App statt ÖPNV: US-Großstadt schafft Buslinie ab und subventioniert Ridesharing

Arlington in Texas war lange Zeit die größte Stadt der USA ohne eigenen öffentlichen Personennahverkehr. Die erste Buslinie war dann kein Erfolg und wurde nun eingestampft. Stattdessen sollen Bewohner eine Ridesharing-App nutzen.

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App statt ÖPNV: US-Großstadt schafft Buslinie ab und subventioniert Ridesharing

Einer der Vans für Arlington

(Bild: Arlington)

Lesezeit: 3 Min.

Während Deutschland über steuerfinanzierten Gratis-Nahverkehr diskutiert, hat die lange Zeit größte Stadt der USA ohne öffentlichen Personennahverkehr ihre einzige Buslinie zugunsten einer Ridesharing-App abgeschafft. Bis 2013 hatte es in Arlington im US-Bundesstaat Texas keinen ÖPNV gegeben, unter anderem weil die Bürger der Stadt mit inzwischen fast 400.000 Einwohnern mehrmals gegen die Einrichtung eines solchen Systems gestimmt hatten. Danach gab es eine einzige Buslinie, die Teile der Stadt zwischen Dallas und Fort Worth versorgen sollte. Richtig angenommen wurde das Angebot aber nie und auch deswegen hat die Stadt entschieden, stattdessen komplett auf die Fahrdienstvermittler-App Via umzusteigen. Die testet zwar auch in Deutschland, aber eigenen Angaben zufolge als Ergänzung, nicht als Ersatz des ÖPNV.

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Wie The Verge erläutert, können Bewohner von Arlington nun per Via eine Fahrt in einem der 10 dafür angeschafften Vans buchen. Eine Fahrt kostet dank Subventionen drei US-Dollar, ein Wochenpass schlägt mit 10 US-Dollar zubuche. Das Angebot umfasst derzeit Teile der Innenstadt und soll im Laufe des Jahres erweitert werden. Üblicherweise sollte die Wartezeit nicht mehr als 12 Minuten betragen, bezahlt wird über die App – Bargeld wird nicht akzeptiert. Wer kein Smartphone hat, kann sich per Telefon einen Account einrichten lassen und dann auch darüber Mitfahrten buchen. Fahrten werden nur von Montag bis Samstag und jeweils nur tagsüber bis 21 Uhr angeboten.

Arlingtons Sonderrolle als größte Stadt der USA ohne öffentlichen Personennahverkehr hatte mehrere Ursachen, hatte Wired anlässlich der Einführung der Buslinie erläutert. So hatten die Bewohner unter anderem mehrmals die Einrichtung eines ÖPNV verhindert, weil sie einen Anstieg der Kriminalitätsrate befürchteten. Andererseits habe es Arlingtons Lage inmitten einer Metropolregion immer nahegelegt, sich dem Nahverkehrssystem der Nachbarstädte Dallas oder Fort Worth anzuschließen. Wegen der sich daraus ergebenden Randlage wäre das dann wohl nie sehr umfassend ausgefallen. Auch deswegen entschied die Stadt immer wieder, die eigentlich dafür verwendbaren Steuern in Großprojekte wie das Stadtion für die Dallas Cowboys zu stecken.

Arlingtons Abkehr vom Bus zugunsten einer Ridesharing-App ist nicht der erste derartige Schritt in Nordamerika, betrifft aber die bislang mit Abstand größte Kommune. So subventioniert die kanadische Kleinstadt Innisfil seit vergangenem Jahr Uber-Fahrten ihrer Bürger. Gleichzeitig wird das Geld für die Einrichtung eines öffentlichen Nahverkehrs gespart. Die Bewohner sind offenbar zufrieden mit dem Angebot, auch wenn die versprochenen Haltepunkte für Nutzer ohne Smartphones offenbar nie eingerichtet wurden. Vor wenigen Tagen hat die Stadt weitere 350.000 Dollar für das Uber-Programm freigegeben, berichtete CTV. Vor allem in den kalten Monaten würden viele Menschen das Angebot nutzen. In der Gegend sind demnach rund 35 Fahrer für Uber aktiv. (mho)