Mendix World: Alles dreht sich um Low Code

Mit rund 5000 Teilnehmern war die Mendix World vermutlich die bisher größte Konferenz zum Thema Low-Code-Plattformen.

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Mendix World: Alles dreht sich um Low Code
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Prof. Wolf Knüpffer
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Mendix, ein 2005 in Rotterdam gegründeter Anbieter der zuletzt populär gewordenen Low-Code-Plattformen, der im Oktober 2018 von Siemens übernommen wurde, hatte Mitte April zur Mendix World in seine Geburtsstadt eingeladen. Low-Code- und No-Code-Plattformen sollen auf Basis visueller Modellierungsumgebungen die Entwicklung von Software mit wenig beziehungsweise ohne Programmieraufwand ermöglichen.

Derek Roos, CEO von Mendix, eröffnete die Konferenz mit einem Überblick zu den Produkten und Neuerungen, die die beiden Konferenztage bestimmen sollten. Den Auftakt machten Mendix Studio und Mendix Studio Pro. Erstere ist eine No-Code-Umgebung für den sogenannten Power User aus der Fachabteilung, der selbst Anwendungen erstellen möchte. Die Pro-Version soll professionelle Entwickler bei komplexen Aufgaben unterstützen. Sie ermöglicht sogar die Entwicklung nativer mobiler Apps.

Johan den Haan zeigt zusammen mit einem seiner Mitarbeiter eine native Anwendung unter Mendix Mobile. Die Anwendung öffnet via TouchID einen Tresor, in dem sich ein Bier befindet.

Eine weitere Ergänzung des Angebots für Profi-Entwickler ist der sogenannte Data Hub, eine Integrationsplattform für unterschiedliche Datenquellen. Diese ist interessant, weil Mendix durch die Partnerschaften mit Siemens, aber auch SAP Zugriff auf ein reichhaltiges Portfolio an Schnittstellen und Datenquellen gewinnt. Vor dem Hintergrund wird auch deutlich, was hinter der Akquisition von Mendix durch Siemens steckt. Aus Roos' Sicht liegt der Charme der engen Zusammenarbeit mit Siemens in der Chance, die Techniken und Software eines der größten Anbieter von Anlagentechnik mit einer Low-Code-Plattform zu verbinden.

Johan den Haan, CTO des Unternehmens, präsentierte am zweiten Tag detailliert die Komponenten des Spring '19 Release. In einer Livedemo stellte er den im Mendix Studio und Mendix Studio Pro integrierten Assistenten vor, der in der zweiten Generation die Entwickler aktiv durch KI unterstützt. Eine weitere Demo zeigte die Nutzung des Data Hub in Verbindung mit den beiden Mendix-Studio-Ausgaben. Mit ein paar Klicks wird erst lokal aus einem einfachen Excel-Tableau eine Anwendung erzeugt und später an unterschiedliche Datenquellen angebunden. Als Ergänzung wurde in einer weiteren Demo Mendix Mobile vorgestellt, das die Entwicklung von Anwendungen auf mobilen Endgeräten mit echten nativen Oberflächen unterstützt.

Als Zugabe gewährte der CTO einen Ausblick in die Zukunft, und zwar in Form einer Mendix-Anwendung für Microsofts HoloLens. Auch hier setzt die Plattform auf den vorhandenen Schnittstellen auf, sodass sich wohl demnächst VR-Anwendungen für diese Datenbrille erstellen und ausprobieren lassen.

Wie Hans de Visser – Vice President Outbound Product Management bei Mendix – im Gespräch berichtete, stößt der modellgetriebene Softwareentwicklungsansatz hinter Low Code vor allem bei Maschinenbauingenieuren auf große Zustimmung, weil diese ohnehin täglich mit Modellen arbeiten. Low Code könnte als Brückenschlag zwischen IT und Maschinenbau auf dem Weg zur Industrie 4.0 eine wichtige Rolle spielen.

Die Berichte einiger Mendix-Anwender machten aber auch deutlich, dass Low Code nicht nur einen fundamentalen Wandel im Bereich der Softwareentwicklung erfordere, sondern auch die Kommunikation mit den Fachabteilungen stark verändere und eine deutlich höhere Qualifikation der Mitarbeiter dort voraussetze.

Wolf Knüpffer
ist Professor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere E-Business an der Hochschule Ansbach. Dort leitet er unter anderem das Mobile Development Center der Hochschule.
(ane)