KI-Forscher: "Deep Learning wird abgelöst"

Maschinelles Lernen nutzt oft einen veralteten Stand der Neurologie. Künftig lassen sich wirkliche Gehirn-Computer bauen, sagt Hirnforscher Moritz Helmstaedter.

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KI-Forscher: „Deep Learning wird abgelöst"

(Bild: Machine Learning & Artificial Intelligence / Mike MacKenzie / cc-by-2.0)

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Von
  • Robert Thielicke

Künstliche Intelligenz bietet großes Potenzial. Doch die bisherige Technik des Maschinellen Lernens wird bald an ihre Grenzen stoßen, sagt Moritz Helmstaedter, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung. Der Experte für KI und Neurologie wird am 20. und 21. November auf dem Innovators Summit AI von Technology Review zum Thema "Was die KI-Entwicklung von der Hirnforschung lernen kann“ referieren. Im Interview mit Technology Review ("Ein völlig neues Kapitel der Künstlichen Intelligenz") stellt er seine Thesen vor.

"Die heutigen Fortschritte beim Maschinellen Lernen beruhen auf Erkenntnissen der Hirnforschung aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts", sagt Helmstaedter. Seitdem ist unglaublich viel dazugekommen. Deep Learning, wie es derzeit angewendet wird, hat nur wenig mit der Arbeitsweise des Gehirns zu tun und arbeitet wenig effizient. "Kommerzielle Serverfarmen brauchen Strom in der Größenordnung eines Atomkraftwerks und zum Lernen Millionen gelabelte Datensätze", führt er aus. "Das menschliche Gehirn hingegen lernt mit wenig Energie und wenigen gelabelten Daten."

Helmstaedter führt an, dass die Mikroanatomie des Gehirns heute dank dreidimensional arbeitender Elektronenmikroskope viel detailreicher aufgeschossen werden kann. Frühere Annahmen über den Aufbau des Gehirns werden über den Haufen geworfen. "Inzwischen haben wir jedoch präzise Regeln entdeckt. Die Positionen der Synapsen, die Laufzeiten der Signale, all das ist genau geordnet. Die Funktionsweise dürfte sich damit leichter in Computern umsetzen lassen."

Nicht nur Software, auch Hardware muss auf Basis dieser Erkenntnisse neu gestaltet werden. Helmstaedter prognostiziert, dass es mit neuromorphen Chips die nächsten Durchbrüche in der Entwicklung künstlicher Intelligenz geben wird. Dann nimmt die KI-Forschung eine völlig neue Richtung. "Auch unsere Angst, den Wettlauf gegen die USA oder China zu verlieren, dürfte sich dann als unnötig erweisen'", sagt er.

Mehr dazu bei Technology Review online:

Veranstaltungshinweis: Moritz Helmstaedter moderiert auf dem Innovators Summit AI am 20. und 21.11. in München die Diskussion „Advancing AI: What current brain research teaches us”.

(anwe)