Studie: Android übermittelt Standort Hunderte Mal am Tag zu Google

Selbst ein nicht benutztes Android-Smartphone sendet Hunderte Mal am Tag den Standort zu Google. Das haben Forscher ermittelt. Google weist das zurück.

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Studie: Android übermittelt Standort Hunderte Mal am Tag zu Google

Google weiß immer wo du bist.

(Bild: Free-Photos)

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Ein nicht bewegtes Android-Smartphone mit im Hintergrund laufenden Chrome-Browser sendet innerhalb von 24 Stunden 340 Mal Standortinformationen an Google. Das ist ein Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie, die damit neue Vorwürfe wegen der Standortüberwachung von Android-Nutzern erhebt. Wird das Smartphone auch benutzt, steigt die Informationsübermittlung weiter an.

Im direkten Vergleich schneiden Google und Android demnach deutlich schlechter ab als Apple mit iOS. Außerdem könne Google anonymisiert erhobene Informationen mit persönlichen Nutzerdaten verknüpfen, erklärte der federführende Professor Douglas Schmidt von der Vanderbilt University.

Im CNN-Interview kritisierte ein Google-Sprecher ohne konkrete Details, die Studie enthalte stark irreführende Informationen. Sie sei von einer Lobbygruppe in Auftrag gegeben und von einem Wissenschaftler geschrieben worden, der im Gerichtsverfahren zwischen Google und Oracle als Zeuge der Gegenseite aufgetreten sei. Die Untersuchung war von der Verleger-Organisation "Digital Content Next" veröffentlicht worden.

Erst vergangene Woche war die Standortüberwachung von Google in den Fokus gerückt, woraufhin der US-Konzern die Beschreibung der Option "Standortverlauf" im Google-Account geändert hat. Dort war vorher der Eindruck entstanden, Google speichere nach der Abschaltung des Standortverlaufs keine seiner Ortsdaten mehr.

Inzwischen wird deutlicher darauf hingewiesen, dass durch andere Dienste wie Suche oder Karten auch dann noch weiterhin Ortungsdaten bei Google landen könnten; diese muss man, wenn man sie nicht wünscht, separat abschalten. An der Praxis hat sich also nichts geändert, die englische Beschreibung ist nun aber wesentlich klarer – die deutschsprachige noch nicht.

Die Datenschutz-Organisation EPIC hat die US-Aufsichtsbehörde FTC deshalb darauf hingewiesen, dass Google aus ihrer Sicht Datenschutz-Auflagen aus dem Jahr 2011 verletzt habe und Konsequenzen nötig seien. Am Freitag wurde laut dpa zudem eine potenzielle Sammelklage gegen Google am Bundesgericht in San Francisco eingereicht. Darin wird dem Unternehmen Irreführung und Verletzung der Privatsphäre von Nutzern vorgeworfen, weil gegen deren Willen Standortdaten ermittelt und abgespeichert werden.

Google hat nun 21 Tage Zeit, auf die Anschuldigungen zu reagieren. Hinter der Klage steht die Kanzlei Lieff Cabraser Heimann & Bernstein, die bereits anderen Großkonzernen wie etwa Volkswagen im Abgas-Skandal zu schaffen machte. (mho)