Instant Payments: Schnelle Überweisungen für Millionen Sparkassenkunden

Die Einführung sekundenschneller SEPA-Überweisungen läuft immer noch sehr bedächtig. Doch am 10. Juli wollen endlich die Sparkassen starten.

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Überweisung

(Bild: dpa, Angelika Warmuth/Symbolbild)

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Seit November 2017 gibt es einen europaweiten Rechtsrahmen für die sekundenschnelle SEPA-Überweisung – aber in Deutschland sind die auch Instant Payments genannten Zahlungen bislang nur bei wenigen Banken verfügbar. Doch in der nächsten Woche dürfte Bewegung ins Feld kommen, denn die Sparkassen wollen ab 10. Juli diese Überweisungsart anbieten – was rund 50 Millionen Kunden der 385 Sparkassen diesen Bezahlweg eröffnen würde.

"Die Sparkassen-Finanzgruppe ist die erste Institutsgruppe in Deutschland, die Echtzeit-Überweisungen anbietet", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, der dpa. "Unsere Kunden können damit Geld in Sekundenschnelle überweisen – ganz einfach und sicher."

Bislang ist es in der Bankenbranche üblich, Überweisungen zu sammeln und dann stapelweise abzuarbeiten. Auch Aufträge, die Kunden online einstellen, werden in der Regel erst mit Zeitverzug ausgeführt. Bei Instant Payments versprechen die Anbieter, dass das Geld binnen zehn Sekunden von einem Konto auf das andere Konto übertragen wird. Maximal 15.000 Euro soll man damit zu jeder Zeit anweisen können. Die Bundesbank stellt klar: "Zahlungsdienstleister, die Instant-Überweisungen anbieten, müssen rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres für die Abwicklung dieser Zahlungen erreichbar sein."

In Deutschland war die Hypovereinsbank lange alleine auf weiter Flur, denn die Teilnahme an dem Verfahren ist für Banken freiwillig. Somit waren die Nutzungsmöglichkeiten von Instant Payments eingeschränkt: Denn Echtzeitzahlungen funktionieren nur, wenn auch die Bank des Empfängers diese anbietet.

Die meisten privaten Banken werden vermutlich erst im kommenden Jahr aufspringen. Einer im Juni aktualisierten Liste des European Payment Councils zufolge wird etwa die Deutsche Bank ab November Instant Payments anbieten. Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen die technischen Voraussetzungen bis Ende November schaffen, 2019 soll es dann für deren Kunden losgehen.

Neben dem bedächtigen Tempo der Banken könnte noch ein weiterer Faktor die Nutzung der schnellen Zahlungen bremsen: Gebühren. Die hängen oftmals vom Kontomodell ab, manche Sparkasse veranschlagt etwa 50 Cent je getätigter Turbo-Transaktion. Die Hypovereinsbank verlangt ebenfalls 50 Cent für jede schnelle Überweisung – kostenlos sind sie nur beim "HVB Exklusivkonto", das mit 14,90 Euro pro Monat zu Buche schlägt. Die 1822 Direkt, eine Tochter der Frankfurter Sparkasse, will sich gar 99 Cent für eine "Echtzeit"-Überweisung genehmigen, wie Leser von heise online bemerkten. In Zeiten niedriger Zinsen suchen die Banken eben neue Erlösquellen.

Auch EU-weit ist bei der Einführung noch Luft nach oben. Nach einer Übersicht des europäischen Zahlungssystembetreibers EBA Clearing aus dem Juni bieten aktuell 22 Groß-Institute in 12 Ländern Instant Payments an. Zählt man die Institute hinzu, die sich klar zur Teilnahme an dem Verfahren positioniert haben, kommt man auf fast 1100 Zahlungsdienstleiter in 15 Ländern. Im April des Jahres meldete EBA-Clearing, eine Million Instant Payments seit dem Start im November abgewickelt zu haben.

Der Zahlungsverkehrsraum SEPA ("Single Euro Payments Area"), der Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen grenzüberschreitend standardisieren und so beschleunigen soll, umfasst 34 Länder mit insgesamt 4200 Zahlungsdienstleistern: Neben den 28 EU-Staaten sind Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz, Monaco und San Marino dabei. (mit Material der dpa) / (axk)