"Discokugel im All": Humanity Star verglüht schon diese Woche

Das Leben des Humanity Stars von Rocket Lab wird deutlich kürzer dauern als angekündigt: Schon am morgigen Donnerstag wird der Satellit in der Atmosphäre verglühen. Er war einfach zu leicht.

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"Discokugel im All": Humanity Star verglüht schon diese Woche

Der "Humanity Star" am Boden

(Bild: Rocket Lab)

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Der umstrittene Satellit Humanity Star des neuseeländischen Unternehmens Rocket Lab wird viel eher in der Atmosphäre verglühen als geplant. Schon am morgigen Donnerstag wird es soweit sein, heißt es bei dem Satellitenbeobachtungsportal Satview, das den erwarteten Absturzort im Südpazifik lokalisiert. Die "Discokugel im All" wird demnach um 15:03 Uhr MEZ verglühen, obwohl sie eigentlich noch mehrere Monate die Erde umkreisen und Sternengucker inspirieren sollte. Rocket Lab hatte den Satelliten beim ersten erfolgreichen Flug der Billig-Rakete Electron mit ins All geschossen, aber erst danach öffentlich gemacht, was es damit auf sich hat.

Der kugelförmige Humanity Star besteht aus 65 aneinander hängenden Spiegeln, die das Licht der Sonne – ähnlich wie eine Discokugel – zur Erde reflektieren sollen. Dadurch sollte er zum hellsten Objekt am Nachthimmel werden. Vor allem Astronomen hatten das Unternehmen dafür heftig kritisiert: Die Aktion gleiche "ökologischem Vandalismus" und Neuseelands Raumfahrtära beginne mit der absichtlichen Verunstaltung des Himmels durch ein Graffiti. Andere sorgten sich, dass der Satellit zwar nicht hell genug sein würde, um zu beeindrucken, aber hell genug, um Astronomen zu stören. Vor allem sie scheinen teilweise Recht behalten zu haben: Aufgrund seiner Bahn am Himmel gab es bislang noch so gut wie keine Fotos des Humanity Stars am Himmel.

Wie das US-Magazin The Atlantic unter Berufung auf den Astrophysiker Jonathan McDowell erklärt, ist der Humanity Star wohl zu leicht für die angepeilte Umlaufbahn. Durch den Widerstand der geringen Atmosphären-Reste und den Einfluss der Sonne werden alle Satelliten langsam in Richtung Erde abgebremst. Satelliten und beispielsweise auch die Internationale Raumstation gleichen das durch Korrekturmanöver immer wieder aus. Der Humanity Star hat aber keine Triebwerke dafür. Seine Lebensdauer war anhand von Vergleichen mit ähnlichen Satelliten in dieser Höhe prognostiziert worden. Die seien aber deutlich massereicher und würden deswegen nicht so schnell abgebremst. Auch Rocket Lab hat inzwischen bestätigt, dass das kurze Leben des Humanity Star schon wieder zuende geht. (mho)