TVs mit HDR10+ und OLEDs ohne Einbrennprobleme

Für seine neuen Highend-TVs kündigt Philips HDR-10+-Unterstützung an, Sprachsteuerung per Googles Assistant und ein Ende der Einbrennproblematik bei OLEDs. Bei LCD-TVs setzt Philips ab sofort wieder auf blickwinkelstabile IPS-Technik.

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TVs mit HDR10+ und OLEDs ohne Einbrennprobleme
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Inhaltsverzeichnis

Mit drei neuen OLED-TVs und diversen Neuvorstellungen im LCD-Bereich startet Philips ins neue Geschäftsjahr. Sowohl die OLED-TVs als auch die LCD-Geräte der Serie 8 sollen das von Samsung entwickelte dynamische HDR 10+-Format unterstützen. In den LCD-TVs der Serie 8 setzt der Hersteller ab sofort keine QLED-Panels von Samsung mehr ein, sondern IPS-Technik von LG. Alle Geräte ab Serie 7 sind vorbereitet für Googles Assistant und natürlich zeigen sämtliche Modelle 4K-Auflösung.

Extrem erfolgreich waren laut Kostas Vouzas, CEO des Herstellers TP Vision, die OLED-Modelle 901 und 9002 – letzterer mit 21 Auszeichnungen hochdekoriert und kurz vor Weihnachten ausverkauft. Für 2018 hat Philips sein OLED-Angebot nun um drei neue Modelle erweitert: Der 55POS9002 (Test in c't 19/2017) wird um eine 65-zöllige Variante namens 65OLED873 ergänzt, die für 3500 Euro angeboten werden soll.

Außerdem legt Philips mit OLED803 eine neue Serie auf, die ein 55- und ein 65-Zoll-Modell beinhaltet und in der zweiten Jahreshälfte in den Handel kommen soll. Einen Preis will der Hersteller für die Modelle noch nicht nennen, der hänge auch vom Umfeld ab – wenn der Mitbewerb die Preise senkt, wird Philips wohl mitziehen müssen. Das erstmals auf der IFA gezeigte Flaggschiff OLED973 soll als 65-Zöller 5000 Euro kosten. Alle neuen OLED-TVs nutzen einen Quad Core-Prozessor, 16GByte Speicher und Android-TV als Betriebssystem.

Für die Sprachsteuerung per Google Assistant legt Philips zur Fernbedienung mit rückwärtiger Tastatur eine schlanke Stabfernbedienung in den Karton.

(Bild: Ulrike Kuhlmann/heise online)

Der bislang ausschließlich in den OLED-Fernsehern genutzte Bildprozessor P5 soll in diesem Jahr auch in LCD-TVs der 7er- und 8er-Serien zum Zuge kommen. Er optimiert die Qualität des Bildsignals, die Schärfe, die Farbwiedergabe, den Bildkontrast und sorgt für flüssige Bewegungen.

Den in den OLEDs sowie den LCD-TVs der Serie 8 eingebauten Google Assistant kann man zunächst nicht nutzen: Bevor sich die TVs und damit vernetzte Geräte per Sprache steuern lassen, müssen noch Updates eingespielt werden – die Fernseher brauchen Android 7, aktuell nutzen sie noch Android 6. Zur Spracheingabe legt Philips den Geräten eine kleine elegante Fernbedienung bei, die neben dem Mikrofon und einigen wenigen Tasten ein kleines Touchpad zum Navigieren in den Menüs besitzt.

Ab Mitte 2018 sollen die neuen OLED-TVs und die LCD-TVs der Serien 8303 und 8503 dann das von Samsung und Panasonic entwickelte HDR 10+ unterstützen. Ob das Vorjahresmodell 55POS9902 ebenfalls ein HDR10+-Update bekommt, ist laut Chefentwickler Danny Tack noch nicht entschieden.

Philips-TVs 2018 (5 Bilder)

Die OLED-Serie 803 besticht mit ihrem sattem Schwarz und dem eleganten Design.
(Bild: Ulrike Kuhlmann/heise online)

Alle fünf OLEDs haben laut Philips eine Spitzenhelligkeit von 900 cd/m2, als Panel-Lebensdauer prognostiziere Hersteller LG Displays 50.000 Stunden. Damit sollten die OLEDs nach Tacks Einschätzung ausreichend Reserven für das Cleaning haben, das eventuell eingebrannte Inhalte entfernt. Die Einbrenner (die eigentlich Ausbrenner sind) entstehen, wenn kontraststarke Bildteile zu lange an derselben Stelle auf dem Schirm angezeigt werden und sich die organische Schicht dort abnutzt. Beim Cleaning wird dann ähnlich wie seinerzeit bei Plasma-Displays das gesamte Panel mit wechselnden kontraststarken Bildinhalten bespielt und so die Umgebung rund um den eingebrannten Bildinhalt ebenfalls abgenutzt.

