Ausprobiert: Lötkolben Miniware TS100

Der TS100 bietet auf den ersten Blick alles, was man sich von einem kleinen Handlötkolben wünscht. Die Stromversorgung kann über ein Netzteil oder auch per Akku erfolgen. Die Firmware macht aber Probleme.

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Miniware TS100

Der Miniware TS100 bietet austauschbare Lötspitzen und ein Grafikdisplay im Handstück.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Schäffer
Inhaltsverzeichnis

Das Gerät hat die Größe eines gängigen Edding-Stiftes und wiegt gerade einmal 30 Gramm inklusive Lötspitze. Auf dem kleinen Grafikdisplay werden nicht nur die Betriebsparameter wie Löt- und Standby-Temperatur, sondern auch die Zeiten für den Stromsparmodus und die aktuelle Spannung angezeigt. Zudem lässt es sich mit einem individuellen Logo (96 × 16 Pixel) zur Begrüßung konfigurieren.

Der Lötkolben Miniware TS100 zeigt auf dem OLED unter Anderem die Ist- und Soll-Temperatur und wird über zwei Tasten bedient. Am oberen Ende wird die Versorgungsspannung eingestöpselt.

Die Versorgung erfolgt über eine 5,5/2,5 mm-Hohlbuchse. Eine passende Stromquelle wird bei vielen Offerten im Internet nicht mitgeliefert. Ein ausrangiertes Laptop-Netzteil findet sich vielleicht aber sowieso in der Bastelkiste. Die Betriebsspannung kann im Bereich 12 bis 24 Volt liegen, wobei ein Strom von 1,4 bis 2,7 Ampere fließt und sich eine unterschiedliche Heizleistung ergibt. Im Idealfall kommt der Lötkolben bei 24 Volt auf 65 Watt und heizt dann in etwa 11 Sekunden auf 300 Grad Celsius. Die Löttemperatur kann im Bereich 100 bis 400 Grad Celsius eingestellt werden.

Liegt der Lötkolben unbewegt auf dem Tisch, schaltet er in Standby. Mittels eines Bewegungssensors erkennt der Kolben, ob er wieder in die Hand genommen wurde und schaltet sich wieder ein. Für den mobilen Einsatz könnten Sie einen Modellbauakku vom Typ LiPo 3S mit 11,1 V/2200 mAh nutzen, den Sie an einen einfachen Step-Up-Regler anschließen, um 24 Volt Ausgangsspannung zu erreichen. Über eine kleine Madenschraube am Handstück ist der Anschluss eines Potentialausgleichkabels möglich.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Es stehen verschiedene Lötspitzen zur Auswahl. Welche beim Angebot dabei ist, muss man genau prüfen, denn je nach Händler können die Abbildungen, Beschreibungen und tatsächlich gelieferten Artikel voneinander abweichen. Die Type "TS-B2" ist eine normale, knapp 1,2 mm breite Spitze, die sich gut für die meisten Anwendungen eignet. Oft abgebildet wird die "TS-BC2" mit abgeflachter Seite. Die Spitzen "TS-I" und "TS-ILS" sind deutlich dünner und eher für SMD geeignet. Der zum Wechseln erforderliche Innensechskant wird mit ein paar Ersatzschrauben mitgeliefert.

Schaltplan und Quellcode für den Lötkolben sind offen gelegt und inzwischen gibt es sogar eine Firmware als Open Source, die ein paar Veränderungen bei der Heizungssteuerung und der Benutzerführung im Menü bietet. Damit können auch bis zu 450 Grad Celsius gewählt werden. Zudem gibt es die Software in diversen Sprachen – so auch in Deutsch. Mit der freien Firmware können nicht nur mehr Parameter eingestellt werden, sie werden auch gespeichert und die Darstellung auf dem Display ist besser. Zu den Besonderheiten gehört die Ladestandsberechnung für Versorgungsakkus und ein sofortiges Aufheizen beim Einschalten. Die gewünschte Arbeitstemperatur wird allerdings bei kleiner Versorgungsspannung systematisch nicht richtig erreicht, so dass man eine etwas höhere als gewünscht einstellen muss.

Die gesamte Steuerungselektronik befindet sich im Handstück. Die Lötspitze wird über zwei Klammern versorgt.

Wird der Lötkolben per USB an den Computer angeschlossen, kann die Konfigurationsdatei und das Boot-Logo geändert werden und ein Firmwareupdate ist möglich. Die Anmeldung als USB-Gerät unter Windows und Mac gelang uns im Test nur sporadisch und war von Fehlern begleitet – so konnte die Konfigurationsdatei nicht geändert werden und wurde beschädigt. Erst unter Ubuntu klappte der Dateizugriff reibungslos. Die aktuelle Firmware 2.17 ließ sich hingegen unter Windows problemlos einspielen. Mit ihr können alle Parameter auch im Menü des Lötkolbens angepasst werden, so dass der USB-Zugriff eigentlich nicht mehr erforderlich ist. Allerdings bleiben die Parameter in keinem Fall dauerhaft gespeichert, weshalb die ganze Konfiguration derzeit als nicht brauchbar anzusehen ist. Mit der freien Firmware beseitigt man dieses Manko.

Löten mit dem TS100 ist nicht die helle Freude aber für den Gelegenheitslöter und im mobilen Einsatz zusammen mit einem Akku durchaus ausreichend gut. Bei 12 Volt und 17 Watt reicht die Leistung gerade so für normale Bauteile und Platinen, nicht aber für dicke Kabel mit etwa 12 AWG oder weniger. Zügiger arbeitet man erst mit 24 Volt. Die Lötspitze bietet nicht die beste Qualität und Lötzinn perlt gelegentlich ab.

Hersteller: Miniware, Guangzhou e-Design Intelligent Technology
Bezugsquelle: Amazon, ebay etc.
Preis: ab 50 Euro ohne Netzteil (fls)