Verschlüsselungstechnik für Verbrecher: Neun Jahre Haft für Kanadier

Ein Kanadier hat abgesicherte Smartphones an Kriminelle geliefert. Dafür muss er in den USA lange in Haft. Beweise machen deutlich, dass er wusste, was er tat.

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Verschlüsselungstechnik für Verbrecher: Neun Jahre Haft in den USA

(Bild: jieyirain)

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Der Chef einer kanadischen Firma ist in den USA zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er "wissentlich transnationale Banden und Drogenkartelle mit Technik zur Verschlüsselung ihrer Kommunikation ausgestattet hat". Vincent Ramos hatte Phantom Secure geführt und muss nun zusätzlich zu der Haftstrafe Vermögensgüter im Wert von 80 Millionen US-Dollar herausrücken, teilte das US-Justizministerium mit. Es sei das erste Mal, dass die USA ein derartiges Urteil gegen einen Firmenchef erreicht hätten, der das organisierte Verbrechen mit Verschlüsselungstechnik versorgt hat.

Vor mehr als einem Jahr war das Vorgehen der US-Bundespolizei FBI gegen den Firmenchef bekannt geworden. Sein Unternehmen hatte modifizierte Android- und BlackBerry-Smartphones (mit deaktivierter Kamera, Mikrofon und GPS-Empfänger) sowie einen PGP-verschlüsselten Nachrichtendienst angeboten. Der Vorwurf lautete, dass Phantom Secure explizit zur Unterstützung krimineller Taten gegründet worden sei. Ramos' Anwalt versicherte nun erneut, dass sein Mandant die Firma mit ehrenwerten Motiven gegründet hätte, aber weiter gemacht hätte, als ihm klar geworden sei, was seine Kunden taten, zitiert ihn Vice. Dafür habe er sich nun entschuldigt.

In der Mitteilung des US-Justizministeriums gibt es keine Angabe dazu, wie die Gegenseite diesen Punkt sieht. Deutlich wird darin aber, dass einige Beweise zusammengetragen wurden, die deutlich machen, dass der Kanadier Ramos irgendwann sehr genau wusste, mit wem er Geschäfte machte. So sei er etwa im März 2014 auf einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden, demzufolge Ermittlungen gegen ein Kartell in einem Mordfall dadurch behindert wurden, dass die Verdächtigen Geräte von Phantom Secure nutzten. Ramos habe dazu geschrieben: "Das ist eine Bestätigung unserer Effektivität durch die höchste Autorität. Besser kann es nicht werden."

Ramos habe außerdem regelmäßig Beweismaterial von Geräten gelöscht, von denen die Firma wusste, dass Strafverfolger die beschlagnahmt hatten. Kunden von Phantom Secure hätten außerdem E-Mail-Adressen genutzt, die in dem Kontext wenig Interpretationsspielraum lassen, listen die Justizbehörden auf: leadslinger@freedomsecure.me ("Bleischleuder"), The.cartel@freedomsecure.me ("das Kartell"), The.killa@freedomsecure.me, Trigger-happy@lockedpgp.com ("schießwütig"), Knee_capper9@lockedpgp.com ("Kniescheibenzertrümmerer9"), Elchapo66@lockedpgp.com, Time4a187@freedomsecure.me ("Zeit für einen Mord").

Die Ankläger schätzen, dass zur Zeit der Verhaftung von Ramos mindestens 7000 seiner Geräte in Benutzung waren. Einer seiner Kunden – der inzwischen selbst zu 21 Jahren Haft verurteilt worden sei – habe mithilfe lediglich sechs solcher Geräte von Phantom Secure den Transport von über einer Tonne Kokain von Mexiko über die USA nach Kanada und Australien organisiert. Die Menge an Drogen, die insgesamt dank Phantom Secure geschmuggelt wurde, sei deswegen zu hoch, um sie zu schätzen, sagen die Ermittler. Seine Firma sei inzwischen lahmgelegt, vier Mitangeklagte seien aber weiterhin auf der Flucht. (mho)