Weiterbildung: Ein Manager für Künstliche Intelligenz

Die Bitkom Akademie bietet in Kooperation mit dem DFKI Seminare für KI an. Sie richten sich an Manager, die die Grundlagen verstehen wollen.

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Neue Weiterbildung: Ein Manager für Künstliche Intelligenz

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Ilg
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Um richtige Entscheidungen zu treffen, muss man die Lösungsvorschläge verstehen. Im Geschäftsleben kommen die von den Mitarbeitern, die in ihrem Fachgebiet Experten sind. Vorgesetzte sind das meistens nicht, müssen sie auch nicht sein, weil Manager andere Aufgaben haben. Aber sie müssen über die Vorschläge von unten entscheiden und nach oben begründen. Je schwieriger ein Thema, umso schwerer ist das für Vorgesetzte.

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André Barthels ging das so bei einem ganz harten Brocken: der Künstlichen Intelligenz, kurz KI. Barthels, 43, Bankfachwirt und Diplom-Kaufmann, leitet bei der Deutsche Kreditbank AG, DKB, in Berlin den Fachbereich Strategie und Transformation im Bereich Unternehmensentwicklung. In seinem Job geht es um die strategische Weiterentwicklung der Bank: neue Märkte, Produkte und Geschäftsmodelle. "Heute sind wir eine Bank, die Technik in einem marktüblichen Umfang nutzt. Künftig wollen wir ein Technologieunternehmen mit Banklizenz sein“, nennt Barthels als oberstes Ziel der Zukunft. KI soll dabei helfen.

Mitte 2017 hat er ein Kompetenzzentrum für KI gegründet, in dem mehrere Data Scientists arbeiten. Sie haben mögliche Anwendungsfelder von KI überprüft und festgestellt, dass die Technologie ein ganz großes Potential für die Bank hat, etwa im Kundenservice. Im Call Center gehen täglich 10.000 Anfragen am Telefon oder schriftlich ein. KI kann den Grund der Kontaktaufnahme erkennen und selbständig bearbeiten, etwa eine Adressänderung oder den Vorgang digital an die zuständige Stelle weiterleiten.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist der Prozess der Kreditvergabe, denn intelligente Software erkennt anhand der Kontobewegungen, wie sich das auf die Bonität auswirkt. KI nützt der Bank auch für die digitale Interaktion mit Kunden, weil sie aus dem Kontakt mit Kunden lernt. Informiert der sich auf der Homepage über Geldanlagen oder eine Baufinanzierung, wird ihm postwendend ein passendes Angebot geschickt.

Mit KI ist Barthels inzwischen vertrauter, denn er hat ein Seminar besucht mit dem Titel: Ausbildung zum KI Manager – Grundlagen Künstlicher Intelligenz und Anwendungspotentiale für Unternehmen. "Jetzt kann ich mit unseren Data Scientists fachlich fundiert über mögliche Anwendungsfelder für KI diskutieren und ich habe Antworten auf die Fragen meiner Kollegen, wenn die von mir wissen wollen, was KI für uns leisten kann.“ Seine Entscheidungen trifft Barthels nun sicherer.

Der Kurs wurde angeboten von der Bitkom-Akademie und durchgeführt am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI, ebenfalls in Berlin. Das DFKI erarbeitete die Inhalte des Seminars und stellte das Gros der Referenten. Die Resonanz auf das Seminar war enorm. „Das Seminar war in kurzer Zeit ausgebucht“, sagt Michel Achenbach, Leiter Geschäftsentwicklung an der Bitkom Akademie in Berlin.

Deshalb sollen im nächsten Jahr zwei Kurse angeboten werden: einer beginnt Mitte März, der andere Mitte September. Sie gehen über drei Monate, innerhalb dieser Zeit ist an acht Tagen Präsenzunterricht. Zielgruppe sind Mitarbeiter in Führungspositionen, die Kursteilnahme kostet für Unternehmen, die Mitglied im Bitkom sind, 5.400 Euro für andere 5.900 Euro.

Das DFKI ist bei KI die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung Deutschlands, Professor Dr. Christoph Igel dessen wissenschaftlicher Direktor und Referent im Seminar. "KI umfasst Methoden und Anwendungen, die menschenähnliches Verhalten nachbilden, etwa eigenständig Entscheidungen zu treffen“, so Igel. In wissensintensiven, kognitiven Prozessen hat sie derzeit ihre Stärken. In den letzten Jahren machte sie deutliche Fortschritte in der Sensorik: beim Gehen, Greifen, Bewegen im Raum. Noch am Anfang steht sie bei sozialen Aspekten, etwa Teamverhalten von Robotern.

"Wir verfolgen nicht das Ziel, in acht Seminartagen KI-Spezialisten auszubilden. Die Teilnehmer sollen Grundlagen und Methoden von KI kennenlernen und einen Überblick bekommen, was KI ist und wofür sie in Unternehmen eingesetzt werden kann“, erklärt Igel.

Maschinelles Lernen, Experten- und Planungssysteme sind Beispiele dafür. Das zentrale Seminarthema behandelt die Frage: Wie kommen wir zu neuen, KI gestützten Geschäftsmodellen? Am letzten Kurstag ist Abschlußprüfung, in der stellen die Teilnehmer ihr selbst entwickeltes KI Start-up vor. Und danach beginnt der Wissenstransfer in die Praxis.

Barthels startet im nächsten Jahr zwei KI-Pilotprojekte, eines davon wahrscheinlich im Kundenservice. Durch die Kursteilnahme fühlt er sich gut gerüstet, um als Führungskraft Wegbegleiter der KI bei seinem Arbeitgeber zu sein. Zurzeit macht er einen Onlinekurs zur Programmiersprache Python. (axk)