colspan=7: AMP oder nicht AMP

An AMP scheiden sich die Geister. Aus gutem Grund, glaubt man allein der Argumentation des AMP Letter.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jens Oliver Meiert

An AMP scheiden sich die Geister. Aus gutem Grund, glaubt man allein der Argumentation des AMP Letter.

Das Thema AMP macht immer wieder die Runde. Vor ein paar Monaten wurde es wieder hitziger: Einige Webentwickler schrieben oder unterzeichneten (darunter der Autor selbst) einen offenen Brief, den AMP Letter.

Der Brief ist lesenswert, fasst er doch die als am dringlichsten gesehenen Bedenken gegenüber AMP zusammen (frei übersetzt):

  • Inhalten, die auf AMP setzen, wird bevorzugte Behandlung in Suchergebnissen und Nachrichten zugestanden.
  • Wenn Google-Nutzer zu einem von Google hervorgehobenen (AMP-)Artikel navigieren, bleiben sie unwissentlich im Google-Ökosystem.
  • Damit: AMP hält Nutzer auf Googles Domain und lenkt Traffic von anderen Websites zu Googles Vorteil weg. Auf einer Skala von Milliarden von Nutzern habe dies den Effekt, Googles angenommene Vormachtstellung noch weiter zu festigen.

Dann die Gegenvorschläge:

  • Anstatt nur AMP-Seiten eine bevorzugte Platzierung in Suchergebnissen zu erlauben, sollten dieselben Vorteile allen Seiten zukommen, die ein objektives, neutrales Performance-Kriterium wie Speed Index erreichen.
  • Inhalte von Dritten sollten nicht auf einer Google-Seite angezeigt werden.

Was das Ganze so interessant macht ist, dass die beiden Vorschläge so offensichtlich erscheinen (meine eigene Google-Vergangenheit spielt hier keine Rolle – AMP kam nach meiner Zeit). Geschwindigkeit kann objektiv gemessen und damit ermutigt werden. (Man mag bei "objektiv" innehalten, aber es geht hier um keine sakrosankte Definition.) Ebenso, und das ist eigentlich googley, muss klar sein, von wem Inhalte eigentlich kommen.

In erster Linie denke ich, sollten wir auf technischer Seite anfangen, den Aufwand, den wir um AMP herum betreiben, zu hinterfragen (meine eigene Wette ist, dass AMP nicht länger als 2020 durchhält). Dazu halte ich es für wichtig, dass wir uns näher ansehen und diskutieren, was wir neben der Idee von Speed Index denn genau als Geschwindigkeitsmaßstab heranziehen könnten, den jeder dann auf seine Art (und ohne AMP) erreichen kann.

Unzweifelhaft scheint es nämlich, dass Performance kritisch für gute User Experience ist. Dies kann aber mit Anreizen bedacht werden, ohne bestehende Technologien zu beschneiden, indem man weitreichend und willkürlich Subsets von Standards definiert; und es kann geschehen, ohne dass ein bestimmtes Unternehmen einen Vorsitz übernimmt.

Als Kompromiss kann gelten, auch mehrere alternative Werte zu bestimmen, auf die Websites dann besondere Behandlung erfahren – dies kann ein Speed Index besser als 1000, ein Page-Speed-Wert von mindestens 90 oder auch ein Pingdom-Ergebnis von "schneller als 90%" (aller anderen Websites) sein. Die Betonung liegt hier auf alternativen Werten, und dem unausgesprochenen Verzicht auf technologische Extrawürste (⚡).

Die besondere Behandlung kann dann darin bestehen, dass Suchmaschinenbetreiber solche Websites vielleicht nicht selbst in besonderer Form hosten, aber ihnen in gekennzeichneter Form ein höheres Ranking einräumen.

Kann, nicht muss. Bei aller Liebe für den Einfallsreichtum und die guten Ideen hinter AMP gibt es unbedingt noch weitere Möglichkeiten, das Bewusstsein für Schnelligkeit und die damit verbundene bessere Nutzererfahrung zu erhöhen. ()