Trotz enttäuschender Battlefront-2-Verkaufszahlen: EA bekennt sich zu Mikrotransaktionen

"Wir können froh sein, so leidenschaftliche Spieler zu haben", kommentiert EA-Chef Andrew Wilson im jüngsten Quartalsbericht den Shitstorm um Battlefront 2. Den für die Entrüstung verantwortlichen Mikrotransaktionen will er nicht den Rücken kehren.

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Trotz enttäuschender Battlefront-2-Verkaufszahlen: EA bekennt sich zu Mikrotransaktionen

Szene aus Star Wars Battlefront 2.

(Bild: EA)

Lesezeit: 3 Min.

Die Verkaufszahlen des Star-Wars-Shooters Battlefront 2 sind hinter den Erwartungen von Publisher EA zurückgeblieben. EA habe erwartet, den Titel im dritten Quartal 8 Millionen Mal zu verkaufen, sagte EA-Chef Andrew Wilson beim Vierteljahresbericht zu Anlegern. Dieses Ziel habe das Unternehmen um knapp eine Million verfehlt. Battlefront 2 stand im Mittelpunkt einer Debatte um Mikrotransaktionen in Videospielen. Viele Gamer riefen angesichts des aus ihrer Sicht unfairen Geschäftsmodells zum Boykott auf.

Kein Grund für Wilson, an der grundlegenden Geschäftsidee zu zweifeln: "Wir glauben, dass Live-Services mit optionaler digitaler Monetarisierung zur Entscheidungsfreiheit der Spieler beitragen und die Erfahrung mit unseren Titeln auch in Zukunft verbessern, wenn sie richtig implementiert werden", sagte Wilson gegenüber Investoren. Um das richtige Maß zu finden, wolle EA weiterhin mit der Community zusammenarbeiten.

Bei den sogenannten Live-Services handelt es sich Multiplayer-Spiele, die kontinuierlich mit Updates und neuen Inhalten versorgt werden. Damit sich dieser fortgesetzte Support und die zusätzliche Entwicklungszeit lohnt, werden bei EA-Titeln Mikrotransaktionen implementiert, sodass Spieler auch nach dem Kauf wiederholt Geld ausgeben – etwa für Loot Boxes, die zufällige Spielinhalte wie Klassen-Updates oder neue Waffen beinhalten.

Sogenannte Live-Services wachsen bei EA stark. Ein Kurswechsel ist nicht absehbar.

(Bild: EA)

Der jüngste Quartalsbericht zeigt, dass solche Dienste bei EA ein starkes Wachstum erfahren. Neben Battlefront 2 zählt etwa auch der Ultimate-Team-Modus der FIFA-Reihe zu den Live-Services. Auch andere Publisher, darunter 2k und Activision Blizzard, betreiben solche Spiele, die oft auch als "Games as a Service" bezeichnet werden.

In der Gaming-Community sind derartige Geschäftsmodelle umstritten. Einerseits profitieren Spieler davon, wenn ein Spiel kontinuierlich mit neuen Inhalten versorgt wird. Andererseits sind die damit verknüpften Geschäftsmodelle gerade bei Vollpreis-Titeln für 60 Euro oft ausbeuterisch.

Bei Battlefront 2 zogen Mikrotransaktionen und Loot Boxes den Zorn der Community besonders stark auf sich. Eigentlich unerlässliche Mehrspieler-Helden wie Luke Skywalker und Darth Vader waren in frühen Fassungen des Shooters nur mit enormem Zeitaufwand freischaltbar. Schneller ging es, wenn der Kunde die Kreditkarte zückte und Loot Boxes kaufte. EA stellte also bereits fertige Inhalte hinter eine weiche Paywall. Außerdem wurde kritisiert, dass Spieler, die mehr Geld ausgaben, einen deutlichen Vorteil gegenüber weniger zahlenden Spielern hatten.

Als Reaktion verringerte EA den Zeitaufwand fürs Freischalten der Helden, das konnte die Wogen allerdings genauso wenig glätten wie eine Reddit-Fragerunde der Entwickler. Internationale Mainstream-Medien berichteten über die Empörungswelle, sogar Anleger wurden unruhig. Die Mikrotransaktionen wurden schließlich vorübergehend entfernt, bis heute bleiben sie abgeschaltet.

Wilson gab im Investor-Gespräch sein Bestes, dem Fiasko noch etwas Gutes abzugewinnen: "Wir können uns glücklich schätzen, dass unsere leidenschaftlichen Spieler uns mitteilen, was wir richtig machen und was nicht. Wir arbeiten hart an weiteren Updates, die den Bedürfnissen unserer Spieler entsprechen." Ob das bedeutet, dass die Mikrotransaktionen in Battlefront 2 zurückkehren, bleibt abzuwarten. Eine Überraschung wäre es nicht.

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(dahe)