Berüchtigtes Onlineforum 8chan unter neuem Namen zurück

Für Monate war 8chan offline, nachdem die Rolle des Forums bei rechtsextremem Terror in den Fokus gerückt war. Nun ist es unter neuem Namen zurück.

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Berüchtigtes Onlineforum 8chan unter neuem Namen zurück

(Bild: Evdokimov Maxim/Shutterstock.com)

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Die Betreiber von 8chan haben das berüchtigte Onlineforum unter neuem Namen zurück ins Internet gebracht, aber noch scheint zumindest zweifelhaft, dass es dauerhaft online bleiben wird. Unter dem Namen 8kun steht das Imageboard seit dem Wochenende zwar wieder online, aber gegenwärtig reagiert die Seite sehr träge und es ist wohl auch so gut wie nicht möglich, Beiträge zu veröffentlichen. Das gleiche gilt für die Variante im Tor-Netz. Mit /pol/ fehlt außerdem das berüchtigtste Unterforum, das maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass die Seite offline gegangen war. Im Fall eines "Notfalls" könne die Seite nun in einen schreibgeschützten Modus versetzt werden, in dem keine Beiträge veröffentlicht werden können, heißt es auf 8kun.

8chan war im August offline gegangen, nachdem der US-Konzern Cloudflare seine Verträge mit den Betreibern gekündigt und dem Forum damit seinen wirksamen DDoS-Schutz entzogen hatte. Seitdem war die Seite im Internet nicht mehr erreichbar. Hintergrund für Cloudflares Schritt waren Debatten, nachdem zum dritten Mal innerhalb weniger Monate ein rechtsextremer Terrorist seine Tat in dem anonymen Forum angekündigt hatte und dort dafür auch Zuspruch erfahren hatte. Vorher schon waren in Bereichen der Seite rechtsextreme Attentäter bejubelt und Nachahmer aufgefordert worden, es ihnen gleich zu tun. Nachdem 8chan aus dem Internet verschwunden war, hatten die Betreiber angekündigt, es zurückbringen zu wollen.

Während hinter den Kulissen an dieser Rückkehr gearbeitet wurde, hat der 8chan-Betreiber Jim Watkins im US-Kongress ausgesagt. Im Ausschuss für Heimatschutz des Repräsentantenhauses erklärte er Anfang September, dass seine Firma nicht plane, "von der Verfassung geschützte Hate Speech zu löschen". Lediglich "die wenigen Inhalte", die nicht vom 1. Verfassungszusatz geschützt würden, entferne man. Dazu zählte er etwa Kinderpornographie und "ernsthafte Drohungen". Übrig blieben aber jede Menge "ungebildete, schlecht informierte und verschwörungstheoretische Meinungen", die geschützt seien. "Warum Extremismus in der aktuellen amerikanischen Politik floriert, bleibt unbekannt und sehr problematisch", schob er dann noch jede Verantwortung von sich.

Am Wochenende nun ging 8kun online – der Namensteil "kun" bezieht sich dabei auf eine japanische Anredeform für männliche Jugendliche, das "chan" des Vorgängers ist eine Verniedlichungsform für kleine Kinder untereinander. Die immensen Ladezeiten und häufigen Fehlermeldungen auf der Seite dürften nun Folge des Katz- und Maus-Spiels sein, dass die Betreiber führen, um sich die nötige Infrastruktur zu sichern: Der inzwischen nicht mehr mit der an der Seite arbeitende Gründer Fredrick Brennan, hat wiederholt deren Schließung gefordert und arbeitet intensiv daran, deren Rückkehr zu verhindern. Dafür kontaktiert er Infrastrukturanbieter, auf deren Dienste 8kun setzt, informiert sie über die 8chan-Diskussionen und erreicht damit immer wieder Vertragskündigungen.

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(mho)