Google: Werbebetrüger kassierten 1,27 Milliarden Dollar pro Jahr

Mit einer neuen Studie zeichnet Google ein erschreckendes Bild des grassierenden Werbebetrugs: Teilweise wurden mehr als fünfzigmal so viel Werbung verkauft als die gebuchten Webseiten tatsächlich ausgespielt haben.

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(Bild: Ondrej Supitar)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Nachdem in den vergangenen Monaten immer neue Fälle von groß angelegtem Werbebetrug aufgeflogen sind, hat sich Google in einer neuen Studie zusammen mit Werbedienstleistern und Verlagen wie der New York Times, der Washington Post und Business Insider zusammengetan, um das Ausmaß des Geschäfts mit gefälschten Werbeabrufen zu ergründen.

Das Ergebnis: Täglich wurden mehrere Milliarden Werbeabrufe auf den untersuchten 26 Domains gebucht, die dann tatsächlich auf anderen Websites ausgespielt wurden. Das Angebot der Betrüger überstieg das der Verlage um das Dreifache. Hochgerechnet wanderten damit täglich 3,5 Millionen US-Dollar an Betrüger, die eigentlich an Verlage hätten ausbezahlt werden sollen. Dies entspricht einem jährlichen Schaden von 1,27 Milliarden US-Dollar.

Insbesondere der Markt für Videoanzeigen ist demnach Ziel des grassierenden Betrugs: Auf den untersuchten Werbemarktplätzen fanden die Studienautoren Angebote für 57-mal so viele Werbeabrufe als auf den betroffenen Domains tatsächlich ausgespielt werden konnten. Insgesamt wurden nach Angaben von Google täglich im Schnitt 700 Millionen falsche Buchungen für Werbevideos entdeckt.

Den Werbebetrug ermöglicht insbesondere das programmatische Advertising. Hierbei werden Werbeausspielungen auf Hochgeschwindigkeitsmarktplätzen gehandelt. Oft verkaufen Website-Betreiber Werbeplätze auf mehreren Demand-Side-Plattformen (DSP), die die vorhandene Werbeplätze dann an Dutzende anderer Werbemarktplätze vermitteln. Durch die Aufsplitterung des Marktes fehlt vielen Werbekunden die Übersicht, an wen konkret sie ihre Werbegelder bezahlen.

Betrüger machen sich das zunutze, indem sie vorgeben, im Auftrag bestimmter Websites Werbeplätze zu vermarkten. Wird die betrügerisch angebotene Werbung verkauft, landen die Werbebanner und Videoanzeigen oft auf gefälschten Websites, die dann etwa Botnetze abrufen. Durch ausgefeilte Manipulationen wird den Werbetreibenden vorgegaukelt, dass seriöse Angebote wie die Website der Financial Times die Werbung tatsächlich angezeigt haben.

Die Studienautoren identifizierten 994 Konten auf 24 Online-Marktplätzen, über die gefälschtes Werbeinventar angeboten wurde. Durch die Deaktivierung solcher Betrugs-Accounts soll das Marktvolumen in den vergangenen Wochen bereits wesentlich abgenommen haben, was zu steigenden Preisen für legitime Werbeausspielungen geführt haben soll.

Als Abwehr solchen Werbebetrugs empfiehlt Google die Industrie-Initiative Ads.txt, in der Website-Betreiber via standardisierter Textdatei veröffentlichen, mit welchen Werbemarktplätzen sie tatsächlich zusammenarbeiten. Immer mehr Werbeanbieter wie Google und AppNexus implementieren Ads.txt in ihre Verkaufsplattformen, so dass betrügerische Angebote künftig nicht mehr zum Zug kommen sollen. (dbe)