Dauerhaft Sommer- oder Normalzeit? Wirtschaft gespalten

Wie soll die Uhr laufen, wenn die Sommerzeit EU-weit abgeschafft wird? Deutsche Unternehmen sind sich darin nicht eins.

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Wecker, Zeit

(Bild: Gerd Altmann, gemeinfrei (Creative Commons CCo))

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Die deutsche Wirtschaft ist laut einer Umfrage gespalten in der Frage, welche Zeit nach einem Ende der Zeitumstellung dauerhaft gelten soll. Demnach sprechen sich jeweils rund 38 Prozent der befragten Unternehmen für die Sommer- und Normalzeit aus. Keine Präferenz haben 24 Prozent der Firmen. Das geht aus einer Befragung unter mehr als 1400 Firmen des Ifo Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervor. Die Normalzeit sichere mehr Helligkeit in den Morgenstunden, hieß es. In der Sommerzeit sei es am Abend länger hell.

Im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission Pläne zur Abschaffung der halbjährlichen Zeitumstellung vorgestellt. Eigentlich war geplant, dass schon 2019 die EU-Staaten zum letzten Mal an der Uhr drehen müssen. Die Staaten sollten dann selbst wählen können, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Der Zeitplan war aber ins Stocken geraten.

Die Bundesregierung hat sich noch nicht darauf festgelegt, ob sie bei einem Ende der Zeitumstellung für eine dauerhafte Normal- oder Sommerzeit ist, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt hatte. Entscheidend sei es, "Zeitinseln und Friktionen im Binnenmarkt" zu vermeiden. Daher werde ein abgestimmtes Vorgehen mit den europäischen Nachbarstaaten angestrebt.

Laut der Umfrage, an der von April bis Juni 2019 1318 Unternehmen teilnahmen, zeigen sich Unterschiede beim Blick auf die jeweiligen Wirtschaftsbranchen. Während sich die Energiewirtschaft tendenziell für die ganzjährige Normalzeit stark mache, bevorzugten Finanz- und Versicherungsdienstleister die ganzjährige Sommerzeit. Dafür seien mehrheitlich auch der Handel und das Gastgewerbe.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Zeitumstellung mit der Sommerzeit im Jahr 1980 als Reaktion auf die Ölkrise zwei Jahre zuvor eingeführt. Ziel war es, Energie zu sparen, weil es abends länger hell bleibt. Seit 1996 gilt die Sommerzeit EU-weit und beginnt jeweils am letzten Sonntag im März. Am letzten Sonntag im Oktober, 27.10.2019, werden die Uhren dann in allen Staaten der Europäischen Union wieder auf die Normalzeit zurückgedreht.

Eine Umfrage der DAK hat jüngst ergeben, das rund 29 Prozent der Deutschen unter der Zeitumstellung im Winter unter gesundheitlichen oder psychischen Problemen leiden. Mehr als drei Viertel der Befragten sind der Meinung, die Zeitumstellung sei überflüssig und sollte abgeschafft werden.

Insgesamt scheint das Thema Normal-/Sommerzeit den Menschen in Deutschland auf den Nägeln zu brennen. Sie beteiligten sich überproportional an einer EU-weiten Befragung im vergangenen Jahr, in der sich 84 Prozent der Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen hatten. Das EU-Parlament stimmte daraufhin im März für die Abschaffung der Zeitumstellung bis 2021. Bisher ist jedoch unklar, wie dies konkret umgesetzt werden soll. So soll jedes Mitgliedsland eine Präferenz abgeben, ob dauerhaft die Sommer- oder die Normalzeit gelten soll. Mit 67 Prozent wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine neue europaweit einheitliche Zeitregelung. (mit Material der dpa) / (anw)