlich, wo die Reise hingeht: ein wilder Mix aus zahlreichen Spielgenres mit einer herrlich sarkastischen Hauptfigur. Allerdings kann das irreführen. Mein erster Fehler war, dass ich mich durch den Diablo-Look gleich in das erstbeste Gefecht gestürzt habe. Ein tödlicher Fehltritt, denn auf Peh sollte jede Aktion heimlich erfolgen. Ein Kampf mit mehreren Gegnern gleichzeitig kommt einem Todesurteil gleich. Da hilft es auch nicht, dass ich Angriffe kontern kann oder zwischen Nah- und Fernwaffen wechseln darf.

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Als Meisterdieb schleiche ich mich besser durch die Gegend, hacke Sicherheitssysteme per Minispiel und greife die Gegner aus dem Hinterhalt an. Dank des Sinnesmodus erkenne ich Gegner oder interessante Hinweise und kann meine nächste Aktion besser planen. Trotzdem wird es in den verbotenen Zonen besonders schwer, denn hier löst ein Fehler schnell einen Alarm aus. Mit einer Verkleidung kann ich diese Probleme aber leicht umgehen.

Eine der Besonderheiten des Spiels ist das vertikale Leveldesign. Wände hochklettern oder auf Seilen balancieren funktioniert hier fast so reibungslos wie in Assassin’s Creed. Der Teufel steckt allerdings im Detail: Auf Kosten einer besseren Übersicht werden die Gebäude nämlich durchsichtig. Das sorgt beim Klettern und Kämpfen für Verwirrung, denn oft weiß ich nicht, wo ich genau hin muss.

Seven: The Days Long Gone angespielt (5 Bilder)

Das Crafting-System ist einfach gehalten. Selbst unerfahrene Spieler finden sich schnell zurecht. (Bild: heise online)

Im Gegensatz zu anderen Rollenspielen gibt es keine Erfahrungspunkte. Stattdessen kann ich durch Fertigkeitenchips aktive und passive Fähigkeiten verbessern oder meine Ausrüstung an Werkbänken aufbessern und mir durch das Alchemie-Handwerk diverse Spritzen brauen. Die Zutaten kann ich mir entweder in Läden kaufen oder selbst besorgen, indem ich meine Beute in Einzelteile zerlege. Fallout lässt grüßen.

Durch den Cel-Shading-Look erinnert das Spiel ein wenig an Borderlands. Die Inselwelt Peh bietet von Neon-Städten bis hin zu düsteren Ruinen reihenweise interessante Orte, die alle ein wenig unter der mangelnden Übersicht leiden. Zusammen mit der trägen Steuerung werden die Kämpfe dadurch unnötig schwer. Dagegen sind die Dialoge hervorragend vertont und die Musik überrascht durch einen originellen Mix aus Western- und Elektromusik. Eine freie Speicherfunktion erleichtert ein wenig das Abenteuer.

Die polnischen Entwickler von Fool’s Theory liefern mit Seven: The Days Long Gone einen bunten Genremix, der das Action-RPG-Genre aufmischen könnte. Originelle Parkoureinlagen, schweißtreibende Schleichabenteuer, ein ordentliches Craftingsystem und ein Hauch Open-World sind eigentlich alles, was das Rollenspielerherz begehrt. Allerdings fehlt es an den Feinheiten. Die träge Steuerung und die mangelnde Übersicht vermiesen an manchen Stellen den Spielspaß und die unübersichtliche Karte verspricht eine riesige offene Welt, die bei näherem Hinsehen schnell zusammenschrumpft. Trotzdem sollten gerade Genrefans einen Blick riskieren, denn in der Summe macht „Seven“ mehr richtig als falsch. Ein packender Mix für Spieler, die sich von ein paar Frustmomenten nicht abschrecken lassen.

Seven: The Days Long Gone ist am 01. Dezember für PC als Download erschienen und kostet 30 Euro. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden gespielt. (dahe)