Ozobot Bit: Niedliche Lernroboter für Kinder

Die kleinen fahrbaren Ozobots folgen gezeichneten Linen und speziellen Farbcodes. So lernen Kinder durch Malen die Grundlagen des Codings.

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(Bild: Ozobot)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Elke Schick
Inhaltsverzeichnis

Jeden Freitagmorgen arbeite ich an einer Grundschule und gebe in der dritten Klasse für zwölf Kinder die AG "Elektronik und Coding". Einer der Vorteile für die Kinder ist, dass ich ab und zu Produkte zu Testzwecken mitbringe. So auch zwölf Ozobots und die dazu gehörigen Filzstift-Sets. Die Herstellerfirma bietet zwei Modelle an: Bit 2.0 und Evo. Wir haben mit einem Bit 2.0-Workshop-Kit gearbeitet.

Als ich den kleinen fahrbaren Roboter auf einem selbst gemalten Parcours vorführe, ist die Begeisterung der Kinder groß. Die kleinen halbkugelförmigen Roboter (Maße 2,5 bis 3 cm Durchmesser und 2,5 cm hoch) fahren brav die vorgezeichneten Linien ab und blinken eifrig mit den LEDs, die auf der Platine im Inneren der durchsichtigen Kapsel sitzen. Fahren die Ozobots auf einer schwarzen Linie, so blinkt eine weiße LED. Stoßen sie auf Streckenabschnitte in anderen Farben, blinken die LEDs kurz in diesen Farben. Die Steuerung der Ozobots erfolgt über Farbcodes. Sie drehen sich beispielsweise im Kreis, wenn man die Abfolge Grün-Rot-Grün-Rot in den Ozobot-Parcours einbaut. So kombinieren sie charmanterweise buntes Blinken mit kleinen Kunststückchen.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Die optischen Sensoren, mit denen die Bots ihren Untergrund scannen, funktionieren zuverlässig. Zunächst werden sie kalibriert: entweder mit dem Kalibirierungspunkt auf dem beigelegten Parcours oder einem selbst gemalten schwarzen Punkt in der Größe der Unterseite des Bots. Anschließend erkennen sie die entsprechend der Vorgaben des Herstellers gemalten Strecken. Nach dem 10 bis 15 Minuten dauernden Aufladen kann man die Bots für circa 45 Minuten benutzen.

Schwachstelle der Bots in unserem Test waren die Batterien. Da wir für den Test ein bereits gebrauchtes Workshop-Kit zur Verfügung gestellt bekamen, waren unsere Bots nicht mehr die neuesten. Bei vier der Roboter entluden sich die Batterien sehr schnell, bei einem brach sogar die USB-Ladebuchse ab. Sonst liefen die Bots verlässlich.

Für den Test habe ich zwei Szenarien vorbereitet. Zuerst sollen die Kinder in drei Gruppen acht verschiedene Farbcodes in einen selbst gezeichneten Parcours integrieren. Danach können sie auf einem großen Stück Papier frei Strecken für die Roboter aufzeichnen und diese testen. Ausgestattet mit einem Pack Stifte, einer Liste der Farbcodes und ihrer Bedeutungen, die die Hersteller auf ihrer Webseite anbieten, und einem großen Stück Papier gehen die Kinder ans Werk. Eine sehr entspannte Ruhe breitet sich aus. Die Kinder sind vertieft in ihre Aufgabe und arbeiten gemeinschaftlich. Obwohl die Bezeichnungen für die Befehle auf ihrem Hilfszettel auf Englisch stehen, kommen zwei der drei Gruppen gut zurecht. Die Dritte vergisst schlicht, dass es die Zettel gibt.

Ozobots im Test (6 Bilder)

Ein Ozobot-Bit Basisset inklusive Stiften und ein paar Teststrecken.
(Bild: Ozobot)

Diese Phase der konzentrierten Arbeit hält leider nur ungefähr sieben Minuten an. Dann brechen Streits über Stifte, allgemeine Unlust und das große "Wir sind fertig!" aus. Außerdem stellt sich heraus, dass nur eine Gruppe überhaupt verstanden hat, was ihre Aufgabe ist. Trotz schriftlicher und mündlicher Erklärung. Also gehe ich in die Gruppen, erkläre der ersten, dass sie, wenn sie "von hier nach hier" kommen wollen, den Roboter links abbiegen lassen müssen (diese Frage darf ich in den nächsten zwanzig Minuten der exakt gleichen Gruppe noch dreimal beantworten), kläre in der zweiten, wer mit Malen dran ist und halte der dritten die Zettel mit den Farbcodes unter die Nasen. Der Reiz der Ozobots nimmt in dieser Phase rapide ab, Coden lernen will hier scheinbar niemand.

Nachdem wenigstens zwei der Gruppen die Aufgabe so einigermaßen erfüllt haben, lasse ich Gnade walten und wir testen die Strecken. So wie vorhergesehen funktioniert keiner der Parcours. Einer enthüllt aber lustige Zusatzfunktionen, weil die Kinder die Farbcodes nicht ganz korrekt übertragen haben. Besser als meine selbst zusammengezimmerte Aufgabe hätte vielleicht eine der Lektionen funktioniert, die auf der Ozobot-Webseite angeboten werden.

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Das freie Spiel mit den Ozobots hingegen funktioniert ganz hervorragend. Wenn Sie jetzt "Kein Wunder!" denken, muss ich Ihnen direkt widersprechen. Dass Kinder mehr als fünf Minuten am Stück mit einem Lernspielzeug spielen, ohne sich mit Fragen an anwesende Erwachsene zu wenden, ist eine absolute Ausnahme. Dass die Kinder darüber hinaus freiwillig kooperieren – fast die gesamte Gruppe verband liebend gerne die eigenen Strecken zu einer Gesamtstrecke – und sich Gedanken über darüber machen, wie man die Funktionsweise eines Spielzeugs ausreizen kann, habe ich so noch nicht erlebt.

Die Idee hinter den Ozobots – die Verbindung von der universellen Kinderbeschäftigung Malen mit Coding – funktioniert also ganz wunderbar, wenn man die Kinder mit den Bots in Ruhe lässt. Das ist insofern vielversprechend, als dass das in Ruhe lassen ein gegenseitiges Geschäft ist.

Nicht zu vergessen: Neben dem Coding durch Malen bieten die Ozobots noch die Option der Programmierung per App. In einer Blockly-Umgebung namens Ozoblockly können die Kinder per Drag and Drop Befehle für die Bots in zusammenstellen und auf den Bot laden. In der App OzoGroove wiederum können sie Bewegungsabläufe zu Musik - auch bekannt als Choreografien - entwerfen. Die OzoDraw-App ersetzt das Malen auf Papier.

Wer die Bots noch vor Weihnachten erwerben möchte, tut das am Besten über die Webseite des Anbieters, dort sind sie am günstigsten. Weiterführende Informationen gibt es zum Beispiel im Ozobot Blog, der allerdings nur auf Englisch gehalten ist. (esk)