Low Code: Turbo für den Entwicklungsprozess

Low Code entwickelt sich zum veritablen Hype. Das Konzept ist nicht neu, dennoch sehen viele Autoren die Technik als Schlüssel zur Digitalisierung.

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Low Code: Turbo für den Entwicklungsprozess
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Prof. Wolf Knüpffer
Inhaltsverzeichnis

Nach einer Studie von Forrester Research setzten 2018 bereits 23 Prozent der befragten Softwareentwicklungsteams Low-Code-Entwicklungsplattformen ein. Und weitere 22 Prozent planten es für 2019. Andere Autoren sehen Low Code sogar als Schlüssel zur Digitalisierung. Der Markt wächst jedenfalls rasant.

Der Begriff Low Code bezeichnet das Erstellen von Softwaresystemen mit nur wenig geschriebenem Programmcode. Low-Code-Plattformen sind komplexe Werkzeugumgebungen, die das Entwickeln mit überwiegend grafischen Mitteln ermöglichen, was die Herstellung von Software deutlich vereinfachen und beschleunigen soll. Noch einen Schritt weiter gehen No-Code-Werkzeuge. Hier wird nur noch geklickt und generiert, das Kodieren entfällt vollständig. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten: Vielfach wird gefordert, den Anwender in der Fachabteilung unmittelbar in den Entwicklungsprozess einzubinden. Er soll sich seine Programme, ähnlich wie in Excel, wo das schon lange einigermaßen funktioniert, selbst zurecht schneidern. Als angenehmen Nebeneffekt erhofft man sich, so das derzeitige Fehlen von IT-Spezialisten zu kompensieren.

Die Idee, Computerprogrammierung durch Werkzeuge so weit zu vereinfachen, dass damit einigermaßen versierte Endanwenderinnen einfach und schnell eigene Applikationen erstellen können, ist keineswegs neu. Schon in den 1980er Jahren entstanden die ersten Programmiersprachen der vierten Generation (4GL). Anders als in den bis dahin gebräuchlichen Programmiersprachen der dritten Generation wie FORTRAN und COBOL, in denen der Entwickler Verfahren zum Lösen einer Aufgabe in detaillierten Einzelschritten beschreiben muss, formuliert er in 4GL lediglich Arbeitsanweisungen auf einer hohen Abstraktionsebene. Ein bis heute bekannter Vertreter dieser Sprachen ist SQL. Parallel dazu entstanden die ersten integrierten Entwicklungsumgebungen (IDE), die diverse Editoren, Debugger und Compiler zu einer homogenen Arbeitsumgebung zusammenfassen.