Gehirn-Maschine-Schnittstelle: Wissenschaftler lassen Bungee-Jumper von Brücke springen

Bungee-Jumping im Namen der Wissenschaft: Um das Bereitschaftspotenzial im Gehirn zu messen, haben Forscher zwei Bungee-Jumper 30 Mal von der Europabrücke springen lassen.

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Gehirn-Maschine-Forschung: Wissenschaftler lassen Bungee-Jumper von Brücke springen

(Bild: Pixabay / CC0)

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Zwei Bungee-Jumper haben sich als Teil einer Forschungsstudie zur Gehirn-Maschine-Kommunikation 30 Mal von der 192 Meter hohen Europabrücke bei Innsbruck gestürzt. Dem wissenschaftlichen Team von Surjo R. Soekadar vom Universitätsklinikum Tübingen gelang es nach Universitätsangaben in dem Experiment erstmals, außerhalb eines Labors und unter Extrembedingungen das Bereitschaftspotenzial im menschlichen Gehirn zu messen.

Vor einer bewussten Handlung kommt es im Gehirn eines Menschen zu elektrischen Spannungsverschiebungen im Bereich weniger Millionstel Volt. Die Impulse signalisieren das Bereitschaftspotenzial etwas zu tun, bevor sich der Handelnde selbst darüber bewusst ist. Bisher war es lediglich unter Laborbedingungen möglich gewesen, diese spatiotemporalen Aktivitäten mit Elektroenzephalografie (EEG) zu messen. Für das Experiment griffen die Forscher auf neueste Technik portabler und drahtlos arbeitender EEG-Messgeräte zurück, die den beiden männlichen Bungee-Jumpern auf den Kopf gesetzt wurden.

Die beiden Springer mussten die Sprünge aus eigenem Willen durchführen, um das Bereitschaftspotenzial auszulösen. Die aufgezeichneten Messergebnisse stimmten die Forscher zufrieden, da sie mit Ergebnissen vergleichbar waren, wie sie bisher nur im Labor erzielt werden konnten. Nach Angaben der Universität konnte das Bereitschaftspotenzial damit erstmals außerhalb des Labors und unter realen Bedingungen nachgewiesen werden.

Surjo Soekadar sagte, dass die Ergebnisse des Experiments für die Weiterentwicklung von Gehirn-Maschine-Schnittstellen wichtig seien. Querschnittsgelähmte und Schlaganfallpatienten könnten über solche Schnittstellen künftig Maschinen mit ihren Hirnsignalen steuern, um mehr Lebensqualität zu erzielen. "Das aktuelle Ergebnis hilft uns dabei, die Zuverlässigkeit dieser Schnittstellen im Alltag wesentlich zu verbessern." Die Studie soll im Frühjahr 2018 in einem Fachmagazin veröffentlicht werden. (Mit Material der dpa) / (olb)