Post aus Japan: Ein Traum für Chaoten mit Ordnungsfimmel

Ein Startup aus Nippon will den Haushaltsroboter für Jedermann verwirklichen. Das Unternehmen hat einen prominenten Investor: Toyota.

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Post aus Japan: Ein Traum für Chaoten mit Ordnungsfimmel

(Bild: Preferred Networks)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Maschinelle Helfer des Menschen sind ein Traum für viele japanische Ingenieure. Zwei Programmierer haben sich jetzt vorgenommen, ihn rasch zu verwirklichen. Auf der japanischen Technikmesse Ceatec stellten Toru Nishikawa und Daisuke Okanohara einen Roboter vor, der selbstständig ein Zimmer aufräumen kann.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Gemeinsam haben die Gründer des Startups Preferred Networks dafür einen einarmigen Partnerroboter von Toyota mit ihrer Software beigebracht, Stifte, Socken, Schlüpfer und viele andere Dinge zu erkennen, aufzuheben und wegzuräumgen. Ihr Ziel haben die beiden dabei hochgesteckt: "Wir wollen solche Roboter in fünf Jahren auf den Markt bringen", verriet Nishikawa der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei.

Der Wunsch des Programmierers hört sich vielleicht verwegen an. Aber die beiden Absolventen der renommierten Tokio-Universität haben namhafte Fans. Einer der ersten Investoren war der Industrieroboterriese Fanuc, der inzwischen in seinen Roboter künstliche Intelligenz von Preferred Networks verwendet. Der Autobauer Toyota hat sogar insgesamt 11,5 Milliarden Yen (90 Millionen Euro) in das 2014 gegründete Unternehmen gesteckt, wohl in der Hoffnung, seine eigenen Roboter und autonomen Autos aufzusmarten.

Es ist offenbar der kleine Unterschied der beiden Roboterfans, der die großen Konzerne anzieht. Bisher konzentrierten sich japanische Hardware-Ingenieure darauf, den Robotern ein möglichst menschenähnliches Antlitz zu geben. Es ging um die Steuerung von Motoren. Doch herauskamen nichtsnutzige Marionetten, die keinen Markt eroberten konnten.

Nishikawa und Okanohara hingegen sind ausgezeichnete Programmierer, die sich nicht um das Design der Servomotoren kümmern. Stattdessen bringen sie mit ihren Deep-Learning-Techniken existierenden Robotern bei, ihre Fähigkeiten besser einzusetzen und Aufgaben immer schneller und effizienter zu erkennen und zu lösen – und dies über die Robotik hinaus.

Die beiden Gründer wenden ihre Technik auch auf die Krebserkennung und andere Bereiche an. Und wie der Toyota-Roboter zeigt: Plötzlich wirkt auch ein noch recht schlichter Roboter nutzwertig. Immerhin reichte die Show, um einen der Ceatec-Preise einzuheimsen.

Doch die beiden sehen in der Vorführung nur den Vorboten für eigenen Erfolg. Sie betonen, dass sie sich als Lösungsanbieter sehen, ein Unternehmen, das künstliche Intelligenz und Robotik verbindet.

Denn in Robotern sieht Nishikawa die Zukunft. "Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Roboter überall im Alltag genutzt werden", sagte der Startupchef auf der Ceatec. Die Japaner träumen offenbar weiter davon, unter den ersten zu sein, wenn es um die Befreigung der Roboter aus den Fabriken geht.

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