Huaweis HarmonyOS: Open Source und zuerst auf "Smart Screens"

Der chinesische Telco-Riese will sein neues Betriebssystem der globalen Entwicklercommunity öffnen und damit ein neues Ökosystem etablieren.

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Huaweis HarmonyOS: Open Source und zuerst auf "Smart Screens"

Richard Yu kündigt HarmonyOS zum Auftakt der HDC 2019 an.

(Bild: Huawei)

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Nun ist es offiziell: Huawei hat am Freitag das offene Betriebssystem HarmonyOS vorgestellt, über das es in den vergangenen Wochen zahlreiche Spekulationen gegeben hatte. Vor dem Hintergrund des Handelskriegs zwischen China und den USA, in dessen Kreuzfeuer Huawei geraten ist, und den möglichen Restriktionen hinsichtlich des Einsatzes von Android wurde das auch HongmengOS genannte System als möglicher Ersatz für Huaweis Smartphones gehandelt.

HarmonyOS ist lauffähig auf Smartphones, bestätigte Richard Yu, Chef von Huaweis Verbrauchersparte, am Freitag zum Auftakt der Huawei Developer Conference (HDC) im chinesischen Dongguan. Zuvor hatten sich hochrangige Huawei-Manager widersprüchlich über den Einsatzzweck des Systems geäußert. Doch hat der Hersteller offenbar nicht vor, das System in naher Zukunft auf einem Smartphone in den Handel zu bringen. Ohnehin ist HarmonyOS zunächst nur in China verfügbar, sein internationales Debüt soll das System später machen.

Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass Huawei irgendwann ein Einsteiger-Smartphone mit HarmonyOS als Tauglichkeitsnachweis präsentiert. Doch Android bleibt vorerst das System der Wahl – wenn es die politische Lage weiter erlaubt. "Wir ziehen Android für Smartphones vor", sagte Yu. "Aber sollten wir Android nicht nutzen können, sind wir in der Lage, schnell auf HarmonyOS umzusteigen."

HarmonyOS soll in Version 1.0 neben einem Microkernel auch auf einem Linux-Kernel oder dem LiteOS-Kernel aufsetzen. Zunächst wird das System auf "Smart Screen"-Geräten laufen, die noch im Laufe des Jahres auf den Markt kommen sollen. Ein heißer Kandidat ist der erste Fernseher, den die Tochtermarke Honor an diesem Wochenende vorstellen will. In den folgenden Jahren soll HarmonyOS dann weiterentwickelt und für weitere Geräteklassen angepasst werden. Huawei nennt hier zum Beispiel Smart Watches, Fernseher oder Entertainmentsysteme für Autos. HarmonyOS 2.0 soll dann 2020 nur mit einem eigenen Mikrokernel erscheinen, Version 3.0 ein Jahr später.

Huawei hofft, dass HarmonyOS als Open-Source-Plattform eine aktive Entwicklergemeinde um sich scharen kann, die das System weiterentwickelt. "Wir wollen ein globales Betriebssystem etablieren, das nicht nur von Huawei genutzt wird", sagte Yu. "HarmonyOS ist ganz anders als Android oder iOS." Das verteilte Microkernel-System funktioniere reibungslos auf verschiedenen Plattformen. "Man muss eine App nur einmal entwickeln und kann sie dann flexibel auf eine breite Palette verschiedener Geräte ausspielen."

Durch den Microkernel ist HarmonyOS schlank: der Kernel liefert nur nötigste Grundfunktionen, darüber hinaus gehende Dienste werden in Prozesse oder Bibliotheken ausgelagert. Dadurch braucht man für diese Funktionen auch keinen Root-Zugriff. Zudem ist das System leicht für andere Plattform und Umgebungen anpassbar. Davon sollen auch Entwickler und Nutzer profitieren, meint Huawei und verspricht nahtlose Portabilität, niedrige Latenz und hohe Sicherheit.

Dem System stellt Huawei seinen Ark Compiler zur Seite, den das Unternehmen zuvor auch für Android-Entwickler zur Verfügung gestellt hat. Der Compiler unterstützt eine Reihe von Programmiersprachen, darunter Java, C und C++. Damit können Entwickler ihre Android-Apps auch einfach für HarmonyOS kompilieren, hieß es. "Wir sind überzeugt, dass HarmonyOS die Branche beleben wird", sagte Yu. "Wir möchten die Entwickler in aller Welt einladen, mit uns dieses neue Ökosystem aufzubauen."

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(vbr)