Amalgam aus Ausländerfeindlichkeit und Leugnung der Klimaerwärmung

Klima-Projektion. Bild: Nasa

Eine norwegische Studie hat den Befund aus den USA bestätigt, wo weiße konservative oder rechte Männer diese Orientierung haben

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Wissenschaftlich ist akzeptierter Konsens, dass es eine Klimaerwärmung gibt, die sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt hat, und dass diese mit dem industriellen Zeitalter eingesetzt hat und von den Menschen verursacht wird. Abgesehen von Vertretern bestimmter Unternehmen, die Geschäftseinbußen fürchten, Lobbyisten und damit verbundenen Politikern gibt es auch eine Schicht von Menschen in vielen Ländern, die davon nichts wissen will, dies leugnet oder eine Verschwörung hinter der Behauptung der anthropogenen Klimaerwärmung mit riskanten Folgen sieht. Das Phänomen des kitzelnden Tanzes auf dem Vulkan gab es immer schon, jetzt scheint es eher darum zu gehen, nichts machen zu müssen, sondern einfach weitermachen zu können und weder den Lebensstil noch die Gesellschaft oder die kapitalistische Wirtschaft verändern zu müssen.

Es sind die Erzkonservativen, die Rechten und Nationalisten, die den Blick von der Zukunft abwenden und das Hauptproblem in der Migration oder Ausländern, offenen Grenzen, Globalisierung oder Emanzipation sehen. Mit dem Stärkerwerden der Rechten, die sich auch in der Abkehr von der Lügenpresse oder der Fake-News-Medien gefallen und auch mit der Wissenschaft hadern, ist die Bewegung derjenigen, die von menschengemachter Klimaerwärmung nichts wissen wollen und diesen wie die AfD als "Irrlehre" bezeichnen, deutlich angestiegen.

Eine amerikanische Studie hat herausgefunden, dass unter den Klimawandelleugnern die stärkste Gruppe weiße Männer sind, die rechtsnationalen Ideologien anhängen, mit denen sie ihre Identität und Stellung in der Gesellschaft und gegenüber Frauen und Minderheiten wahren wollen bzw. stärker als andere Angst vor dem Abstieg haben. Schwedische und norwegische Wissenschaftler haben untersucht, die Studie ist in der Zeitschrift Environmental Sociology veröffentlicht worden, ob dies nur ein amerikanisches Phänomen ist oder sich diese Haltung auch in den nordeuropäischen Ländern unter den konservativen Männern findet.

Norwegen sei hier besonders interessant, weil das Land sich politisch und auch umweltpolitisch stark von den USA unterscheidet, aber wirtschaftlich stark auf der Ausbeutung fossiler Energien beruht. Um Norwegen mit den USA vergleichen zu können, wurden konservative weiße Männer in den USA mit Männern verglichen, die in Norwegen von norwegischen Eltern geboren wurden und gegenüber Ausländern bzw. Immigranten negative Einstellungen haben.

Ausgewertet wurde eine Online-Umfrage über Umweltthemen aus dem Jahr 2012 unter erwachsenen Norwegerinnen und Norwegern. Das war noch vor der großen Zuwanderung 2015, die die Ablehnung gegenüber Einwanderern noch einmal verstärkt und die rechten und rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien gefördert hat, aber nach dem Massaker von Anders Breivik, der mit seiner Tat die "konservative Revolution" beschleunigen oder entfachen wollte. Ein Vorteil der Studie ist der Versuch, die Literatur über die auffällige Verbindung von Rechtspopulismus mit Ausländerfeindlichkeit und Abstreiten der Klimaerwärmung auszuwerten.

Unter den konservativen Norwegern bestätigt sich die Verbindung von Ablehnung von Migranten mit der Skepsis gegenüber der anthropogenen Klimaerwärmung, was die Wissenschaftler "denial xenosceptic cool dudes" nennen. Allerdings wird von Norwegern kaum geleugnet, dass es überhaupt eine Klimaerwärmung gibt. Zudem ist die Skepsis gegenüber Medien höher. Im Unterschied zu den Amerikanern beansprucht aber nur eine kleine Minderheit, auch bei den Konservativen, gut über den Klimawandel Bescheid zu wissen.

Ansonsten sind in Norwegen wie anderswo mehr Männer als Frauen Leugner der Klimaerwärmung, auch wer eine geringere Ausbildung hat, ist eher im Ablehnungslager zu finden. In den USA wird ein Zusammenhang zwischen der Skepsis gegenüber der Klimaerwärmung und dem Schutz der dominanten Weißen vor Zuwanderung sowie dem Erhalt der wirtschaftlichen Strukturen gesehen. In Norwegen sehen die Wissenschaftler stärker eine Ablehnung von Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen und dem Wunsch nach Erhalt der auf Öl und Gas beruhenden Wirtschaft.

Die starke Korrelation zwischen "ausländerfeindlichen Ansichten und der Leugnung des Klimawandels" bei konservativen Männern wird von den Wissenschaftlern als "eine Form der Kognition zum Schutz der Identität" interpretiert. Das gehe einher mit einer Tendenz zur Rechtfertigung des bestehenden Systems, die aber nicht mit der Identifizierung mit den gesellschaftlichen Eliten einhergeht. Das scheint tatsächlich die neuen Rechten zu charakterisieren, die die alten "System"-Eliten in Politik und Medien, aber auch in der Wissenschaft ablehnen, aber deren Skeptizismus durch Identitätserhalt, inklusive der männlichen Überlegenheit, und Angst vor dem Absturz beruht.

Deswegen schließt man sich dann gerne unhinterfragt Wahrheitsverkündern an, die auch aus der Elite stammen können (Trump, Sarrazin, Gauland etc.) und nur behaupten, anders zu sein, während sie die Ablehnung der Offenheit für Veränderung und neue Erkenntnisse sowie der Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern, bestärken.