Keine Gnade für den Alkohol

Für Deutschland gibt es beim Alkoholkonsum keine Entwarnung. Allein die heutigen Teenager scheinen ein wenig vernünftiger zu sein. Aber trotzdem brauchen sie besonderen Schutz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Inge Wünnenberg

Ein Gläschen in Ehren? Von wegen. Alkohol ist einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge für mehr als fünf Prozent aller Tode weltweit verantwortlich – das sind rund 3 Millionen im Jahr. Immerhin sei der Anteil pro Kopf in Europa seit 2012 von 10,9 Liter reinem Alkohol auf 9,6 Liter Alkohol gesunken, schreibt die britische Tageszeitung The Guardian. Trotzdem mahnt James Nicholls, in Großbritannien für Forschung und Politik rund um den Alkoholkonsum zuständig: "Europa bleibt die Region mit dem höchsten Konsum global." Außerdem wisse man, dass Alkohol in Großbritannien mit die Hauptursache für eine schlechte Gesundheit sei, ergänzt Nicholls.

In Deutschland sieht es mit dem Verbrauch keineswegs rosiger aus. Hierzulande sei der Konsum seit der Erhebung von 2010 sogar noch gestiegen, und zwar von 12,9 Liter auf 13,4 Liter im Jahr 2016, berichtet Spiegel online. Aber dieser Trend gilt nicht nur für Deutschland. Der WHO-Bericht warnt vielmehr davor, dass der weltweite Konsum in den nächsten zehn Jahren steigen wird. Vladimir Poznyak, einer der Autoren, fordert deshalb mehr Interventionen seitens der Staaten wie höhere Steuern oder Werbeverbote. Auch könne der Zugang zu Alkohol erschwert werden.

Ein Lichtblick ist deshalb eine jetzt ebenfalls veröffentlichte weitere Studie der WHO. Alkoholkonsum werde bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Europa immer unpopulärer, zitiert das Ärzteblatt den Bericht auf seiner Webseite: "Während 2002 noch knapp 30 Prozent der deutschen Teenager im Alter von elf bis 15 Jahren wöchentlich Alkohol tranken, waren es 2014 noch etwa 12,5 Prozent." Eine ähnliche Tendenz sei auch in anderen europäischen Ländern beobachtet worden.

Diese Ergebnisse zeigen nicht zuletzt, dass Aufklärung über die Gefahren von Alkohol fruchtet. Deutsche Suchtexperten und Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, setzten sich zudem bereits im Mai für höhere Alkohol-Preise ein. Hintergrund ist ein in Schottland weltweit erstmals eingeführter Mindestpreis für Alkohol: „Wer den Alkoholkonsum reduzieren will, muss dafür sorgen, dass die in Deutschland unverhältnismäßig niedrigen Preise für alkoholische Getränke angehoben werden“, sagte auch Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Vielleicht hat der ebenso aktive wie agile Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ja die Muße, sich auf diesem Gebiet zu engagieren – sinnvoll wäre es.

(inwu)