Themenmolekül: Spaß mit diesen Metadaten

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit einer Metallhut-Fernbedienung, dem größten Musikmuseum der Welt sowie der Sehnsucht nach Panoramafenstern im All.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen.

Mit Metadaten spielt man nicht? Jeder digitale Katalog einer Bibliothek, eines Archivs oder eines Museums beruht auf Metadaten. Diese "Daten zu Daten" sollen dafür sorgen, dass eine Suche zu den jeweils relevantesten Ergebnissen führt. Je mehr Institutionen ihre Sammlungen digitalisieren, desto mehr Metadaten werden generiert. Aber kann das Generieren von Metadaten auch Spaß machen? Das nämlich ist die Voraussetzung für Metadata Games, eine Open Source Crowdsourcing-Spieleplattform, die eine Sammlung kostenloser webbasierter und mobiler Spiele-Apps zum Erstellen benutzerdefinierter Tags bietet. Diese Tags helfen Bibliotheken, Museen und Universitäten, ihre Suchergebnisse zu verfeinern. Zu den angebotenen Spielen gehört Unterhaltsames wie Zen Tag, eine meditative Einzelspieler-Aktivität; das schnelle Ratespiel Guess What!, bei dem Spieler mit einem zufälligen Online-Partner zusammenarbeiten, um Bilder zu identifizieren; oder Stupid Robot, das einem die Möglichkeit gibt, einen Roboter "der alles sieht, aber nichts versteht", beim Lernen zu unterstützen. Derzeit enthält Metadata Games mehr als 45 Smmlungen aus 11 verschiedenen Institutionen, in denen man spielen und taggen kann, darunter die British Library, die Boston Public Library und die Digital Public Library of America. Der Suchspaß wurde initiiert von Professor Mary Flanagan und dem Archivar Peter Carini, beide tätig am Dartmouth College.

Reduktion aufs Rad: Eine Fahrerin erprobt 1931 in England eine experimentelle sogenannte Dynasphere.

Wenn alle ihre verschiedenen musikbezogenen Sammlungen an einem Ort zusammengetragen würden, wäre die Smithsonian Institution – eine der bedeutendsten US-amerikanischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen –, laut Selbstauskunft das größte Musikmuseum der Welt. Das hat die Institution dazu veranlasst, 2019 als Jahr der Musik zu feiern. Auf der eigens eingerichteten Website Smithsonian Music lassen sich eine Reihe dieser Musiksammlungen mit zahlreichen Highlights aus den hauseigenen Musikressourcen erkunden. Dazu gehört etwa das Non-Profit-Plattenlabel Smithsonian Folkways Recordings, das kulturelle Vielfalt und Völkerverständnis durch Tondokumente zu fördern versucht. 1948 hatte Moses Asch Folkways Records gegründet, um "die Musik der Leute", das gesprochene Wort und Sounds aus der ganzen Welt zusammenzutragen – eine der Geburtsstätten der "Weltmusik". 1987 erwarb das Smithsonian Folkways aus dem Nachlass von Asch in dem weiterführenden Bemühen, das Engagement der Menschen für ihr eigenes kulturelles Erbe und ihre Wertschätzung für das kulturelle Erbe anderer zu stärken. Auf Smithsonian Music finden sich auch Playlists, Podcasts über Musikgeschichte und Soundkulturen auf der ganzen Welt. Dazu gibt es noch eine Auswahl von Videos mit einer Vielzahl von Musikstilen wie etwa Progressive Hip-Hop, Cajun oder Mariachi. Zusammenfassungen musikbezogener Angebote und Texte aus der gesamten Smithsonian Institution bietet darüber hinaus das Smithsonian Music Blog.

Die Sehnsucht nach Panoramafenstern im All, hier 1975 visualisiert von Bruce Pennington für eine Erzählung von Arthir C. Clarke. In Wahrheit mußten die ersten Nasa-Astronauten die Konstrukteure der Raumkapseln praltisch dazu zwingen, überhaupt ein winziges Fenster in das Raumfahrzeug einzubauen

Twine ist ein Programm zum Erstellen interaktiver, nichtlinearer Geschichten und Spiele. Es erstellt HTML-Dokumente, die nahezu überall veröffentlicht werden können. Obwohl man nicht programmieren muß, um Twine zu nutzen, können technisch interessierte Anwender CSS und Javascript verwenden, wenn sie das möchten. Im Twine-Wiki finden Benutzer eine Reihe von Tutorials, Screencasts und eine umfassende Referenzdokumentation. Das Twine Cookbook bietet Rezepte für allgemeine Aufgaben. Auf der Startseite finden sich eine Reihe von mit Twine erstellten Beispielen (in der Interactive Fiction Database finden Interessierte möglicherweise weitere Inspiration). Twine kann online in einem Browser verwendet oder als Desktop-Anwendung heruntergeladen werden. Ausführbare Dateien sind für Windows, MacOS und Linux verfügbar. Twine ist freie Software und wird unter der GNU General Public License vertrieben, der Quellcode ist auf GitHub verfügbar. Twine wurde 2009 von Chris Klimas geschrieben, einem in Baltimore ansässigen Webentwickler, Spieleentwickler und Autor, für den "die Schnittstelle von Wörtern und Interaktivität unwiderstehlich ist".

Das perfekte Verbrechen (als Metallhut getarnter) per Fernbedienung.

Discover Islamic Art ist ein virtuelles Museumsportal der gemeinnützigen Organisation Museum With No Frontiers (MWNF), das dazu einlädt, die Kunst und materielle Kultur der islamischen Gesellschaften im Mittelmeerraum zu erkunden. Die facettenreiche Website bietet dazu verschiedene Möglichkeiten, etwa mit einer künstlerischen Einführung, in der die Grundlagen der islamischen Kunst und Architektur in zehn verschiedenen Themenbereichen vermittelt werden. Man kann Museumsobjekte in der ständigen Sammlung nach Land, Periode bzw. Dynastie und Datum suchen oder nach Stichwörtern durch die Datenbank browsen. Eine komponierbare Zeitleiste ermöglicht es, eine Chronologie aus jeweils einem von 15 Ländern und einer Reihe von Jahrhunderten zu erstellen. Das MWNF wurde 1995 auf Initiativer der Wiener Kulturmanagerin Eva Schubert als unabhängige gemeinnützige Organisation im Rahmen des Aufbaus einer formellen Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und den Mittelmeerländern Nordafrikas und Mittelafrikas gegründet.

(bsc)