"Die jungen Leute werden ignoriert und vergessen"

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Die Energie- und Klimawochenschau: Streikende Schüler, Unwetter, Waldschäden, weiter mogelnde Autohersteller, AKK und der beschleunigte Eisschwund in der Antarktis

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Die Schüler streiken weiter - in Deutschland nunmehr seit gut fünf Monaten - und am kommenden Freitag soll es besonders groß werden. Nicht zuletzt aufgrund der bevorstehenden Wahlen des EU-Parlaments ist dieser zum internationalen Aktionstag ausgerufen worden.

Schwerpunkte sind neben Deutschland unter anderem Kanada, die skandinavischen Länder, einige andere EU-Länder, die USA und Indien. Klimademonstrationen sind daneben auch auf Grönland, im Iran und in Kenia geplant. Insgesamt wurden bisher aus 110 Staaten Aktionen angemeldet. Hier eine unvollständige Übersicht. Vor zwei Monaten hatten sich am 15. März am ersten internationalen Aktionstag der Schülerstreiks knapp 1,9 Millionen Menschen in 134 Staaten und Territorien an den Protesten beteiligt.

Die internationale Zusammenarbeit ist für die Jugendlichen offensichtlich selbstverständlich. Anfang des Monats hatten Schüler aus verschiedenen Ländern vor dem Gipfel der G-7-Umweltminister im französischen Metz gemeinsam mit "Gelbwesten" "für ökologische und soziale Gerechtigkeit" demonstriert.

In einem offenen Brief beklagten Schüler aus Kanada, den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien, dass noch immer gewaltige Investitionen in fossile Energieträger getätigt würden. Die Zeichen in der Natur seien eindeutig, die Warnungen der Wissenschaft ebenfalls, aber nichts ändere sich. "Wir, die jungen Leute, werden ignoriert, vergessen."

Schwere Unwetter

Wie es aussieht, scheint derweil für Deutschland die Gefahr eines weiteren Dürresommers vorerst gebannt. Die Grund- und anderen Wasserspeicher werden gerade aufgefüllt, nur leider nicht durch einen lauen Sommerregen, sondern durch heftige Unwetter und zum Teil durch ergiebigen Dauerregen. Selbst im ausgetrockneten Berlin bekam man dies zu spüren.

Die Feuerwehr rief dort am Montagabend für drei Stunden den Notstand aus und forderte die Bürger auf, sich selbst um volllaufende Keller zu kümmern. Zwei Dachstühle gingen durch Blitzeinschlag in Flammen auf, zahlreiche Straßen waren überschwemmt, zum Teil fiel innerhalb weniger Stunden rund die Hälfte des üblichen Monatssolls.

In anderen Teilen der Republik stellte sich die Lage noch dramatischer dar. Im niedersächsischen Helmstedt brach die Decke eines Kreißsaals in einem Krankenhaus ein. Ursache war vermutlich ein verstopftes Fallrohr, aufgrund dessen sich das Regenwasser auf einem Flachdach staute.

Besonders betroffen war seit der Nacht auf Dienstag das Alpenvorland, in dem starker Dauerregen die Wasserstände in Flüssen und Bächen steigen ließ. In Süddeutschland sowie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Teilen Nordrhein-Westfalens hielten die zum Teil heftigen Niederschläge auch am Dienstag noch an. Für den Alpenrand warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) bis in den Mittwochmorgen hinein vor schweren Unwettern.

Mehr Waldschutz

Aber auch wenn damit - und mit den für die kommenden Tage vorhergesagten weiteren Niederschlägen - die Gefahr des Wassermangels für Forst- und Landwirtschaft vorerst gebannt ist, so sind die Schäden in den Wäldern noch lange nicht behoben. Die Linksfraktion im Bundestag spricht in einer Pressemitteilung davon, dass der Schadholzmenge 2018/19 die Holzernte eines ganzen Jahres entspricht.

Schuld seien neben der letztjährigen Dürre die Sturmschäden aus 2017. Neuanpflanzungen und natürliche Verjüngung seien oft stark geschädigt, manchmal bis zum Totalverlust. Der angestrebte Umbau der Wälder zu mehr Vielfalt mit angepassten heimischen Arten gerate in Gefahr. Ebenso auch viele Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft.

Das von der Bundesregierung aufgelegte Programm von 25 Millionen Euro, die auf fünf Jahre verteilt werden sollen, sei nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Die Linksfraktion fordert stattdessen 200 Millionen Euro in den Schutz und naturnahen Umbau der Wälder zu stecken.

Quo vadis Daimler?

Dauerregen, aber eher im übertragenen Sinne, ist auch für die deutsche Automobilindustrie angesagt. Das Blatt "Der Aktionär" hat zwar im Vorfeld der am Mittwoch in Berlin stattfindenden Daimler-Jahreshauptversammlung eine "Aufbruchsstimmung" ausgemacht, doch vorerst sorgt das Traditionsunternehmen aus dem LKW- und Luxussegment eher für Negativ-Schlagzeilen.

Wie das Manager-Magazin am Montag berichtete, weitet sich in einem bereits seit letztem Jahr laufenden Prüfverfahren gegen Daimler ein Verdacht aus. Demnach könnte auch in anderen Modellen eine Software zum Einsatz kommen, die den Stickstoffoxid-Ausstoß auf dem Prüfstand gegenüber den Werten im Normalbetrieb drückt.

Das hält andere nicht von Hofberichterstattung ab. Der am Mittwoch zu kürende neue Daimler-Chef Ola Källenius werde den Konzern umkrempeln, verkündet "Der Aktionär" vollmundig. Elektromotor und Wasserstoffauto seien die Zukunft. Ab 2030 solle jeder zweite von Daimler verkaufte Wagen elektrisch angetrieben werden.

Bei näherem Hinsehen heißt das dann wohl, dass auch im übernächsten Jahrzehnt in Deutschland hauptsächlich "Stinker" verkauft werden sollen. Der weltweit größte PKW-Markt ist nämlich die Volksrepublik China, wo schon jetzt Elektroautos massiv gefördert werden. 2030 wird man dort bestimmt keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen.

Soll heißen: Daimler wird diese vor allem auf dem hiesigen Markt verkaufen müssen. Nur, dass die Käufer dann schon bald Schwierigkeiten bei Fahrten ins benachbarte Ausland haben dürften. Viele Nachbarn haben nämlich bereits Deadlines für die Zulassung neuer PKW mit Verbrennungsmotoren gesetzt. Das dürfte dann dazu führen, dass dort die Tankstellendichte wegen zurückgehender Nachfrage spätestens ab 2030 spürbar abnehmen wird.

Eine ganz andere Frage ist natürlich, dass ohnehin das einfache Austauschen der Antriebe wenig sinnvoll ist, wie hier auf Telepolis kürzlich der schwedische Journalist Arne Müller erläuterte. Der Energieaufwand ist einfach zu groß, und die notwenigen Metalle sind endlich.

Für das besonders knappe Lithium gibt es zum Beispiel in der Stromversorgung und in mobilen Geräten sicherlich sinnvollere Anwendungen. Mal davon abgesehen, dass Bergbau immer mit massiven Eingriffen in Natur und Umwelt einhergeht und der Einsatz der endlichen Materialien schon aus diesem Grund so sparsam wie nur möglich erfolgen und langfristig auf das Recyceln beschränkt werden sollte.