Roboterleistungsschau Elrob: Schwache Leistungen bei der Gebäudeaufklärung

Die Gebäudeaufklärung bereitete den Robotern auf der Elrob einige Schwierigkeiten – Fortschritte im Vergleich zu den Vorjahren waren kaum zu erkennen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Roboterleistungsschau Elrob: Schwache Leistungen bei der Gebäudeaufklärung

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Das hat man alles schon mal besser gesehen – so lautete das Fazit am zweiten Tag der Roboterleistungsschau Elrob (European Land-Robot Trial) im belgischen Mons. Beim Szenario Aufklärung agierten alle teilnehmenden Teams seltsam zurückhaltend und blieben hinter Leistungen früherer Jahre zurück. Eine Erklärung dafür ließ sich auf die Schnelle nicht finden.

Die Aufgabe bestand darin, mit Robotern ein Gelände zu erkunden, auf dem Container standen. Dort waren mehrere orangefarbene Schilder versteckt, die gefunden und auf einer Karte lokalisiert werden sollten. Außerdem wurde mithilfe eines WLAN Access Points eine Strahlungsquelle simuliert. Die Intensität der Strahlung sollte ebenfalls in einer Karte erfasst werden.

Das Gelände war für Teammitglieder nicht vorab begehbar. Gleichwohl war es relativ einfach strukturiert und von außen einsehbar. "Dennoch scheint sich kaum jemand vorher Gedanken über die geeignete Suchstrategie gemacht zu haben", sagte der Juryvorsitzende Henrik Christensen. "Das wundert mich am meisten."

So verlor etwa das Team ELP viel Zeit damit, nacheinander in einzelne Container hineinzuschauen, statt sich zunächst einen Gesamtüberblick zu verschaffen und sich dann auf einzelne, besonders interessante Punkte zu konzentrieren. Zwar konnte der vom Team verwendete Packbot trotz seines relativ geringen Gewichts die Tür eines Containers öffnen und erntete dafür eine anerkennende Bemerkung von Christensen. Der Lösung der gestellten Aufgaben brachte ihn das jedoch nicht näher.

Andere Teams waren durch die verwendete Hardware beschränkt. So war der radgetriebene Roboter des finnischen Teams BISG ebenso wenig in der Lage, die Schwellen an den Eingängen in die Container zu überwinden, wie die beiden Roboter des Teams MSAS aus Polen. Das Team konzentrierte sich daher von vornherein auf die weitgehend autonome Erstellung einer 3D-Karte. Ein Roboter diente dabei ausschließlich als Relaisstation zur Aufrechterhaltung der Funkverbindung.

Elrob: Autonome Geländeerkundung (15 Bilder)

Der finnische Roboter Mörri nutzte die vorgesehene Zeit von 40 Minuten nur zum Teil, fuhr ein wenig hin und her und das war’s dann. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Für manche Sensoren mag auch das grelle Sonnenlicht ein Problem gewesen sein. So waren auf dem Kamerabild des Roboters vom österreichischen Team Taut aufgrund der starken Kontraste kaum Details zu erkennen. Trotz seines verstellbaren Kettenantriebs schaffte es der Roboter zudem ebenfalls nicht über die Eingangsschwellen.

Ein Plan war lediglich bei den Teams Telerob und FKIE/TNO zu erkennen, deren Roboter zunächst das Gelände in voller Länge abfuhren, um sich dann einzelnen Containern zuzuwenden. Telerob fand denn auch als einziges Team ein orangenes Schild und erstellte eine grobe Strahlungskarte. FKIE/TNO, deren Roboter mithilfe eines Head-Mounted-Display gesteuert wurde, lokalisierte und identifizierte die Strahlungsquelle sogar visuell. Für den ungefähr 500 Kilogramm schweren, kettengetriebenen Koloss war es von vornherein aussichtslos, in einen Container hinein fahren zu wollen. Warum aber der eigentlich sehr mobile Telemax von Telerob ebenfalls davor zurückscheute, sorgte bei Zuschauern und Jury für Verwunderung.

Er habe zuerst nach den am leichtesten zu findenden Objekten suchen wollen, erklärte Andreas Ciossek von Telerob später. Bei einem zweiten Durchgang am Nachmittag, der ihm und zwei weiteren Teams (ELP und MSAS) aufgrund ihrer guten Leistung von der Jury eingeräumt wurde, zeigte er sich dann deutlich risikofreudiger und nahm bei der Erkundung der Container auch Kollisionen in Kauf. Diesmal fand er zwei Schilder. Jurymitglied Michael Gustmann (Kerntechnische Hilfsgesellschaft) zeigte sich aber vor allem von der Robustheit der Hardware beeindruckt. "Anderen Robotern sind bei solchen Gelegenheiten schon die Arme abgebrochen", sagte er.

Alles in allem herrschte aber Enttäuschung vor. Die Leistungen der Teams vermittelten den Eindruck, als hätte es in den vergangenen Jahren keinen Fortschritt gegeben, sagte Christensen. Teilweise blieben sie sogar hinter dem früher bereits erreichten Stand zurück. Das ist ein seltsamer und unerwarteter Kontrast zum ersten Tag, der mit bemerkenswert zuverlässigen automatisierten Konvoi-Fahrten beeindruckt hat. Mit dem Szenario "Mule", bei dem noch einmal autonome Fahrzeuge gefordert sind, die diesmal eine Strecke lernen und dann möglichst oft hin- und herfahren soll, könnte sich die Laune der Jury und der Zuschauer am dritten Tag daher wieder heben. (olb)