Was Entwickler können und was sie wollen

Die Webseite HackerRank hat es sich zur Aufgabe gemacht, Entwicklern die für sie richtigen Jobs anzubieten. Nun hat sie erstmal die eigene Community untersucht und stellt die Ergebnisse im 2018 Developer Skills Report vor.

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2018 Developer Skill Reports -- Entwickler, wer sie sind und was sie können

(Bild: HakerRank.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Frank-Michael Schlede
Inhaltsverzeichnis

Seit dem Jahr 2012 haben es sich die Macher hinter der Webseite HackerRank auf die Fahne geschrieben, für jeden Entwickler den richtigen Job anzubieten. Nach eigenen Aussagen auf der Seite umfasst die gesamte Community dabei in der Zwischenzeit 3,2 Millionen Entwickler. Zudem sei man in der Lage gewesen, zwei Prozent aller Jobvermittlungen von Entwickler zu beschleunigen.

Erstmals haben sich die Verantwortlichen bei HackerRank nach eigenen Aussagen nun damit befasst, ihre Community unter die Lupe zu nehmen. Auf eine entsprechende Befragung haben demnach 39.441 professionelle und studentische Entwickler in einer entsprechende Online-Umfrage geantwortet, die auf SurveyMonkey gehostet wurde. Die Teilnehmer antworteten dabei im Zeitraum vom 16. Oktober bis zum 1. November 2017 via E-Mail oder über Social-Media-Seiten.

Zu den abgefragten Fähigkeiten gehörten unter anderem Fragen nach der Art und Weise, wie die Entwickler beispielsweise das Programmieren gelernt haben, oder wann sie das erste Mal Code veröffentlichen haben. Aber auch die Fragen nach der nächsten Programmiersprache beziehungsweise dem Framework, das sie planen zu erlernen, oder auch danach, was die Manager in den Firmen von den Kandidaten für ihre Entwicklungsabteilung erwarten, wurden beantwortet.

Gleich im ersten Abschnitt des Berichts, der komplett online auf der Webseite bereitsteht, eröffnen sich ungewohnte Erkenntnisse: So hat danach einer von vier der befragten Entwickler bereits mit dem Programmieren angefangen, bevor er ein Auto fahren konnte. Das bezieht sich zudem hier auf amerikanische Verhältnisse, wo Jugendliche bereits mit 16 Jahren einen Führerschein erwerben können.

Früh übt sich:Fast 25 Prozent der befragten Entwickler habe bereits vor dem 16. Lebensjahr programmiert. (Bild: HackerRank.com)

In der Zwischenzeit, so stellt der Report weiterhin fest, sind von allen Entwicklern, die mit dem Programmieren erst nach dem 26. Lebensjahr begonnen haben, 36 Prozent auf der Stufe eines "Senior-Entwicklers" (oder höher) angekommen. Im Zusammenhang mit dieser altersmäßigen Entwicklung ziehen die Herausgeber der Studie den Schluss, dass die PC-Revolution der auslösende Funke für die Kinder der siebziger Jahre war. Die Entwickler, die heute zwischen 45 und 54 Jahre alt sind, waren damals die ersten Interessenten, denen Systeme wie der TRS-80, der Archon Archimedes, der Commodore C64 oder der Apple II zur Verfügung stand. Sie hatten aber damals noch keinen Zugriff auf irgendwelche Lernunterlagen, die ihnen das Programmieren beibrachten. So entstand in dieser Generation der starke Drang selbständig in die Programmierung einzusteigen.

Im Zusammenhang mit dem Alter und der Ausbildung der Programmierer ist ein weiteres Ergebnis der Studie ebenfalls sehr interessant: Von der 17 Ländern in der Untersuchung aus denen mindestens 100 Antworten kamen (Deutschland ist mit darunter) ist Großbritannien führend, was die ganz jungen Entwickler angeht: 10,7 Prozent der Befragten starteten dort bereits in diesem zarten Alter, während es beispielsweise in Deutschland nur 6,5 Prozent waren.

