Smart Farming: Ende der Gleichbehandlung auf dem Acker

Neue Technologien sollen die Landwirtschaft effizienter und umweltverträglicher machen. Was ist dran an dem Hype? Eine Bestandsaufnahme.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Ackerbau und Viehzucht: Nicht mehr alles über einen Kamm

(Bild: Alf Ribeiro / Fotolia)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Katja Scherer
Inhaltsverzeichnis
Mehr zu Smart Farming

An den 16. Juli 2018 erinnert sich Johannes Paas noch sehr genau. Eigentlich wollte der Landwirt an jenem Tag gar nicht aufs Feld fahren. Es würde eh noch Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis sein Weizen erntereif war, glaubte er. Dann aber warf er einen Blick auf die Satellitenkarte seiner Felder, die er seit Kurzem regelmäßig bekommt. Tiefrot wurde das Feld dort angezeigt – offenbar stand der Weizen durch den trockenen Sommer schon in voller Reife. Paas schwang sich auf den Traktor und ging nachschauen. Zum Glück, sagt er rückblickend: "Hätte ich wie üblich länger gewartet, wäre alles vertrocknet. Das war für mich ein richtiger Aha-Moment."

Der 38-Jährige sitzt im Esszimmer seines Elternhauses und öffnet seinen Laptop. Schon seit über 250 Jahren betreibt seine Familie in Ratingen bei Düsseldorf Landwirtschaft; inzwischen aber mit ganz neuen Methoden. Johannes Paas klickt sich am Rechner durch eine Reihe von Satellitenaufnahmen. Blau, weiß oder grün eingefärbt: seine Felder aus der Luft. Woche für Woche kann er so zurückverfolgen, wie sich seine Ackerfrüchte entwickelt haben. Seit gut zwei Jahren testet der Landwirt die Software "My Data Plant" des Marktforschungsunternehmens Kleffmann. Die Karten sollen ihm helfen, seinen Betrieb mit weniger Aufwand besser im Blick zu haben. "Es hat zwar eine Weile gedauert, bis alles funktioniert hat. Inzwischen bin ich von der Software aber begeistert", sagt Paas.

Die Menschheit wächst, guter Boden wird knapper, und gelöst werden kann dieses Dilemma nur durch smartere Anbaumethoden – so argumentieren die Befürworter von Smart Farming. Ob mit Satellitenbildern, Drohnen, Robotern oder Sensoren: Die Erfassung großer Datenmengen soll die Landwirtschaft präziser und nachhaltiger machen. Von den neuen Methoden profitieren auch Öko-Landwirte, vor allem aber die konventionelle Landwirtschaft, deren negative Folgen – etwa die Überdüngung – mit Smart Farming abgemildert werden sollen.