Nikon Z6 und Z7: Spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensor

Nikon stellt seine ersten spiegellosen Systemkameras mit Vollformatsensor vor. Die Z7 hat einen 45,7 Megapixel-Chip, die Z6 einen mit 24,7 Megapixeln.

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Nikon Z7

(Bild: Nikon)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps
Inhaltsverzeichnis

Fast genau vor fünf Jahren stellte Sony mit den Alpha 7 und Alpha 7R seine ersten beiden spiegellosen Vollformat-Systemkameras vor. Nun ist auch Nikon soweit und präsentiert die Z6 und Z7. Nach Aussagen von Nikon kommt derzeit fast jede dritte verkaufte Vollformat-Systemkamera (30 %) von Sony. Bei den spiegellosen Systemkameras mit Kleinbildsensor sind es sogar 100 %, da sich bislang nur Sony in dem Bereich tummelt. Canon beschränkt sich hier derzeit noch auf das APS-C-Format. Fujifilm hat das Vollformat übersprungen und bietet mit der GFX 50S ein Mittelformat-Modell an.

Nikons spiegeloses System mit Z-Bajonett (10 Bilder)

Die Z7 ist das Hi-Res-Modell der neuen spiegellosen Z-Familie von Nikon mit Vollformatsensor. Sie bietet eine Auflösung von 45,7 Megapixeln.
(Bild: Nikon)

Nikon will mit seinen Neulingen natürlich gleich alles richtig machen und keine Kompromisse eingehen. So lehnen sich deren Technik, Ausstattung und Bedienung weitgehend an die aktuelle digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) D850 an, die wir von c't Fotografie bereits ausführlich getestet haben. Die Z7 besitzt einen hochauflösenden Sensor mit 45,7 Megapixeln und BSI-Technik (back side illumination). Die Empfindlichkeit gibt Nikon mit ISO 64 bis ISO 25.600 an, erweiterbar auf ISO 32 bis ISO 102.400. Zum Scharfstellen bietet die Kamera einen Hybrid-Autofokus mit 493 Messpunkten. 273 sind als Phasenmesspunkte ausgelegt. Sie decken einen Bereich von 93 Prozent der Sensorfläche ab. Das ist bei der D850 bauartbedingt deutlich weniger – ein klarer Vorteil der Spiegellosen. Die Serienbildrate soll neun Aufnahmen pro Sekunde betragen bei voller Autofokusunterstützung (AF-C).

Die Z6 bietet ebenfalls einen Kleinbildsensor in BSI-Technik, jedoch mit 24,7 Megapixeln Auflösung. Der Autofokus deckt hier ebenfalls 93 Prozent der Sensorfläche ab, muss sich aber mit 273 Messpunkten begnügen. Gegenüber der Z7 ist der Empfindlichkeitsbereich etwas nach oben erweitert und reicht von ISO 100 bis ISO 51.200 (bzw. erweitert ISO 50 bis ISO 204.800). Für den Serienbetrieb nennt Nikon zwölf Bilder pro Sekunde. Rein äußerlich sind die beiden neuen Modelle nahezu identisch. Die kürzeste Belichtungszeit beträgt 1/8000 Sekunde.

Das neue Bajonett an den Kameras von Nikons Z-Serie bietet einen großen Durchmesser für lichtstarke Optiken. Der große Vollformatsensor liegt nur wenige Millimeter hinter dem Objektivring.

(Bild: Nikon)

Bei seinen spiegellosen hat sich Nikon dazu entschlossen, ein neues Bajonett mit einem Innendurchmesser von 55 Millimetern einzuführen – das Z-Bajonett. Als Konsequenz wird der Hersteller damit auch eine ganz neue Objektivserie ins Leben rufen. Das gegenüber den DSLRs wesentlich geringe Auflagenmaß (Abstand zwischen Bajonett und Bildfläche) von lediglich 16 Millimetern erlaubt es, leichtere Optiken mit verbesserten Eigenschaften vor allem im Randbereich zu entwickeln. Die große Öffnung direkt vor dem Sensor eignet sich für Objektive mit einer Lichtstärke von f/0.95. Beim F-Mount waren es lediglich f/1.4. Auch hier kann das spiegellose System seine Vorteile ausspielen. Zur Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv stellt der Anschluss elf Kontakte zur Verfügung – einer mehr als beim F-Mount. Es wird gleich zur Einführung einen FTZ-Bajonettadapter geben, der volle Kompatibilität zu 363 bisher gefertigten Nikkor-Objektiven gewährleisten soll.

Beide Modelle bieten einen Sensor-basierten Bildstabilisator, dessen Wirksamkeit einem Gewinn von fünf Blendenstufen entsprechen soll. Das ist ein Novum bei Nikon. Laut Nikon soll er auch problemlos mit stabilisierten Objektiven zusammenarbeiten. Ob sich beide in ihrer Funktion auch ergänzen können, ist bislang nicht bekannt.

Bei der Ergonomie und Bedienung orientieren sich die beiden Kameras an den bewährten Konzepten der Nikon-DSLRs. Die Menüs sind sehr ähnlich aufgebaut. Die Ergonomie ist auf den ersten Blick und nach ersten haptischen Tests sehr gelungen. Die Kameras liegen mit ihrem ausgeprägten Griffwulst trotz ihrer geringeren Abmessungen sehr gut in der Hand. Selbst mit schweren, adaptierten F-Mount-Objektiven klappt die Handhabung reibungslos. Es entsteht kein David-gegen-Goliath-Gefühl. Beide Gehäuse sind wie die D850 gegen Staub und Spritzwasser geschützt und aus einer Magnesium-Legierung gefertigt.