Von Bienen und Bushaltestellen

Wie man Bushaltestellen zu einem neuen Lebensraum umwandeln kann, zeigt die Stadt Utrecht. Das lohnt zum Nachmachen.

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Nicht erst seit der Veröffentlichung des Berichts vom Weltbiodiversitätsrat (IPBES) im Mai ist klar: Die Artenvielfalt auf der Erde ist bedroht. Das betrifft die Insekten im Besonderen. Schuld sind der Klimawandel und die zunehmende Beschränkung des Lebensraums von Tieren und Pflanzen – oder kurz gesagt: der Mensch. Umso dringender sind Strategien, die das Fortbestehen von Arten und ihren Lebensräumen sichern. Das kommt nicht zuletzt uns selbst zu Gute. Doch wie es bei der Entwicklung von Konzepten so ist, wird auch hier – so meine kecke Prognose – einige Zeit ins Land ziehen, bis es tatsächlich zu Handlungen kommt.

Umso dringender sind kleine Schritte erforderlich, die sich leicht umsetzen lassen und trotzdem einen Effekt haben. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Begrünung von Dächern und Plätzen. Auf diese Weise lässt sich im Handumdrehen Lebensraum "zurückgeben", der an anderer Stelle bereits gekappt wurde. Jüngst macht die niederländische Stadt Utrecht mit einer Idee auf sich aufmerksam, die zum Nachmachen lohnt. Dort wurden die Dächer von rund 300 Bushaltestellen bepflanzt. Über den Köpfen der wartenden Fahrgäste gedeihen nun Wiesen aus Mauerpfeffer (der zu den Sedum-Pflanzen gehört). Die genügsame Pflanze braucht nur wenig Wasser, bloß ein paar Zentimeter Erde und auch Steine sind ok. Das Beste jedoch ist: Für Insekten und insbesondere Bienen sind das neue Anflugstellen.

Die begrünten Bushaltestellen bieten aber nicht nur neuen Lebensraum, sondern sorgen auch für Kühlung während heißer Tage, binden Feinstaub aus den Autoabgasen und verbessern so die Luftqualität. Auch die Bienen tragen ihren Teil dazu bei, berichtet die von Deutschlandfunk Nova befragte NABU-Expertin: "Die Bienen selbst sind wie kleine Feinstaubfilter unterwegs. Der Nektar, den sie zu sich nehmen, filtern sie in ihrem Körper durch." Der belastende Feinstaub verbleibe in der Biene. Ob das eine gute Nachricht ist, ist fraglich.

Nichtsdestotrotz wird dem Utrechter Vorbild bereits nachgeeifert: Die Idee scheint zu ersten Städten in Nordrhein-Westfalen herüber geschwappt zu sein. Neuss, Grevenbroich und Bonn überlegen, auch ihre Bushaltestellen zu begrünen. Damit ist eine simpler Ansatz im Kleinen gezeigt, der zumindest punktuell zum Arten- und Umweltschutz beiträgt.

(jle)