Großbritannien ist führend: Hier starteten bereits 10,7 Prozent der Entwickler im Alter zwischen 5 und 10 Jahren mit dem Programmieren. (Bild: HackerRank.com)

Neben vielen anderen Aussagen, die der Report trifft, sind natürlich die Fragen nach den präferierten Sprachen und Frameworks besonders interessant. Unter der Kapitelüberschrift "In-Demand-Skills" wollten die Macher von HackerRank zunächst einmal wissen, welche Sprachkenntnisse die Firmen von den Entwickler erwarten. Dabei wurden diese Ansprüche im Report nach Industriezweigen aufgeschlüsselt. Aber wenn es dabei durchaus Unterschiede zu vermelden gab - so ist beispielsweise Java in der Sicherheitssparte deutlich mehr gefordert als in den anderen Bereichen – sind die Anforderungen im Großen und Ganzen gleich: JavaScript, Java, Python, C und C++ führen alle Listen an.

Aber die Studie hat auch festgestellt, an welcher Stelle sich die größte Kluft öffnet, wenn es um das Wissen der Entwickler im Vergleich zu den Anforderungen der Unternehmen geht. So stellt der Report nüchtern fest, dass JavaScript in Zusammenhang mit den verschiedensten Frameworks vielseitig genug ist, um sowohl für Front- und Backends als auch mobile Anwendungen und Browsererweiterungen zum Einsatz zu kommen, Somit sind es beispielsweise Kenntnisse in AngularJS, Node.js und/oder React, die Firmen von ihren Entwicklern erwarten. Die Umfrage zeigte allerdings, dass sich eben an dieser Stelle eine Kluft öffnet: Zwischen Kenntnissen über die Frameworks, die Firmen nach eigenem Bekunden dringend brauchen und den Kenntnissen, die Entwickler über diese Frameworks besitzen, besteht in den meisten Fällen dann doch noch ein gewisser Abstand.

Hier klafft eine Lücke: Wissen über Frameworks, das die Firmen benötigen versus dem Wissen, das Entwickler darüber besitzen. (Bild: HackerRank.com)

Der Bericht bietet noch viele weitere Informationen. Zum Abschluss ist sicherlich noch ein Blick auf die Sprachen interessant, deren Erlernen von den befragten Entwickler als ein nächstes Ziel angeben wurde. Dabei macht Googles Sprache Go das Rennen: 37,8 Prozent planen diese Sprache als nächste zu erlernen, gefolgt von Python mit 31,6 Prozent. Weit abgeschlagen am Ende der Liste sind die konventionellen Programmiersprachen wie C++, Pascal oder gar C mit nur 5,7 Prozent zu finden. Die Macher von HackerRank führen das Streben der Programmierer Go zu lernen darauf zurück, dass die Sprache Nebenläufigkeit sehr gut unterstützt, sehr schnell kompiliert und nicht zuletzt einen sehr guten Support von Google bekommt. Zudem betont der Report, dass Google dadurch, dass es die autorisierte Android-Sprache von Java weg bewegt, auch die Verbreitung von Kotlin deutlich beflügelt. Immerhin erreicht Kotlin in dieser Frage den vierten Platz mit 26,5 Prozent knapp hinter Scala.

Alle wollen Googles Sprache Go lernen -- dicht gefolgt von Python. (Bild: (Bild: HackerRank.com)

Ob die "alten" Sprachen deshalb so schlecht abgeschnitten haben, weil die Entwickler sie sowieso schon beherrschen, oder ob sie einfach keine Verwendung mehr für C, Pascal und Co, sehen, beantwortet der Report nicht. Aber er ist so umfangreich und beantwortet dafür viele weitere interessante Aspekte, dass ein Blick direkt in den Report für Entwickler durchaus interessant ist.

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

(fms)