Abweichungen im Stromnetz: Ehemaliger Umweltminister soll im Streit schlichten

Eine Auseinandersetzung zwischen Serbien und dem Kosovo hat dafür gesorgt, dass in Europa bestimmte Uhren um mehrere Minuten nachgehen, weil die Frequenz in Europas Stromnetzen zu stark zurückgegangen ist. Nun soll Klaus Töpfer in dem Streit vermitteln.

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Abweichungen im Stromnetz: Ehemaliger Umweltminister soll im Streit schlichten

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Der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer soll in einem Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo schlichten, der zu Schwankungen in Europas Stromnetzen und nachgehenden Uhren gesorgt hat. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, will Töpfer kommende Woche mit der serbischen Ministerpräsidentin Ana Brnabić und dem kosovarischen Regierungschef Ramush Haradinaj sprechen. Berufen wurde er demnach von der internationalen Energiegemeinschaft Energy Community. Dem Bericht zufolge hat der Kosovo auch bereits angekündigt, dass der Netzbetreiber KOSTT nicht mehr Strom ohne vertragliche Grundlage aus den Netzen ziehen werde. Wie der serbische Netzbetreiber Elektromreza Srbije (EMS) laut dpa mitteilte, halte das Kosovo die vereinbarten Standards seit dem 3. März wieder ein. Auf internationalen Druck gleiche KOSTT auftretende Schwankungen vereinbarungsgemäß wieder aus. Das zugrunde liegende Problem ist dadurch aber noch nicht gelöst.

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Mit der Mission Töpfers kommt Bewegung in eine Auseinandersetzung, auf die Europas Öffentlichkeit erst aufmerksam wurde, als anhaltende Frequenzabweichungen im Stromnetz netzsynchronisierte Uhren aus dem Takt gebracht hatten. Eigentlich halten die Produzenten die Frequenz im europäischen Stromnetz im Mittel genau bei 50 Hertz. Nur so synchronisiert können Kraftwerke im Verbundnetz den gesamten Energiebedarf überhaupt stemmen. Schwankungen werden eigentlich ausgeglichen, sodass die durchschnittliche Frequenz von genau 50 Hertz beispielsweise Uhren in Elektroherden oder Radioweckern als Taktgeber dienen kann und sie auf die Sekunde genau gehen. Da dieser Ausgleich nun über längere Zeit nicht geklappt hat, gehen diese Uhren inzwischen aber um fast sechs Minuten nach. Erst in den nächsten Wochen soll das ausgeglichen werden und Uhren wieder die richtige Zeit erreichen.

Wie die FAZ nun erklärt, ist der kosovarische Netzbetreiber KOSTT kein Mitglied des europäischen Verbands der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E, Hintergrund ist die fehlende Anerkennung des jungen Staats durch Serbien und andere Länder wie etwa Spanien. Der Kosovo ist deshalb ein Teil der sogenannten Regelzone Serbien, Mazedonien und Montenegro. Darin müssen Verzerrungen bei der Frequenz eigentlich ausgeglichen werden. Serbien weigere sich aber, das für den Kosovo zu tun. Gleichzeitig streiche das Land Engpasserlöse ein, die eigentlich KOSTT zustünden. Hinzu komme, dass KOSTT den Norden des Kosovo, in dem viele Serben leben, mit Strom versorgt, von dort aber nicht bezahlt wird. Lange kamen demnach die restlichen Kosovaren dafür auf, das wurde nun aber gerichtlich untersagt – weswegen niemand dafür bezahlte. Hier dürften die fehlenden 113 Gigawattstunden hingegangen sein, die Europas Uhren aus dem Takt gebracht haben. (mho)