Überweisungen an N26-Konten: Einige Volksbanken wollen Bestätigungen

Weil Betrüger N26-Konten nutzten, um Geld zu stehlen, verlangen manche Volksbanken jetzt Kundenbestätigungen, bevor sie Überweisungen an die Bank freigeben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 139 Kommentare lesen
Valentin Stalf

Der Gründer der N26 Bank, der Wiener Valentin Stalf, in den Geschäftsräumen des Unternehmens.

(Bild: dpa, Wolfgang Kumm)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Banking-Startup N26 kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: Einige Genossenschaftsbanken sind offenbar dazu übergegangen, Überweisungen auf N26-Konten nicht direkt auszuführen, sondern vorher noch eine Bestätigung vom Kunden anzufordern. "Bei uns steht N26 auf der schwarzen Liste“, erklärte etwa Henry Rauner, Chef der Volksbank Rottweil, gegenüber dem Handelsblatt.

Sofern die Kunden ihre Bestätigung erteilten, werde die Überweisung freigegeben. Hintergrund sei ein Fall aus diesem Jahr, bei dem Betrüger sich des Kontos einer Kundin bemächtigten, davon Überweisungen auf ein N26-Konto unter ihrer eigenen Kontrolle tätigten und von dort aus weiter ins Ausland. Wenn die betroffenen Kunden oder die Bank das rechtzeitig bemerken, lässt sich das überwiesene Geld wieder zurückholen, bevor es im Ausland landet.

Mit N26 ging das aber nicht: Es habe drei Tage gebraucht, bis das Startup auf Anrufe und E-Mails der Volksbank reagiert habe. "Da war das Geld längst weg“, so Bankchef Rauner gegenüber dem Handelblatt. Als weiteres Beispiel führt der Bericht die Volks- und Raiffeisenbank aus Homburg und die Raiffeisenbank Ortenburg-Kirchberg an, die in bestimmten Überweisungsfällen bei Kunden nachfragten. Zuerst hatte das Blog Mobiflip von einem Fall berichtet, bei dem die Volksbank Saarpfalz bei einer Überweisung eine Bestätigung angefordert hatte.

Auf Anfragen des Handelsblatts hätten aber auch zahlreiche Banken erklärt, dass sie solche Kontrollen nicht für nötig hielten. N26 bestätigte der Zeitung, dass man von einzelnen Fällen solcher Überweisungsbestätigungen wisse. "In diesen wenigen Fällen kontaktieren wir die Verantwortlichen in den entsprechenden Banken, um die Fälle so schnell es geht zu lösen“, zitiert der Bericht Max Schertel, Head of Business Operations bei der Bank. Solche Prüfungen im Rahmen der Transaktionsüberwachung seien aber ein normaler Vorgang.

N26 machte bereits Schlagzeilen mit zahlreichen Fälle, bei denen Kriminelle unter falscher oder geklauter Identität eröffnete N26-Konten genutzt haben sollen, um Geld von anderen gehackten Konten ins Ausland zu senden. Oftmals wurden Unbedarfte unter falschen Vorgaben zur Eröffnung des Kontos gelotst.

Erst vergangene Woche hatte die Finanzaufsicht Bafin N26 wegen Mängeln bei Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung gerügt. Die Bank müsse demnach einige Bestandskunden neu identifizieren sowie mehr Arbeitsläufe schriftlich festhalten und Rückstände bei der Kontrolle verdächtiger Transaktionen aufarbeiten. Die Bafin hat auch angeordnet, dass N26 für eine angemessene personelle Ausstattung für die Geldwäsche-Kontrollen zu sorgen hat.

Schon zuvor hatten Berichte die Runde gemacht, N26 sei bei der Weitergabe von Informationen über Kontenmissbrauch für andere Banken schlecht erreichbar gewesen. Und davor kursierten bereits Meldungen über den schlechten Kundenservice, wegen dem Phishing-Opfern hoher Schaden entstanden sei. In allen Fällen gelobte N26 Besserung.

Das schnell wachsende Unternehmen, das in 24 europäischen Märkten aktiv ist, bedient eigenen Angaben nach über 2,5 Millionen Kunden. Die Infrastruktur des 2013 gegründeten Bank-Startups ist offenbar nicht mit dem rasanten Wachstum mitgekommen. Bis Ende des Jahres soll jetzt aber die Zahl der Mitarbeiter um 50 Prozent auf gut 1500 steigen. Das Team zur Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität sei bereits ausgebaut worden, sagte Mitgründer Valentin Stalf. (axk)