Im Gespräch mit heise online erklärte Tack, dass der Einbrenneffekt bei TVs seiner Ansicht nach in der Praxis keine Probleme aufwerfen werde. Dazu würden das Cleaning aber auch Maßnahmen wie Dimmen des Schirms bei längeren Standbildern und automatisches Aktivieren eines Bildschirmschoners sorgen. Skeptische Gemüter könnten hier allerdings auch genau andersrum argumentieren: Dass solche Maßnahmen überhaupt nötig sind, ist der Anfälligkeit der OLED-TVs fürs Einbrennen geschuldet.

Über die tatsächliche Lebensdauer von großen OLED-Fernsehern könne man aktuell keine endgültige Aussage treffen, erklärte Tack. Dazu habe man zu wenig Erfahrungen sammeln können – OLED-TVs sind noch nicht lange genug auf dem Markt.

In allen Ambilight-TVs des Jahrgangs 2018 sind die LEDs zur Wandbeleuhtung am Displayrücken oben und an beiden Seiten angebracht.

(Bild: Ulrike Kuhlmann/heise online)

Bei den LCD-TVs hat Philips in diesem Jahr einen bemerkenswerten Wechsel (zurück) zu IPS-Displays vollzogen. Der Einblickwinkel bei den zuletzt genutzten VA-Panels mit Quantenpunkten von Samsung sei zu klein gewesen, das habe der höhere In-Bild-Kontrast und die satten Farben nicht wettmachen können, erklärte Danny Tack. Die IPS-Panels in den LCD-TVs der Serie 8 werden von LG Display geliefert. Sie nutzen die von LG entwickelte Nano-Cell-Technik, die bei Philips unter der Bezeichnung NanoLED läuft. Nano-Cell-Panels besitzen zusätzlich einen farbverbessernden Filter für die Wellenlängen um Gelb und einen organischen Polfilter, der Reflexionen verringert und so den Schwarzwert verbessert.

Außerdem spendiert Philips sämtlichen Ambilight-Modelle ab Modelljahr 2018 die dreiseitige Variante, bei der oben und an den Seiten im Displayrücken kleine RGB-LEDs die Wand beleuchten und so das Bild optisch über den Displayrand hinaus erweitern.

In seiner 8er-Reihe bietet Philips die Modelle 8503 und 8303 in 49, 55 und 65 Zoll an sowie das Modell 75PO8303 mit 75 Zoll Diagonal und lokal gedimmtem Direct-LED-Backlight – alle anderen. Alle Modelle nutzen Edge-LED, also seitlich angebrachte Backlight-LEDs, deren Licht über Lichtleiterfolien gleichmäßig hinter dem Panel verteilt wird und das in mehreren Zonen lokal gedimmt werden kann. Die Helligkeit der LCD-TVs spezifiziert Philips mit 400 cd/m2. Das ist für die Wiedergabe dynamischer HDR-Formate wie HDR 10+ oder Dolby Vision recht wenig, dient aber wohl auch zur Abgrenzung gegenüber den teureren OLED-Fernsehern.

Die Modelle der Serie 7803 kommen mit 49, 55, 65 und 75 Zoll Diagonale auf den Markt. Für sie setzt Philips weiterhin auf VA-Technik – die Panels stammen von Samsung und AUO; farbverbessernde Quantenpunkte findet man in ihnen nicht. Gleiches gilt für die Geräte der Serie 7303: Hier gehts bereits mit einem 43-Zöller los, weiterhin gibt es die Geräte mit 50, 55 und 65 Zoll Diagonale.

Für die Modelle aus der Serie 6503 – sie beinhaltet 43-, 50-, 55- und 65-Zöller – und die 5000er-Serie hat Philips TV ein eigenes Userinterface namens Saphi entwickelt. Die Linux-basierte Saphi-Plattform nutzt den VP9-Codec, sie ist weniger ressourcenhungrig und dadurch auch auf schwächerer Hardware flink zu bedienen. Sie unterstützt allerdings deutlich weniger Apps als die Android-TVs des Herstellers. Dafür erhält man außer auf YouTube und Netflix Zugriff auf Amazon Prime Video – der fehlte in den einigen Android-TVs von Philips bislang.

Kleine Einschränkung: Weil Amazon vor dem Streamen abfragt, ob das TV HDR-fähig ist und ausreichend Lichtreserve hat, erhalten die Serie-6-Modelle die 4K-Streams nicht in HDR. Im ersten Schritt wird ihnen auch die HDR-Unterstützung für YouTube fehlen: Dazu braucht es zunächst ein YouTube-Update, erklärte Philips. (uk)