WEF-Hack: Polizei durchsucht Provider

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist die Genfer Justiz auf der Suche nach den WEF-Hackern am Donnerstag beim Zwei-Mann-Provider TcNet in Interlaken mit einem Durchsuchungsbefehl aufgetaucht.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist die Genfer Justiz auf der Suche nach den WEF-Hackern am Donnerstag beim Zwei-Mann-Provider TcNet in Interlaken mit einem Durchsuchungsbefehl aufgetaucht. Nach einem Bericht der Schweizer Sonntagszeitung wollten die Beamten mehr Informationen zu einem Verdächtigen, der bei TcNet Kunden ist. Der 20-jährige Mann war am 23. Februar unter dem Verdacht festgenommen worden, den Computer des Weltwirtschaftsforums (WEF) gehackt zu haben. Eine Woche später ließ ihn die Anklagekammer auf Grund der unsicheren Rechtslage frei.

Über TcNet war die Polizei laut Sonntagszeitung bereits an die Personalien des Verdächtigten gekommen. "Nach massiven Drohungen", wie der TcNet-Teilhaber Andreas Fuchs sagte. "Diese Woche verlangte die Polizei per E-Mail nähere Angaben zum Kunden", erklärte Fuchs gegenüber der Sonntagszeitung. In Anrufen habe Untersuchungsrichter Marc Tappolet den Providern ferner Beugehaft angedroht. "Am Donnerstag erschienen Berner und Genfer Polizisten mit einem Durchsuchungsbefehl bei uns in Interlaken." Obwohl dort gar keine Server stehen. Laut Sonntagszeitung hatte die Polizei auch diesmal keine Genehmigung zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs. Dies wäre nach Gesetz und einem neuen Bundesgerichtsentscheid auch gegenüber Providern nötig.

Untersuchungsrichter Marc Tappolet wollte dies gegenüber der Sonntagszeitung nicht kommentieren. Die Frage, ob die Beweismittel widerrechtlich erhobenen wurden, dürfte im Hinblick auf ein Verfahren interessant werden. Der des Hacks beschuldigte hat inzwischen zugegeben, dass er beim WEF-Server einen Portscan gemacht hat und dass er ein einziges Mal im ungeschützten System gewesen sei. Gehackt habe er aber nichts.

Etwa eine Woche nach der Verhaftung des Verdächtigen waren erstmals Einzelheiten des spektakulären Hacks bekannt geworden. Wie die Schweizer Wochenzeitung (WOZ) berichtete, wurde der Hack durch schwerwiegende Konfigurationsfehler der WEF-Administratoren ermöglicht. Das soll aus den Ermittlungsakten hervorgehen, die der Anwalt des Beschuldigten einsehen konnte. (wst)