Studie: Gewalthaltige Computerspiele machen nicht aggressiv

Hamburger Forscher haben in einer Langzeituntersuchung herausgefunden, dass das Spielen des Action- und Shooter-Games Grand Theft Auto das Aggressionsverhalten nicht nachhaltig oder langfristig beeinflusst.

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Studie: Gewalthaltige Computerspiele machen nicht aggressiv

Szene aus GTA V.

(Bild: Rockstar)

Lesezeit: 3 Min.

Die seit Jahren geführte Debatte über einen möglichen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Realität und in Computerspielen hat nun das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit einer Langzeitstudie ergänzt. "Der oft angeführte negative Einfluss von Gewalt-Videospielen auf das Verhalten der Spieler lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen", lautet das Resümee der Untersuchungleiterin Simone Kühn von der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE. Das Aggressionsverhalten der Probanden sei nicht nachhaltig oder langfristig beeinflusst worden.

An der Studie, deren Resultat die Hamburger Wissenschaftler gerade im Fachmagazin Molecular Psychiatry veröffentlichten, nahmen 90 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren teil. 48 davon waren weiblich. Die Probanden, die keine Harcore-Gamer waren, teilten die Forscher in drei Gruppen auf. Eine davon spielte in einem Zeitraum von zwei Monaten das Action- und Shooter-Game Grand Theft Auto (GTA), in dem die Akteure für aggressives Verhalten belohnt werden. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe durften sich parallel am Simulations- und Strategiespiel "Die Sims" ausprobieren. Die restlichen Teilnehmer mussten die Finger von Computerspielen lassen.

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Vor und nach diesen zwei Monaten, in denen die Probanden der ersten beiden Gruppen im Durchschnitt 33 Stunden spielten, wurde ihr Verhalten getestet. Dabei loteten die Wissenschaftler Anzeichen für latente oder manifeste Aggressionen mithilfe von Fragebögen und Verhaltenstests aus. Auch ging es um das allgemeine Sozialverhalten und dabei vor allem die Fähigkeit zur Empathie. Zwei Monate nach dem letzten Videospiel wurden die Tests wiederholt. Generell konnten sie dabei unabhängig von der verstrichenen Zeit "keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der Spieler" feststellen.

Erforscht werden muss laut dem Hamburger Team noch, ob die Ergebnisse auch auf das Verhalten von computerspielenden Kindern oder Jugendlichen übertragen werden können. Kühn und ihr Team kritisieren zudem, dass in bisherigen Studien die Probanden oft nur zwischen Minuten und Stunden mit einem Gewaltspiel konfrontiert worden seien. Außerdem werde häufig das Verhalten der Teilnehmer nur unmittelbar nach dem Spielen untersucht, als diese sich noch im "Shoot-em-up-Modus" befunden hätten. Dieses Phänomen sei in der Psychologie schon lange unter dem Begriff "Priming" oder Bahnung bekannt.

Erst vor Kurzem hatten Forscher der Universität York aber auch mit der Priming-Theorie aufgeräumt, wonach die ein Videospiel maßgeblich prägenden Konzepte die Assoziationen und das Verhalten der Spieler in entsprechende Bahnen lenken. Möglicherweise werde ein Spieler des oft als frustrierend erlebten Rollenspiels "Dark Souls" zornig oder erregt und könne sich anschließend aggressiv verhalten. Der Einsatz von Bomben oder Wurfmessern auf dem Bildschirm führe aber nicht dazu, dass sich Akteure derlei als akzeptables Verhalten in der physikalischen Welt antrainierten.

Übereinstimmend legen beide Untersuchungen dar, dass Gewalt in Computerspielen nicht aggressives Verhalten der Akteure fördert. US-Präsident Donald Trump beklagte trotzdem nach dem bewaffneten Überfall auf eine Schule in Florida im Februar den hohen "Grad an Gewalt in Videospielen", der "die Gedanken junger Menschen prägt". Ein Treffen des Politikers mit Vertretern der Spieleindustrie blieb aber zunächst ohne greifbare Folgen.

GTA V (6 Bilder)

Die Idylle trügt: Selbst hinter der Fassade des unschuldig wirkenden weißen Tennissports lauern Sex und Gewalt. (Bild: Rockstar)

(anw)