Prozessoren: IBMs Power-ISA wird ein "Open Model"

Chiphersteller können in Zukunft Power-Prozessoren ohne Lizenzkosten entwickeln. IBM stellt unter anderem ein Kerndesign bereit, um den Umgang zu erleichtern.

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Open-Source: IBM öffnet Power-ISA und wechselt zur Linux Foundation

Ein Power9-System von IBM.

(Bild: IBM)

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Die Instruction Set Architecture (ISA), die den Grundbau der RISC-Architektur Power beschreibt, wird künftig geöffnet. Das haben die Beteiligten im Rahmen des Linux Foundation Open Source Summit North America und des Open Power Summit North America bekannt gegeben.

Unternehmen dürfen eigene Power-Prozessoren entwickeln, ohne Lizenzgebühren an IBM zahlen zu müssen. Entscheidet sich die Open Power Foundation, Erweiterungen in die ISA aufzunehmen, können diese Unternehmen die entsprechenden Patentrechte beantragen.

Die Open Power Foundation spricht in ihrer Pressemitteilung an keiner Stelle von einem komplett offenen Open-Source-Modell, sondern von einem "Open Model".

IBM stellt Referenzdesigns für ein Open Coherent Accelerator Processor Interface (Open CAPI) und ein Open Memory Interface (OMI) zur Verfügung. Mit dem Open-CAPI-Standard lassen sich externe Beschleuniger mit einem Prozessor verbinden. OMI bildet die Schnittstelle zum Arbeitsspeicher.

Die Open Power Foundation widerspricht derweil Aussagen, dass die Entwicklung von Power-Rechenkernen verglichen mit anderen Architekturen kompliziert sei. Ein IBM-Ingenieur habe mit der Power-ISA "in einer sehr kurzen Zeit" einen sogenannten Softcore entwickelt, dessen Dokumentation IBM bei Github veröffentlicht hat.

Ein Softcore stellt ein CPU-Basisdesign dar, das Dritte fertig in ihre Prozessoren integrieren können. ARM lizenziert so zum Beispiel seine Cortex-Designs an Smartphone-Hersteller. Der IBM-Softcore "Microwatt" ist als Single-Issue- und In-Order-Ausführung sehr simpel aufgebaut und könnte entsprechend für Embedded-Systeme interessant sein.

Mit der Ankündigung gab die Open Power Foundation den Austritt aus dem IEEE-ISTO-Konsortium bekannt, um ein Projekt im Rahmen der Linux Foundation zu werden. In diesem Zusammenhang erwähnenswert: Der Wechsel kommt nach der Ratifizierung der RISC-V-ISA, die sich ebenfalls ohne Lizenzgebühren frei verwenden lässt und auf den Embedded-Markt abzielt.

Erst diesen Sommer schloss IBM die Übernahme von Red Hat für 34 Milliarden US-Dollar ab und bekannte sich in diesem Zuge zur Open-Source-Community.

[Update, 23.8.:] Wir haben den Abschnitt zu Open CAPI angepasst. Der Standard dient nicht als Schnittstelle zwischen verschiedenen CPU-Funktionsblöcken, sondern zwischen mehreren Chips. (mma)